The Elder Scrolls IV: Oblivion - Knights of the Nine (Ubisoft) geschrieben von Jana Voth
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Bei der Entwicklung von "Oblivion" hatten die Macher die Bürde auf sich genommen, die hohen Erwartungen der Fans zu erfüllen, die so umfangreiche und spannende Titel wie "Morrowind" gewohnt waren. Diese Hoffnungen wurden größtenteils nicht erfüllt, darüber war sich die Fangemeinde insgesamt einig. "Oblivion" wartet mit einer komplexen und grafisch sehr gelungenen Welt auf, die ihresgleichen sucht, aber die Begeisterung verschwindet schon, sobald der erste Text im Spiel auftaucht. Die Übersetzungen hätten kaum schlechter sein können. Hinzu kommen im Spiel noch zahlreiche Bugs, häufige Abstürze und manche Mängel in der Hauptstory. Eingefleischte Fans lassen sich davon nur wenig stören und staunen lieber über die Physik-Engine und die zahlreichen Nebenquests, das erklärte Ziel der Macher hätte damit trotzdem klar sein müssen - war es aber anscheinend nicht. Anstatt Geld in die Lösung der genannten Probleme zu stecken, ließ man nach und nach kleinere Plugins entwickeln und im Internet für je rund zwei Dollar zugänglich machen. Mittlerweile sind es deren sieben. Zusammen mit dem neuesten, das da heißt: "Knights of the Nine", tummeln sie sich auf einer gleichnamigen DVD. Wo Magier-, Vampir- und Diebesherzen höher schlagen Nach der Installation aller Dateien von der DVD (es ist wohl ausgeschlossen, dass man sie nur nach und nach installiert) wird man beim Spielstart mit einer Fülle von Notizen überschüttet, die quasi aus dem Nichts erscheinen. Eine von ihnen enthält die Information, dass man einen Turm weit im Norden geerbt hat, den "Turm des Zauberers". Ohne weitere Probleme kann man sich gemütlich per Schnellreisefunktion nun bis kurz vors Tor bewegen und das neue Eigentum in Augenschein nehmen. Ein Buch verrät, dass der Turm ein wenig verfallen ist. Sprich: Er ist fast leer und muss neu eingerichtet werden. Die Gegenstände bekommt man im Marktbezirk der Hauptstadt zu stattlichen Preisen. Das war es dann auch schon an "Quests", die man zum Turm erfüllen kann. Ein warmes Bett, viel Stauraum, ein kleiner Garten und einige weitere nützliche Einrichtungen erleichtern außerdem von nun an das Leben des Magiers und ersparen ein paar Wege. Wie für den Turm erhält man auch für das "Unscheinbare Lager" eine Nachricht, dass man eben dieses geerbt hat. Der Weg dorthin ist etwas beschwerlicher und die Grundausstattung noch spärlicher, aber auch hier lässt sich mit einem entsprechenden Händler und einigem schwer erkämpften Gold Abhilfe schaffen. Das Ergebnis ist stilecht schaurig-schön: Vom Schlafsarg, über die "Viehkammer" bis hin zum kleinen Garten lässt sich alles finden. Ein besonders schönes Spielzeug ist der "dunkle Diener", den man nach Belieben losschicken und sich "vermehren" lassen kann. Lässt man ihn in Ruhe, hat er wie alle NPCs in "Oblivion" seinen Tagesablauf, dem er eigenständig nachgeht. Die dritte Notiz, die man bekommt, führt den Spieler in den äußersten Süden. Dort liegt in einer Bucht ein uraltes Diebesversteck. Der Hinweg ist ähnlich anstrengend wie der zum Lager der Vampire, aber dieses Mal muss man das Gebiet erst noch von den "Vormietern" befreien. Übrig bleibt ein marodes Schiff in einer Höhle mit kleinen versteckten Feinheiten. Wirklich interessant wird es jedoch erst, wenn man zuvor jemandem einen Besuch abgestattet hat. Und wem? Genau, einem Händler. Bei ihm kann man eine komplette Mannschaft anheuern, die im Wesentlichen dazu da ist, regelmäßig auf Beutezug geschickt zu werden, um dann ein wenig die Kasse des Kapitäns aufzubessern. An den Beutezügen kann man selbst nicht teilnehmen und man bekommt auch nicht mehr mit als "Sie machen sich auf den Weg.", "Sie sind wieder da und haben den Anteil des Kapitäns abgeliefert." und "Sie können erneut losgeschickt werden.". Auf der Suche nach dem großartigen, gefährlichen, fantastischen ... Rasiermesser Die Notizen nehmen noch kein Ende. Ein weiteres Mal wird man auf die Reise geschickt, aber die Ausmaße sind mit den vorigen "Missionen" nicht zu vergleichen. Im entlegendsten Osten, per Pferd von Norden her nahezu unerreichbar, liegt eine alte Burg. Wenn man vor ihrem Eingang steht, ist der Umfang ihres Innenlebens nicht einmal zu erahnen. Tatsächlich geht es darum, alleine etwa drei unterirdische Dörfer und ein weit verzweigtes Tunnelsystem zu durchdringen und sich einer Armee von Gegnern zu stellen. Mit dem, was man bei dieser Mission rausholen kann, könnte man durchaus die Kosten für die Einrichtungen der drei Verstecke decken. Und das will was heißen: Manche Rüstung und gerade "Menrunes Rasiermesser" (im Original: "Mentune's Razor) sind jedoch vor allem zum Eigengebrauch zu empfehlen. Was gibt's sonst so? Zwei Notizen sind noch übrig: Die eine enthält die Nachricht, dass eine bestimmte Ork-Dame gegen Vorlage des Zettels eine erste Pferderüstung gratis schmiedet. Man kann zwischen einer Elfen- und einer Stahlrüstung wählen, die vom Design her den jeweiligen Rüstungen für Zweibeiner angepasst sind. Nach dieser Erstanfertigung sind weitere Rüstungen mit 500 Goldstücken auch noch vergleichsweise erschwinglich. Die andere Notiz führt in die Nähe der Stadt Kvatsh. Dort befinden sich ein paar Lager, in denen Diebe die von dem alten Planetarium der geheimen Universität gestohlenen Teile versteckt halten, ohne die es nicht funktioniert. Nachdem man diese unangenehmen Zeitgenossen losgeworden ist, bringt man die Teile zur Universität zurück, wo man sie einer Magierin der Universität überreicht. Am Tag darauf kann man sich schließlich das intakte Meisterwerk der Zwerge ansehen. An die oben aufgeführten Plugins reiht sich noch ein weitaus Unauffälligeres: Eine Sammlung von Büchern, die neue Zaubersprüche in das Spiel einfügen. Es sei erwähnt, dass auch zu den anderen Plugins so mancher Zauberspruch gehört, womit die Bücher wohl am "überflüssigsten" in diesem Addon sind. Last but not least Jetzt kommt das, was das ganze Addon wirklich kaufenswert macht: "Knights of the Nine". Die Mission beginnt dieses Mal auch nicht mit einem Zettelchen, sondern wie die normalen Missionen in "Oblivion" durch Hinweise, die man beim Herumhören aufschnappt. Ein gewisser Umaril lässt die Kapellen der "Neun" - jene Götter, denen in der Welt von Oblivion gehuldigt wird - durch seine Lakaien entweihen und die Diener der Götter umbringen. Am Ort des Geschehens angekommen, findet man Leichname und mit Blut beschmierte Altäre vor. Ein Prophet direkt vor der Tür meint, das rote Gekritzel lesen zu können und gibt Hinweise zu dem Weg, den es nun zu beschreiten gilt. Dieser gliedert sich grob in drei Kapitel. Im ersten muss man bei den Wegschreinen aller neun Götter beten, um sich damit von seinen Sünden erlösen zu lassen. Auf der Suche wird man kreuz und quer durch die Welt gescheucht und lernt manche Gebiete ganz neu kennen. Nach der Pilgerfahrt hat man eine Vision, in der ein Ritter namens Pelinal Weißplanke das weitere Vorgehen erklärt. Er war es, der als erster versucht hatte, die Welt von Umaril zu befreien. Ab jetzt heißt es, die alte Rüstung des Kreuzritters zu finden, was nicht immer leicht ist und auch nicht immer (wie sonst oft in "Oblivion") Gewalt erfordert. Zum Ende hin nimmt das Schwierigkeitsniveau der Missionen allmählich zu, bis zwei große Schlachten geschlagen werden. Was zu erwarten war Bei allen Plugins bleibt man der genialen Grafik von "Oblivion" treu. Dabei hat jedes der Verstecke auf seine Weise einen besonderen Reiz. Viele Schauplätze der Hauptquest sind den normalen Dungeons der Welt sehr ähnlich, aber dann gibt es auch wieder Orte, die man so im Spiel noch nie erlebt hat, gerade weil die "mentale" Ebene in der Mission eine große Rolle spielt. Es ist fast schade, dass von den vier neuen Rüstungstypen für den Spieler nur zwei nutzbar sind. Nicht, dass die Rüstung des Kreuzritters hässlich oder gar nutzlos wäre, aber auch die Rüstungen der Gegner sehen einfach fantastisch aus. Im Großen und Ganzen hat sich in der Grafik nichts zum Negativen verändert, aber auch nichts wirklich weiter zum Positiven. Vielleicht hätte man aus den sehr schlicht gehaltenen Ebenen in anderen Dimensionen noch ein wenig mehr rausholen können. Was Musik und Hintergrundgeräusche angeht, hat sich ebenfalls nicht viel getan. In den Dungeons bleiben die Geräusche so unheimlich, dass es manchem selbst in einem leeren Raum noch mulmig wird und auch die Musik ist immer noch dieselbe ruhige Weise, ohne jemals nervig oder aufdringlich zu werden. Was zu erhoffen gewesen wäre Man hätte denken können, dass Ubisoft nun aufpassen würde, dass ihnen nicht ähnliche Patzer bei der Übersetzung unterlaufen wie 2K. Bedauerlicherweise sind nun zwar die übersetzten Texte qualitativ besser geworden, dafür sind weite Passagen gar nicht erst übersetzt, sondern in englischer Sprache belassen. Auch Stellen, die vorher bereits deutsch waren, werden nun mit englischen Untertiteln präsentiert. So verabschieden sich die Händler nach der Installation des Addons fast nur noch auf Englisch und auch Gerüchte gibt es nicht mehr, sondern nur noch "Rumors". Zum Glück ist die Sprache unverändert geblieben und man wird auch nirgends auf Englisch angesprochen, aber dass bei der deutschen Version eines Spiels noch so große Teile der geschriebenen Texte gar nicht erst ins Deutsche übersetzt wurden, müsste beschämend für Ubisoft sein. Der erste Eindruck ... täuscht gelegentlich. Hält man die DVD-Box in der Hand, dürfte von der Aufmachung her kaum ein Unterschied zu vorigen "Elder Scrolls"-Spielen zu bemerken sein. Kaum aber hat man sie geöffnet, fällt man aus allen Wolken - man hält nämlich neben der DVD einen süßen kleinen Beipackzettel in der Hand. Die Informationen auf ihm sind so dürftig, dass "Knights of the Nine" eines der wenigen Spiele sein dürfte, bei dem auf der Verpackung mehr Text zu finden ist als in ihrem Inneren. Bei "Oblivion" konnte man viel über Übersetzungen schimpfen, doch im Handbuch sah es sehr viel besser aus. Dieses Mal sind selbst dort fatale Fehler zu finden. So wird man dringend dazu aufgefordert, vor der Installation der Plugins die Datei "Oblivion_v1.1FinalEnglish.exe" zu starten. Im Grunde keine schlechte Idee, wenn man denn im englischsprachigen Raum wohnt. Genauso benutzerfreundlich wie in der Verpackung geht es beim Start der DVD weiter: Statt von einem Menü, in dem man Sprache und gewünschte Plugins wählen könnte, wird man von dem Ordner begrüßt, der die Unterordner von allen möglichen Sprachen beherbergt. Es ist nicht wirklich schwer, nun die richtigen Dateien zu finden, aber man hätte doch ein Interface und ein Handbuch erwarten können, in dem man jedem Plugin zumindest eine Seite widmet.
(12.12.2006)
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