Battlefield 2142 - Northern Strike (Electronic Arts) geschrieben von Jan-Tobias Kitzel
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Sonnenschein, Vogelzwitschern, fröhliche Menschen. "Zwei Kugeln Zitrone, einmal Erdbeere. Und für dich, Schatz?" Tolle Vorstellung, nicht wahr? Eine ganz andere Bestellung hat in Battlefield 2142 die Erde abgegeben: Einmal Eiszeit, bitte! Ein weißer Würgegriff hat die fröstelnde Menschheit erfasst und drückt sie erbarmungslos zu Boden. Aber wir wären nicht der Homo sapiens, der wir sind, wenn wir uns jetzt alle gemeinsam gegen das drohende Elend verbünden würden. Nein, führen wir doch lieber Krieg um die letzten Rohstoffe und bomben uns fröhlich gegenseitig in Grund und Boden. Battlefield 2142 wartet mit einem Hintergrund auf, der Schauer über den Rücken jagt. Und an dieser Stelle setzt auch das erste Boosterpack (Add-on) für das Basisspiel an: Northern Strike. Gameplay oder "Dran, drauf, Frostschutzmittel!" Auf den ersten Blick gerät man als Spieler angesichts der "Neuerungen" von "Battlefield 2142 - Northern Strike" (BF2142-NS) nicht gerade in das Stadium der leuchtenden Augen. Drei neue Maps, zwei neue Vehikel, einige Auszeichnungen mehr als vorher, eine Erweiterung des Waffenschranks, (mehr Unlocks) und ein neuer Modus namens "Assault Lines" ist auch noch dazugekommen. Klingt nicht gerade nach bahnbrechenden Neuerungen. Aber der Spielspaß kommt in BF2142-NS dennoch auf keinen Fall zu kurz, soviel schon mal vorweg. Aber vor alle Gamerfreuden hat EA sein hauseigenes Downloadtool gesetzt: Egal ob man BF2142-NS im Laden kauft oder direkt über "EA Link" - Download ist Pflicht, denn in der Handelsschachtel liegt gerade mal ein Flyer mit Downloadcode. Nachdem also 160 MB auf die heimische Platte heruntergeladen wurden und BF2142-NS installiert wurde, guckt man sich erstmal etwas verwundert um. Wie starte ich das Spiel denn jetzt? Ein winzig kleiner Knopf in EA Link lässt sich dafür ausmachen, oder man ist eher grobschlächtig veranlagt wie meinereiner und probiert erstmal das Icon des Basisspiels auf dem Desktop. Und siehe da: BF2142-NS hat sich nahtlos ins Hauptprogramm integriert und startet direkt mit. Das Rumgefummel von Battlefield 2, wo jedes Add-on - Pardon "Boosterpack" - noch sein eigenes Desktopicon hatte, gehört damit glücklicherweise der Vergangenheit an. Dann wollen wir die neuen Maps mal in Augenschein nehmen. Natürlich erstmal im Singleplayer, man will ja zunächst ein paar Computersoldaten eins überbraten, bevor erfahrenere menschliche Gegenspieler dasselbe mit einem selbst im Multiplayer machen. Hier kommt dann leider ein Wermutstropfen: Keine der drei neuen Karten (Remagen, Leipzig und Bavaria) ist im Singleplayer spielbar. Der Einzelspielermodus ist, genauso wie im Basisspiel, auch in BF2142-NS der dämliche Onkel, den man nur deshalb zur Party eingeladen hat, weil es Tradition ist. Für Einzelspieler heißt es also auch nach Northern Strike, einen Bogen um Battlefield 2142 zu machen. Also doch Multiplayer. Das Spielprinzip blieb absolut unangetastet, jeder BF2142-Spieler findet sich also auch auf den neuen drei Karten sofort zurecht. Aber er kommt aus dem Zungenschnalzen erstmal nicht heraus. Was die Leveldesigner mit den drei neuen Maps geleistet haben, gehört mit zum Besten, was die Battlefield-Reihe bisher hervorgebracht hat. Die neuen Karten sind absolut ausgewogen, bieten immense taktische Möglichkeiten und erzeugen durch ein klasse Design eine tolle Atmosphäre. Während "Remagen" eine weitläufige städtische Karte ist, auf der auch gerne mal Fahrzeugschlachten auf dem Programm stehen, sieht das in "Leipzig" anders aus. Hier dominieren enge Straßenschluchten das Bild und die Tatsache, dass die Map in der Nacht spielt und nur einige versprengte Laternen fahle Lichtkegel auf das glitzernde Eis werfen, erzeugt eine Gänsehautatmosphäre. Bliebe noch "Bavaria": Hier dürfen wir in einem ländlichen Terrain dem Gegner den Eispickel auf die Rübe zimmern, aber dank einiger Barracken und Lagerhallen kommt es auch immer wieder zu intensiven Nahkämpfen in enger Umgebung. Auf den drei neuen Karten kommen die beiden bisher unbekannten Vehikel gut zur Geltung. Auf der einen Seite der "Goliath", ein schwerer Truppentransporter mit Selbstheilungsfähigkeit und der Geschwindigkeit einer toten Mohrrübe. Auf der anderen der "Hachimoto", ein Schwebespeeder, mit dem ihr abgeht wie ein Zäpfchen, als Ungeübte aber auch gerne Mauern knutscht. Beide Fahrzeuge ergänzen sehr gut den bereits vorhandenen BF2142-Fuhrpark und bieten viele taktische Möglichkeiten. Gerade um einen Goliath in die Knie zu zwingen, ist massives Teamwork vonnöten; anders lässt sich die regenerierende Panzerung kaum knacken. Der Speeder wiederum ermöglicht extrem schnelles Reisen auf den weitläufigen Karten. Und zwei Soldaten hinter den feindlichen Linien sollen ja schon für eine Menge Ärger beim gegnerischen Commander gesorgt haben, nicht wahr? Kommen wir damit zum neuen Spielmodus: "Assault Lines". Er ähnelt dem bekannten Capture-Modus, bei dem ihr eine Karte durch Einnahme der verstreuten Flaggenpunkte gewinnen könnt. In Assault Lines gibt es einen wichtigen Unterschied: Das gegnerische Hauptquartier könnt ihr erst dann einnehmen, wenn alle anderen Flaggenpunkte bereits euch gehören. Der Kampf um die letzte Basis kommt daher der Einnahme einer Burg gleich: Eingeigelte Verteidiger gegen anstürmende Eroberer. Hat da jemand "Rausschleichen und hintenrum einen der anderen Flaggenpunkte erobern" gesagt? Genau, denn sobald auch nur einer der Feld-Flaggenpunkte wieder dem Verteidigerteam gehört, können die Angreifer die gegnerische Hauptbasis erneut nicht einnehmen. Für derartige Ausbrüche bietet sich der neue Hachimoto Speeder geradezu an. Aber warum sollten wir - abgesehen vom Spielspaß - diese "Mühen" auf uns nehmen? Um eine der elf neuen Auszeichnungen zu ergattern! Die gibt es für diverse Leistungen auf den neuen Northern Strike Karten, beispielsweise xy Stunden Spielen. Und damit der Anreiz nicht nur aus einem schicken Orden an der virtuellen Spielerbrust besteht, gewährt euch jede dieser Auszeichnungen (bis auf den "Assault Lines Attack Pin") einen Unlock-Punkt. Richtig gehört! Während ihr im Basisspiel euer Waffen- und Ausrüstungsrepertoire nur durch einen Rangaufstieg erweitern konntet, geht dies in Northern Strike auch durch das Ergattern von Auszeichnungen (Unlocks durch Rangaufstieg funktioniert natürlich auch weiterhin). Und da man die so freigeschalteten Unlocks auch noch auf den Karten des Basisspiels benutzen kann, hat man als Northern Strike Spieler schnell einen deutlichen Vorteil gegenüber denen, die das Booster Pack nicht besitzen. Nicht gerade das, was man unter fairem Balancing versteht, als Kaufanreiz seitens EA allerdings nachvollziehbar. Mit den durch Auszeichnungen ergatterten Unlock-Punkten könnt ihr euch sowohl Unlocks des Basisspiels als auch eine der zehn neuen Gegenstände freischalten. Da gibt es beispielsweise Magazinerweiterungen für die Schrotpumpe und den Raketenwerfer des Sturmsoldaten, ein Tarn-Upgrade für den Aufklärer oder eine neue Annäherungsmine für den Pionier. Wie gesagt: EA hat keine Änderungen am eigentlichen Spiel vorgenommen. Somit haben auch Spieler des Add-ons bald saubere Wohnungen: Was man in den fünf Minuten, die pro Levelladevorgang locker vergehen, nicht alles schaffen kann ...! Kurz: Die Ladezeiten vor Beginn einer Karte sind immer noch genauso grausam wie in BF2142, und wenn es trotz zwei Gigabyte RAM und Pentium mit über drei Gigahertz in der Kiste mal keine vollen fünf Minuten sind, dankt man den Eisheiligen schon mal auf Knien. Grafik oder "Schnee!" Grafische Neuerungen hat es in Northern Strike gegenüber dem Basisspiel BF2142 nicht gegeben. Es werkelt also weiterhin eine überarbeitete Battlefield 2-Enginge unter der eiskalten Haube, die immer noch ordentliche Resultate erzielt. Zu den grafischen "Boah ey"-Spielen gehört BF2142-NS in keinem Fall, setzt sich aber, mit Sturmgewehr und Frostschutzmittel bewaffnet, im oberen Mittelfeld fest. Ein besonderes Lob gebührt den Designern allerdings für die neuen Levels und auch für die beiden Fahrzeuge. Alle sind liebevoll ausgearbeitet und erzeugen durch kleine Details eine tolle Atmosphäre. Die Straßenschluchten von Leipzig sind eindrucksvoll gestaltet, und wenn ich mit einem Pod quer über Bavarias Felsabhang geschossen werde, kann ich nur sagen: Klasse Arbeit, liebe Designer! Durch Abwechslung im Außendesign, das Arrangement der Levelbegebenheit und nette Kleinigkeiten wie herunterrieselnden Schnee schaffen es die Grafikkünstler sogar, das überall dominierende Weiß in den Levels nicht monoton wirken zu lassen. Sound oder "Passt eiskalt!" Auch hier hat sich gegenüber BF2142 in Northern Strike nichts verändert, jedenfalls nicht zum Negativen. Die Soundeffekte kommen weiterhin kraftvoll und überzeugend aus den heimischen Boxen, die Waffen und Vehikel hören sich so an wie sie sollen, und auch die Map-Lademusik ist auf gewohnt gutem Niveau. Was sie angesichts der ewigen Ladezeiten aber auch besser sein sollte. Fangen wir mit dem Negativen bei Battlefield 2142 - Northern Strike an: Der Einzelspielermodus wird ignoriert und bleibt damit weiterhin ein schlechter Witz. Die Ladezeiten grenzen an Folter, und dass die neuen Auszeichnungen auch Unlock-Punkte mit sich bringen, ist gegenüber den Spielern des Basisspiels nicht wirklich fair. Zusammengenommen hat EA mit Northern Strike so ziemlich alles richtig gemacht: Die neuen Karten sind allererste Sahne, die beiden Vehikel fügen sich toll in den Gesamtfuhrpark ein und bieten neue Möglichkeiten. Und die neuen Unlocks sind ein großer Anreiz, BF2142 mal wieder ein paar Stunden in der Woche zu spielen. Ferner bringt der neue "Assault Lines"-Modus weitere Abwechslung auf die Schlachtfelder dieser frostigen Zukunft. Dies alles zusammengezählt, den Preis von gerade mal 9,99 Euro oben draufgelegt, und aus Northern Strike wird für BF2142-Spieler ein Pflichtkauf, den man dank Stunden neuen Spielspaßes sicherlich nicht bereuen wird. (28.03.2007)
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