Project Sylpheed (Xbox 360) (Microsoft) geschrieben von Carlos Carvalho
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Wenn man an den Entwickler Square Enix denkt, dann kommen einem gleich bekannte Spiel-Franchises wie "Final Fantasy", "Dragon Quest" oder "Kingdom Hearts" in den Sinn. Das japanische Unternehmen hat sich als das wichtigste im Bereich von Konsolen-Rollenspiel-Reihen bestätigt und bewährt. Die Fangemeinde wächst mit jedem neuen Titel weiter, sei es lediglich eine Fortsetzung oder ein ganz neues Konzept, wie damals das Final-Fantasy-Disney-Crossover "Kingdom Hearts". Umso ungewöhnlicher erscheint es deshalb, dass Square Enix nicht nur einen neuen Titel herausbringt, sondern noch dazu in einem bisher unberührten Genre: dem des Weltraumshooters. Doch trotz großer Konkurrenz durch "Star Wars"-Spiele ließen sich die Japaner nicht einschüchtern und programmierten einen spannenden Shooter. Story Im 22sten Jahrhundert gelingt es der Menschheit zum ersten Mal, die Grenzen des Sonnensystems zu verlassen und andere Planeten zu besiedeln. Während der darauf folgenden 500 Jahre setzt sich diese Entwicklung fort, sodass elf verschiedene Sternsysteme während dieser Zeitspanne kolonisiert werden. Jeder Planet verwaltet sich selbst, doch beherrscht werden alle von der imperialistischen Regierung Terras und ihrem eindrucksvollen Militär, der TCAF. Obwohl alle von der Einigung unter Terras Herrschaft profitieren, sehnen sich einige nach Unabhängigkeit. Auf dem Planeten Acheron, auf dem sich eine starke rebellische Gruppe befindet, findet ein Terraformingunfall statt. Ganze Städte werden innerhalb weniger Minuten vernichtet und Millionen von unschuldigen Leben vergehen zu Asche. Die Rebellion wertet diesen Unfall als ein Attentat gegen sich und vereint vier der Sternsysteme unter der Flagge der Freiheitsallianz ADAN, geführt von der Tochter des verstorbenen Führers der Rebellion, Doris Egan. Erst scheint diese Allianz nichts zu unternehmen, doch im Jahr 2632 erscheinen sie mit einer enormen Weltraumflotte wie aus dem Nichts. Zu den zuerst angegriffenen gehören Katana Faraway und Ellen Bernstein, zwei Fliegerpilotenanfänger der TCAF, die sich auf einer Übungsmission befinden. Sie vermissen ihren besten Freund und früheren Kollegen, Margras Mason, der bei der Entstehung ADANs vom terranischen Militär vertrieben wurde, da er ein Bewohner Acherons war. Dieses Ass wäre in dem jetzigen Kampf zwischen den zwei starken Fraktionen von enormer Wichtigkeit. Spielprinzip Mit einem guten roten Faden durch die Story begleitet der Spieler seinen Kreuzer Acropolis durch das All. Während des Spiels wird man sowohl Verteidigungs-, als auch Angriffsmissionen spielen. Diese können direkt von der Zeit abhängig sein, also man vernichtet eine Welle nach der anderen, bis eine bestimmte Zeit vergangen ist; oder sie können auch von der Anzahl an Gegnern begrenzt sein. Hierbei gibt es eine weitere Sperre: Nach einer gewissen Zeit wird man darauf hingewiesen, dass man nur noch drei Minuten hat, um die restlichen Gegner abzuschießen. Somit wird verhindert, dass der Spieler zu vorsichtig ist und das Spiel zu jeder Zeit spannend und actionreich bleibt. Die Steigerung des Schwierigkeitsgrads ist sehr vernünftig gewählt worden. Hat man am Anfang nur leichte Kampfjäger vor sich, die mit einem Schuss abgeschossen werden können, so trifft man ein paar Missionen später auf besser gepanzerte Schiffe, dann auf riesige Weltraumzerstörer und -schlachtschiffe, die nur mit viel Geduld oder schweren Waffen zu zerstören sind. Mittendrin sind noch sehr wendige Kampfjäger, die als direkte Feinde des Spielers antreten und sogar ferngelenkten Raketen fast problemlos ausweichen können. Dazu hat man auch vier Schwierigkeitsstufen, die man am Anfang des Spiels auswählen kann. Jede Mission kann in bis zu drei Schritte unterteilt werden, damit, im Falle des Todes, nicht alles komplett neu gespielt werden muss. Erst am Ende der Mission wird dann eine Bewertung des Spielers erstellt, Medaillen - falls verdient - ausgehändigt und - besonders wichtig - Punkte vergeben. Je mehr Schiffe man zerstört, je schneller man zum Ziel kommt, je mehr Unterziele erreicht werden und je besser man trifft, desto mehr Punkte bekommt man. Im Gegensatz zu anderen Weltraumshootern darf man in "Project Sylpheed" immer nur dasselbe Schiff, den NATF-4 Delta Saber, fliegen. Dafür kann man diesen unterschiedlich an vier Ankerstellungen ausrüsten: die Hauptwaffe an der Nase des Schiffes, zwei Waffenstellungen an oder auf den Flügeln und die vierte Waffe am Boden des Schiffes. Um neue Waffen zu bekommen, reicht es erstmal, nur im Spiel voranzukommen, doch man kann auch verschiedene Waffen mit den bei den Bewertungen erhaltenen Punkten erforschen. Zur Verfügung stehen Maschinengewehre, Strahlwaffen, Laserwaffen, Bomben, ferngelenkte Raketen, Weltraumtorpedos, schwere Kanonen und diverse Extras, wie Munitionsfässer, Schildverstärker oder Störsender. Jedes Waffenmodell kann nur an einer bestimmten Position im Schiff montiert werden, aber in einer Gattung können Modelle für unterschiedliche Stellungen gefunden werden. So ist die Auswahl der Waffen einer der wichtigsten Aspekte des Spiels. Da man beim ersten Anlauf nicht alle Waffen bekommen kann, bleibt die Bewaffnung innerhalb der Schwierigkeitsstufe nach Ende des Spiels gespeichert. Fängt man also in derselben Schwierigkeitsstufe nach Spielende neu an, ist man deutlich besser bestückt und der Kampf wirkt fast unfair. Der Spieler traut sich aber jetzt, gegen die größten Zerstörer und Schlachtschiffe anzutreten, um noch mehr Punkte zu bekommen, was die Schwierigkeitsstufe wieder ausgleicht. Es ist also selbst mit optimaler Bewaffnung, sollte man für sich selbst eine gefunden haben, immer noch möglich, zu sterben. Steuerung Die Bedienung des Spiels mit dem knopfreichen Xbox-360-Kontroller ist gut ausgedacht und außergewöhnlich zugleich. Die Richtung des Raumschiffes lenkt man mit dem linken Joystick, wobei man nur nach links oder rechts dreht, wenn man ihn leicht bewegt. Drückt man ihn bis zum Anschlag, so rollt die Kampfmaschine um die Bewegungsachse. Die Geschwindigkeit wird mit dem linken und dem rechten Trigger geregelt. Möchte man sich perfekt der Geschwindigkeit des Gegners anpassen, so drückt man beide Tasten gleichzeitig; will man dagegen Turbogeschwindigkeit, drückt man den rechten Trigger zweimal. Der Kampfgleiter lässt sich auch komplett durch zweimaliges Drücken des linken Triggers bremsen. Die Tasten, die man bei einem Shooter für gewöhnlich zum Schießen verwendet, nutzt man also wie bei einem Rennspiel für die Geschwindigkeit. Die Schusstasten bei "Project Sylpheed" sind die Bumpertasten. Die rechte Taste feuert die Bugwaffe, die linke Taste dafür eine der drei Hauptwaffen. Man kann schnell mit "X" zwischen den Hauptwaffen wechseln, was dringend nötig wird, wenn die Waffen überhitzen. Viele Hauptwaffen können auch gleichzeitig mehrere Ziele erfassen oder dasselbe Ziel mehrmals. Dafür hält man einfach den linken Bumper länger gedrückt, während ausreichend Ziele auf Schussdistanz im Zielkreis liegen. Da die Nachladezeit sich nicht unterscheidet, ob man eine oder elf Raketen feuert, nutzt man diese Option besser öfter als gar nicht. Zwischen Zielen wechselt man durch Drücken der "A"-Taste. Drückt man diese doppelt, wird das Ziel ausgewählt, das dem momentanen am nächsten liegt. Hält man dagegen die Taste gedrückt, wird das am nächsten zum eigenen Raumschiff fliegende Schiff anvisiert. Mit den "B"- und "Y"-Tasten werden, zusammen mit dem linken Joystick, verschiedene Spezialmanöver ausgeführt, wie schnelles Rollen. Das Minipad schickt Funkbefehle an bis zu drei weitere Piloten oder öffnet eine größere Kartenübersicht. Geht die Munition zur Neige oder wird die Panzerung immer dünner, kann man zum Kreuzer zurückkehren und durch Drücken der "Zurück"-Taste das Schiff reparieren und aufstocken lassen. Grafik und Sound Square Enix ist für besonders detailreiche Spiele bekannt und "Project Sylpheed" hinkt Games wie "Final Fantasy" keinen Schritt hinterher. Besonders bei den Zwischenszenen, wo viele Gesichtszüge dargestellt werden, schlägt dieses Spiel alle bisherigen Konkurrenten. Die sonstige Grafik von "Project Sylpheed" ist ebenso gut, mit viel Liebe zum Detail, und beweist an jeder Stelle, dass der Entwickler in all seine Spiele dieselbe Mühe reinsteckt. Im HUD werden alle Angaben übersichtlich dargestellt, wie Distanz zum Gegner im Vergleich mit Waffenreichweite, Unterschiede in Geschwindigkeit zum Gegner oder Munitionsmengen. Die Stimmen im Spiel wurden komplett in Englisch gelassen, nur die geschriebenen Texte sind übersetzt. Dafür überzeugt das Gefühl in den Stimmen der englischen Fassung, sei es Trauer oder Wut. Schussgeräusche sind passend zum Waffentyp und man kann alleine durch Hören schon abschätzen, wie schnell man fliegt. Während eines Kampfes werden Meldungen von befreundeten und feindlichen Truppen ausgegeben, sollte man schwer beschädigt sein oder die Munition zur Neige gehen, wird man vom Kreuzer Acropolis zurückbeordert. Ein angenehmer Soundtrack, der weder zu aufdringlich noch wiederholungsreich ist, rundet den akustischen Reiz des Spiels ab.
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