El Matador (Frogster Interactive) geschrieben von Johannes Posch Grundlage für dieses Preview: Preview-Presse-Version vom 10.7.2006
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Einen springen lassen Dass Lara Croft eine Ikone der Spielegeschichte ist und bei manchem von uns für die eine oder andere durchzockte Nacht gesorgt hat, ist klar. Doch bei genauerer überlegung ist sie noch viel mehr! Nein, wir meinen jetzt nicht die Sache mit den Nude-Patches und dem daraus resultierenden Sex-Symbol-Status, sondern dass Lady Croft die wegweisende Impulsgeberin war, was das stilvolle Bekämpfen von bösen Buben angeht! Sie war nämlich die erste, die sich der Fähigkeit des "eleganten Herumspringens und gleichzeitigen Schießens bedienen konnte. Seit diesem Zeitpunkt wurde diese Idee immer wieder einmal auch von Konkurrenten aufgegriffen und vor einiger Zeit durch die fähigen Köpfe der Remedy-Studios nahe an die Perfektion getrieben. Nun versucht Plastic Reality mit ihrem neuesten Action-Kracher "El Matador" allerdings, den König von seinem Thron zu schubsen. Wir haben eine frühe Version des Spieles unter die Lupe genommen und verraten Ihnen jetzt, wie die Chancen stehen, dass das klappen könnte. Dunkle Vergangenheit - bleihaltige Zukunft Hauptakteur des Spieles ist der beinharte DEA-Spezialagent Viktor Corbet, der durch seinen Spitznamen "El Matador" gleichsam der Namensgeber des Spiels ist. über seine Vergangenheit ist allerdings, außer der Tatsache, dass er mehr militärisches Training hinter sich hat, als manch komplette Kompanie zusammen, nur wenig bekannt. Jahrelange Anti-Terror-Einsätze, diverse Ausbildungen in Französisch-Guyana und verschiedene Missionen, die wahrscheinlich so geheim sind, dass nicht einmal er selbst mehr davon weiß, lassen zwar reichlich wenig über seine Hintergründe erahnen, aber eine ganze Menge auf seine Fähigkeiten schließen. Kurz gesagt: Dieser Mann weiß, wie man Drogenkartelle nicht einfach nur aus den Angeln hebt, sondern sie gleich deftig in die Luft jagt! Und das meinen wir wörtlich. Er verfügt nämlich über die für uns Spieler angenehme Eigenheit, nicht nur mit Waffen gut umgehen zu können, sondern das auch bei so gut wie jeder Gelegenheit exzessiv zu tun. Grund dazu geben ihm diesmal diverse südamerikanische Kartelle, die allerdings beunruhigenderweise nicht mehr unabhängig voneinander ihre Plantagen betreiben, sondern sich aus irgendeinem Grund zusammengeschlossen haben. Jetzt liegt es an "El Matador", herauszufinden warum, und dem ganzen bestenfalls natürlich auch gleich ein Ende zu machen. Déjà Vu Sofern die Drei-Levels-Version, die wir für das Preview zur Verfügung hatten, für das ganze Spiel repräsentativ ist, so dürfte viele erfahrene Spieler des öfteren das Gefühl beschleichen, das eine oder andere schon zu kennen. Nun ja, eigentlich wirkt fast alles an dem Spiel irgendwie altbekannt. Die Umgebung erinnert an eine Mischung aus einem Edel-Shooter aus deutschen Landen und einem leider nicht allzu erfolgreichen Rollenspiel-Mix aus dem Fernen Osten. Die Story dagegen zeigt zwar keine direkten Parallelen zu anderen Spielen, kommt dem Action-Fan, der auch öfter mal fernsieht, aber sicher auch irgendwie bekannt vor und das Gameplay kupfert sowieso unverblümt bei dem grimmigen amerikanischen Antihelden mit der Affinität für "Seitensprünge" ab. Doch ist das schlecht? Nun, man könnte den Entwicklern jetzt zwar vielleicht vorwerfen, keine eigenen Ideen zu haben, aber im Endeffekt sollte ein Spiel doch einfach Spaß machen, oder? Und genau das scheint "El Matador" zu tun. Zumindest die besagten drei Levels, die wir anzocken durften, verwöhnten schon mal mit brachialer Daueraction, heißen Shootouts und ließen nur wenig Zeit zum Verschnaufen. Action-Liebhaber-Herz, was willst du mehr? Schleichen?! Munition!!! Es ist schon irgendwie witzig, welche Wandlungen ein Spiel während seiner Entwicklungszeit durchlaufen kann. "El Matador" scheint dafür ein gutes Beispiel zu sein, denn immerhin wurde es als Schleich-Spiel angekündigt und prahlt nun damit, dass man mit insgesamt 29 Schießeisen für ordentlich Blei in der Luft sorgen kann. Sie erahnen es also vielleicht schon: Mit Schleichen ist nix mehr. Und das ist gut so! "El Matador" brennt in so gut wie jeder Hinsicht ein durchgehendes Feuerwerk ab, dass es eine Freude ist. Die Gegner schießen aus allen Rohren, die Granaten schleudern alles mögliche Kleinzeug meterweit durch die Luft und Teile der Umgebung sind nach einem herzhaften Gemetzel so gut wie nicht mehr wieder zu erkennen. Um das so hinzubekommen, hat man bei Plastic Reality keine Mühen gescheut und höchstselbst eine beeindruckende Physikengine mitsamt passender KI auf die Beine gestellt. Passende KI? Ja, Sie haben schon richtig gelesen, die beiden besagten technischen Standbeine des Spieles haben die Besonderheit, miteinander zusammenarbeiten zu können. Das heißt im Klartext, dass die Umgebung teilweise zerlegbar ist und die KI-Schergen das erkennen und darauf reagieren können. Versteckt sich einer der besagten Schurken also hinter einer Säule, die dank ausreichendem Beschuss bald einen deutlich kleineren Umfang hat, als das der Architekt geplant hatte, wird er diese Taktik verwerfen und sich lieber eine andere Deckung suchen. Zumindest, wenn man ihm die Zeit gibt, das zu tun, denn sonderlich lange hat eigentlich kein Gegner überlebt, sobald er unser Sichtfeld betrat. Das gewährleistet vor allem die Möglichkeit, Max ... ähm, Viktor per Zeitlupen-Funktion in bester John Woo-Manier durch den Raum hechten zu lassen und gleichzeitig die Magazine leer zu pumpen. Das ist aber generell keine Option, sondern eindeutig ein Muss, um das Spiel zu bestehen. Ohne davon nämlich andauernd Gebrauch zu machen, ist man wegen der massenweise auftretenden und noch dazu sehr gut zielenden Gegnerhorden oft zu einem Level-Neustart gezwungen. Da helfen dann nämlich auch einige der Perlen unter den 29 Waffen, wie eine Minigun, ein Raketenwerfer oder zwei gleichzeitig eingesetzte Uzis nicht mehr weiter. Gleiches gilt aber leider auch für die Polizeikollegen, die dem Spieler ab und an zur Seite stehen. Diese verdeutlichen nämlich oft, dass die KI zwar die Umgebung einbeziehen kann, aber deswegen noch nicht wirklich schlau ist. Viel zu oft hockten die lieben Mitstreiter nämlich eigenartig in der Gegend herum, beschwerten sich per Funkspruch darüber, beschossen zu werden und drehten dem dafür verantwortlichen Gegner trotzdem krampfhaft den Rücken zu. Das überleben dieser eigenwilligen Polizeibeamten war aber ohnehin nie eine Bedingung, um das Spiel abschließen zu können, womit das eigentlich zu verschmerzen ist. Und außerdem macht es ja sowieso viel mehr Spaß, die bösen Jungs selbst platt zu machen! Warum das Rad neu erfinden? Die frei belegbare Steuerung geht, so wie auch der Rest des Spiels, keine wirklich komplett eigenen Wege und bedient sich daher althergebrachter Genre-Standards. Per WASD wird also gerannt, mit Strg und der Leertaste geduckt und gesprungen und per Shift löst man einen der angesprochenen Zeitlupen-Moves aus. Will man allerdings nicht in Slow Motion durch die Luft hechten, sondern einfach nur so alles ein wenig gemütlicher angehen, hilft die Tab-Taste weiter, die alles etwas verlangsamt. Dieses Konzept funktionierte schon in dieser Preview-Version erwartungsgemäß sehr gut und erlaubte einen schnellen Einstieg. Wenn doch alles so schön wär ... Wie die Physik- und KI- , stammt auch die Grafik-Engine für "El Matador" aus eigener Produktion. Zudem soll sie wohl auch das stärkste Argument für das Spiel werden, was ob der gebotenen optischen Reize durchaus gerechtfertigt ist. Von den Wasserspiegelungen angefangen, über die knackscharfen Texturen und Schatten und die beeindruckenden Verwischeffekte, die bei jeder Gelegenheit zum Einsatz kommen, bis hin zu den imposanten Explosionen und Mündungsfeuern stimmt hier nahezu alles. Das einzige Problem daran ist, wie so oft, wenn ein Spiel solche grafische Brillanz bietet, der noch ziemlich große Hardware-Hunger. Allerdings ist "El Matador" ja auch noch alles andere als fertig, womit die uns vorliegende Version wahrscheinlich noch nicht viel über sich ergehen hat lassen, was in irgendeiner Weise mit Optimierungen zu tun hatte. In jedem Fall lässt die Preview-Fassung in grafischer Hinsicht auf Großes hoffen. Schüsse ... überall! Der Sound des Spiels gestaltet sich zwar sehr passend, ist aber eher unauffällig. Die Waffensounds klingen anständig, die englische Sprachausgabe scheint auch in Ordnung zu gehen und wenn etwas explodiert, dann merkt man das auch. Die Musikuntermalung passt mit ihren rassigen Tönen ebenfalls gut zum Setting und versetzt den Spieler in die richtige Stimmung. Natürlich wurde auch an eine ordentliche Surround-Abmischung samt EAX Advanced HD gedacht, womit man die diversen verzerrten Schüsse und Schreie in der Zeitlupe gleich doppelt so sehr genießen kann. Hier muss also eigentlich nicht mehr viel nachgebessert werden. El Matador ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits mag ich es persönlich überhaupt nicht, wenn ein Spiel deutlich merkbar bei anderen abkupfert, andererseits kann ich nicht abstreiten, dass es mir trotzdem Spaß gemacht hat, mich wie damals mit Max durch die grafisch wunderschönen Levels zu ballern. Dann ist da nach den drei Levels noch die Befürchtung, dass das Game zwar Spaß macht, aber dennoch nicht das Zeug zum Hit hat, eben weil ihm die eigenen Ideen fehlen und es sich nicht aus der breiten Masse der Shooter abheben können wird. Dafür ist der Spielablauf, soweit ich das bis jetzt beurteilen kann, einfach zu monoton und einfallslos. Ich lasse mich zwar natürlich gerne von der fertigen Version überraschen, aber im Moment rechne ich eher damit, dass "El Matador" ein solider Shooter wird, aber nicht mehr. Herr Payne muss also anscheinend nicht um seinen Thron fürchten. (07.08.2006)
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