The Incredible Hulk: Ultimate Destruction (PS2) (Vivendi Universal Games) geschrieben von Aarni Kuoppamäki
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Jung, intelligent und erfolgreich - Dr. Robert Bruce Banner hatte es geschafft. Trotz seiner traumatischen Kindheit war er ein genialer Nuklearphysiker geworden, der fürs Militär arbeitete. Auch mit der schönen Generalstochter Betty Ross schien es ganz gut zu laufen. Doch dann geschah ein Unfall und Bruce wurde verstrahlt. Die unterdrückte Wut über den Vater, der seinen Sohn misshandelt und die Mutter totgeschlagen hatte, brach sich Bahn. Wenn er nun gereizt wurde, verwandelte Bruce sich in ein großes Ungeheuer mit der Kraft, Häuser niederzureißen und dem Zorn, dies auch zu tun. Der Hulk wurde zu Bruce zweitem Ich. Groß, grün und gewalttätig, hinterließ der Hulk eine Spur der Verwüstung. Das Militär begann den Mutanten zu jagen, und General Thunderbolt Ross machte es sich zum persönlichen Ziel, den Hulk zu neutralisieren. In diesem Szenario des Comicverlags Marvel spielt Vivendis neue Hulk-Adaption. Gemeinsam mit seinem Psychiater Doc Samson baut Bruce Banner an einer Maschine, die ihm vom Fluch der unterbewussten Schizophrenie heilen soll, damit er nicht mehr zum Hulk mutiert. Die Zeit drängt, denn tief in sich spürt Bruce eine weitere Persönlichkeit, noch viel gefährlicher als der Hulk. Als das Militär Bruce in seiner Waldhütte überrascht, kann er zwar fliehen, doch die Maschine wird zerstört. In künstliche Rage versetzt, muss Bruce nun als Hulk die Teile der Maschine neu beschaffen. Sein Gegenspieler ist Emil Blonsky, Leiter einer zwielichtigen Regierungsbehörde und Mutantenhasser, der durch den Hulk selbst zum Mutanten geworden ist. Verdeckt plant Blonsky den tödlichen Schlag und hetzt ganz offen seine Truppen auf den Hulk. Aber der wehrt sich - mit Händen, Füßen, Kopf und allem, was sich auf den Straßen der Großstadt ausreißen, hochheben oder werfen lässt. Meist bewegt sich der Hulk in einer belebten Stadt oder in einem Wüstenabschnitt mit Dorf, Militärbasis und Canyon aus rotem Sandstein. Lange Strecken überwindet er am schnellsten mit einer Reihe kraftvoller Sprünge, Hochhausfassaden und Steilwände läuft er einfach hoch. Grün leuchtende Sprungpunkte verbinden nicht nur Stadt und Wüste mit der Kirche, dem geheimen Heldenversteck, sondern auch Sprungpunkte innerhalb der Abschnitte. Beim GTA-ähnlichen Umherstreifen begegnet der Hulk neben harmlosen Zivilisten auch Militäreinheiten. Und da beginnt der große Spaß. "[*] make Hulk angry! Hulk smash [*]!" Anfangs beherrscht Hulk zwei unterschiedliche Schläge und ein paar Combos, um Feinde auseinander zu nehmen oder mutwillig öffentliches und privates Eigentum zu zerstören. Als Wurfgeschosse nutzt er entwurzelte Bäume oder zweckentfremdete Verkehrsmittel. Was Hulk auch anfasst - es schreit oder geht kaputt. Die Belohnung für dreisten Vandalismus und erfüllte Missionsziele sind Smash-Punkte, mit denen neue Bewegungen gekauft werden können. So kegelt Hulk bald per Tastenkombination mit Felsbrocken, schleudert Panzer wie ein Hammerwerfer oder plättet Lieferwagen zu einem breiten Schutzschild. Teilweise bauen die Bewegungen aufeinander auf, z.B. wird der Schutzschild zum Surfbrett und Schlagattacken machen in Kombination mit Sprüngen mehr Schaden. Trotz der Menge von 150 Aktionen ist Ultimate Destruction einfach zu beherrschen. Die Tastenkombinationen sind logisch und die möglichen Bewegungen je nach Situation unterschiedlich. Was gerade geht - etwa den Kleinwagen in Hulks Händen zu Stahlhandschuhen zu pressen - klärt eine Anzeige am oberen Bildrand. Die schrittweise Freischaltung einzelner Bewegungen erleichtert das Einprägen der Tastenkombinationen, so dass man relativ schnell ein großes Repertoire an Aktionen besitzt. Für besonders schwierige Moves gibt es eigene Tutorien. Aber auch beim freien Umherlaufen lässt sich an panischen Verkehrsteilnehmern üben: Hier mit Hulk einen Baum ausreißen und auf Fußgänger werfen, da einen Bus nehmen und Autos klatschen. Fassaden hochsprinten, abspringen und im Flug den beidhändigen Hammer voll aufladen Kaboom! Mutantensport Soldatenmord Die Geschichte wird zwischen den Missionen in Renderfilmen, Texten und gesprochenen Dialogen entwickelt. Geschrieben sind die sieben Kapitel von Comicautor Paul Jenkins und vertont von Hollywood-Schauspielern - alles auf Englisch. Aus erzählerischer Beliebigkeit muss Hulk zumeist etwa Stromgeneratoren und Satellitenschüsseln zerdeppern oder Teile der Maschine besorgen, die er mit Doc Samson baut. Der Schwierigkeitsgrad nimmt von Aufgabe zu Aufgabe zu, aber auch Hulk wird stärker, so dass viele der etwa 30 Story-Missionen im ersten Versuch gelingen. Wer Schaden nimmt, kann sich zurückziehen, um automatisch Energie zu regenerieren. Unter Zeitdruck geht das nicht, was z.B. Eskorten- oder Beschützermissionen etwas haarig machen kann. Nach gescheiterten Aufträgen gibt das Spiel Tipps für die nächsten Versuche, deren Anzahl unbegrenzt ist. Die größte Herausforderung sind die Boss-Gegner am Ende der Kapitel. Um z.B. Mutanten oder gigantische Stahlkrieger zu besiegen, braucht es nicht nur schnelle Finger, sondern auch die richtige Taktik. Das klappt selten auf Anhieb, aber am Ende stehen als Belohnung neue Bewegungen im Kaufmenü. Für die kann man in Minispielen abseits der Story-Missionen zusätzliche Smash-Punkte gewinnen. Soldaten-Weitschlag, Ambulanzen-Schnelltragen oder Auto-Football sowie diverse Formen unmotivierter Zerstörung - die 40 Challenge-Missionen bieten alles, womit sportliche Yetis oder halbstarke Mutanten sich so die Zeit vertreiben. Beim Streunen in den Straßenschluchten finden sich Comicbücher, die zusätzliche Smash-Punkt-Boni geben und Cheats oder Galerien freischalten. Für die Originaltitelbilder gibts auch eine Galerie, aber sonst hat Entwickler Radical Entertainment es verpasst, die Comicvorlage in Ultimate Destruction einzubauen. Ton schlägt Bild Der Grafik sieht man das Alter der Konsole an. Der Hulk selbst sieht gut aus und bewegt sich geschmeidig animiert. Knallige Effekte bringen Farbe in seine Angriffe. Die Schadensmodelle sind grob, - zerstörte Vehikel lösen sich in kleine Vierecke auf - werden aber von zahlreichen gelungenen Explosionen überlagert. Die Umgebung ist detailarm aber groß genug, damit ein Gefühl von Großstadt aufkommen kann, z.B. bei geskripteten Kamerafahrten während der Missionen. Das Wetter und die Tageszeiten wechseln. Selten kommt es zu Rucklern, die aber nicht weiter stören. Der Ton bei Ultimate Destruction hat Filmformat. Das liegt zum einen an den Hollywood-Sprechern, zum andern an der mächtigen Orchesterbegleitung. Wenn Hulk wild wird und viel Blech verbiegt, ziehen die aufwendig produzierten Soundeffekte den Spieler mitten ins Geschehen. Das Durcheinander von berstenden B-Säulen, zerbrechendem Glas und flammenden Fahrzeugen - von schreienden Soldaten und Mündungsfeuer - das alles macht es hörbar: Der Hulk läuft wirklich Amok. Fazit Wer zum Hulk wird, verliert die Kontrolle. Nicht mechanisch, denn der Grünling steuert sich trotz 150 Kommandos fast intuitiv. Der Kontrollverlust ist mental, denn der Hulk muss einfach alles zerstören. Im Vorbeigehen eine Straßenlaterne herausreißen, sie auf einen Polizeistreifenwagen hauen und dem flüchtenden Beamten die Karre hinterher schmeißen - das tut gut. Für Bruce Banner ist das ein unkontrollierbarer Fluch, für den Spieler ein kurzweiliger Zeitvertreib nach dem Nachhausekommen. Die Geschichte ist zwar von Erzählung und Missionen her recht schematisch, aber auch daneben bereitet Ultimate Destruction dem Level-Streuner viel Freude. (11.10.2005)
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