Medieval Lords - Bauen, Verteidigen, Erobern

Medieval Lords - Bauen, Verteidigen, Erobern

Geschrieben von Hans Thiel

 

Mit Medieval Lords bringt der Pubisher Brigade ein Echtzeitstrategiespiel, das sich gänzlich auf Entwicklung und Aufbau einer mittelalterlichen Dorf/Stadtgemeinschaft stützt, mit knappen, beinahe schon spartanischen, Militärpart und dem Verlangen nach jeder Menge Fingerspitzengefühl für die Bedürfnisse und Nöte seiner Bevölkerung. Im Ganzen liegt das Spiel weit näher an SimCity als etwa an Stronghold oder Ähnlichem. Ob dieses Konzept aufgeht, könnt ihr im Review lesen.

Gleich zu Beginn ein Wermutstropfen, in Form des Kopierschutzes. Dieser installiert einen speziellen Laufwerkstreiber, der diverse speicherresistente Programme und CD-Rom-Emulatoren erkennen soll und dann den Start des Spiels verweigert. Dazu benötigt er aber Administrator-Rechte und bricht ansonsten mit mehr oder minder verständlichen Fehlermeldungen ab. Zudem verlangt er zwingend nach einem Neustart und zwar nicht nach der Installation, sondern beim ersten Starten des Spiels. Bei allem Verständnis für die Zwänge der Publisher, ein wenig gegängelt fühlt man sich dann schon.

Ist diese Hürde erst einmal genommen, befindet man sich im recht ansehnlichen Hauptmenü des Spiels. Zum eigentlichen Spiel führt nur einer der reichlich vorhandenen Buttons - der Kampagnenmodus, da im Auslieferungszustand des Spiels leider keinerlei Szenarien mitgeliefert werden. Mit dem Patch auf Version 1.01 werden dann drei Szenarien nachgeliefert, von denen zwei leider aber reine Sandkasten-Karten, also ohne Gegner oder Aufträge sind. Offensichtlich verlassen sich die Entwickler hier auf eine aktive Community, die mit dem eingebauten Landschafts-Editor fleißig Szenarios nachliefert.

Das ist auch eines der größten Mankos des Spiels - im Lieferumfang sind inklusive des sehr guten Tutorials genau neun Karten mit nur marginal verschiedenen Zielsetzungen enthalten - meist läuft es darauf hinaus, das Gebiet zu besetzen, eine bestimmte Anzahl Einwohner zu haben und dann der benachbarten Siedlung/Burg so richtig Feuer zu geben. Alles in allem ganz nett, aber ein paar mehr Karten und Herausforderungen hätten es schon sein dürfen.

Der Militärteil

Apropos Feuer... der militärische Part ist wirklich sehr knapp ausgefallen, es lassen sich nur zwei verschiedene Arten von Einheiten produzieren, diese jeweils in Stärken zu je 50 Mann, die merkwürdigerweise auch grundsätzlich im Zehnerpack sterben. Ein paar Triboken, Balisten und Katapulte und das war es dann auch schon.

Wie gesagt, mehr SimCity eben.

Der Aufbauteil

Dieser Part ist wirklich gelungen: das Spiel zwingt den Spieler zum konsequenten Mikromanagement und zur planvollen Anlage der Ressourcen. Wer es verpasst, seine Nahrungsbeschaffung auf eine breite Basis zu stellen, bekommt prompt die Rechnung präsentiert - Trockenheit, Schweinepest, Fischmangel, Pest... Monokultur wird mit Hungersnöten bestraft, was natürlich zum Schwund der Bevölkerung und damit auch zum Schwund der militärischen Stärke und letztendlich einem eher unrühmlichen Ende führt. Das gilt vor allem, wenn man sich im (hervorragend an die eigenen Bedürfnisse anpassbaren) Schwierigkeitsgrad mehr und mehr der Stufe "hart" nähert. Die Gebäude lassen sich frei von irgendwelchen Rastern platzieren, was allerdings auch bei einigen erlaubt, diese fast ineinander zu bauen; zumindest so, dass sich einige Vorgärten überschneiden - das mag aus der Vogelperspektive nicht auffallen, aber sollte man doch einmal die Vorzüge der 3D-Grafik genießen wollen, sieht es doch merkwürdig aus.

Einen großen Beitrag zur plausiblen Darstellung leisten die frei anlegbaren Felder. Diese legt man wie in einem Grafikprogramm durch Definieren der Feldgrenzen an, wobei nur gewisse Mindest- und Maximalgrößen, bestimmt durch die Anzahl der pro Feld benötigten Arbeiter, zu beachten sind. Ansonsten sind alle Formen und Varianten denkbar. In Kombination mit den anderen Gebäuden und den umherschwirrenden Bewohnern ist die Illusion einer wahrhaftigen mittelalterlichen Lebensgemeinschaft perfekt. Im Stadtgebiet ducken sich die Häuser zusammen, verwinkelte Gassen zwängen sich zwischen prachtvollen Statuen, Brunnen und dem einen oder anderem Scheiterhaufen und überall herscht geschäftiges Treiben. Dadurch, dass die Grafik durchgängig dreidimmensional ist und sich stufenlos zoomen und drehen lässt, erhält man die Möglichkeit fast direkt ins Geschehen einzutauchen, mit der Kamera die mächtigen Stadtmauern entlangzufahren und sich mitten ins Getümmel zu stürzen. Mag die höchste Zoomstufe auch keinerlei strategischen oder taktischen Wert haben, schön anzusehen ist sie allemal.

Die Häuser haben neun Entwicklungsstufen und wandeln sich von der einfachen Hütte zu wahren Prachtbauten - je nachdem, wie gut die elementaren Bedürfnisse der Hausbewohner versorgt sind. Und auch hier greift wieder eines ins andere, die verschiedenen Gebäude haben nicht nur positive Eigenschaften, sondern durchaus auch ihre Schattenseiten - so mag ein Schweinestall recht gut für die Nahrungsversorgung sein, aber wer hat denn gern einen solchen hinter seinem Herrschaftshaus? Und der Galgen quer über die Straße erzeugt zwar ein gewisses Sicherheitsgefühl, andererseits ist der Anblick doch auch nicht immer erbauend. So muss man auch hier planen und die verschiedenen Effekte der Gebäude miteinander abwägen, um die Zufriedenheit seiner Einwohner zu steigern, denn nur zufriedene Einwohner zahlen auch Steuern.

So detailliert der Aufbaupart auch ist – ein wenig unvollkommen wirkt er doch. Die Ressourcengewinnung beschränkt sich gänzlich auf die Nahrungsproduktion, Steine, Eisen etc. scheinen einfach so vorhanden zu sein. Die einzige Geldquelle sind die Steuern deren Höhe man in fünf Stufen festlegen kann, was sich jeweils positiv oder negativ auf das Wohlwollen der Bevölkerung auswirkt.

Sound

Der Sound ist recht gut aber etwas arm an Variation. Nach einiger Zeit scheint man das Repertoire alles irgendwo schon mal gehört zu haben und dreht zwangsläufig leiser. Einigen der Gebäude wurden auch Geräusche zugewiesen, ab und an hört man noch ein paar Vögel zwitschern, so richtig zur Atmosphäre beitragen, kann die Geräuschkulisse aber nicht. Einzige Abwechslung bieten die Zeiten des Angriffs – hier wechselt die Musik abrupt zu einer treibenden Kriegstrommelei – man hat fast schon das Gefühl das letzte Stündlein hätte geschlagen, auch wenn es dann doch wieder nur ein paar randalierende Barbaren sind. So schnell wie der Spuk begonnen hat, ist er dann auch meist vorbei.

Fazit:

Wer geruhsames Aufbauen mit teilweise kniffeligem Management der Bedürfnisse seiner Einwohner mag, wird an dem Spiel auf jeden Fall seine Freude finden. Leider erweckt das Spiel aber (wie viele Spiele der letzten Zeit) den Eindruck, nicht richtig fertig geworden zu sein - aber es bleibt ja immer noch die Hoffnung auf kommende Patches oder die Community, die den Nachschub an Karten und Szenarios sichert.

(25.11.2004)

Technische Daten:
 
Entwickler: Monte Cristo - The Management Games Company
Publisher: http://www.backtogames.de
Genre: Aufbau/Strategie
Releasedate: Bereits im Handel
Homepage: http://www.medievallords-game.com
Altersfreigabe:  Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG

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