Naruto Shippuden: Ultimate Ninja Storm 3 (Xbox 360) (Namco Bandai) geschrieben von Oliver Domke
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Mit "Naruto Shippuden: Ultimate Ninja Storm 3" setzen Entwickler CyberConnect2 und Publisher Namco Bandai endlich die offizielle, aus Manga und Anime bekannte, Geschichte des blonden Ninja aus Konohagakure fort. Und bereits das Intro fesselt an den Controller: In einem Rückblick dürfen wir in der Rolle des dritten Hokage, dem Vorstehenden des Dorfs, den Angriff des mächtigen neunschwänzigen Fuchsgeistes abwehren. An der packenden Inszenierung der Szene könnten sich viele Spiele ein Beispiel nehmen. Leider ist dieser Kampf schon der Höhepunkt des Spiels - warum die Spannung danach rapide abnimmt, erklären wir in unserem Test. Alliierte Truppen, versammelt euch! Im Gegensatz zum Vorgängertitel "Generations" hält sich "Ultimate Ninja Storm 3" wieder an die Vorlage. Die Story des Spiels setzt beim Wiederaufbau Konohas nach seiner Zerstörung durch Akatsuki-Mitglied Pain ein, erstreckt sich über den vierten großen Ninja-Weltkrieg und endet mit den Ereignissen, die aktuell auch in der Serie zu sehen sind - zumindest in der japanischen Ausstrahlung. Das Spiel orientiert sich somit an den Geschehnissen, die in der neunten "Shippuden"-Staffel des Animes bzw. im Kapitel 450 (Band 48) der Manga-Reihe beginnen. Abseits des Plots können noch viele weitere Schlüsselszenen aus der Vergangenheit des "Naruto"-Universums freigeschaltet und nachgespielt werden, wie beispielsweise der legendäre Kampf zwischen Naruto Uzumaki und Sasuke Uchiha im Tal des Endes. Während der Kampagne steuert man allerdings nicht nur den Protagonisten der Serie, sondern übernimmt regelmäßig auch die Kontrolle über andere Charaktere. Im Kern handelt es sich bei diesem Spiel um ein typisches Beat 'em Up, bei dem stets zwei der - diesmal über 80 - vorhandenen Kämpfer übereinander herfallen und sich solange verdreschen, bis einem von ihnen die Puste ausgeht. Die Figuren können ihrem Gegenüber aber nicht nur mit Schlägen, Tritten oder Werkzeugen wie Shuriken (Wurfsternen) zusetzen; jeder beherrscht nach bester Ninja-Manier charakteristische Spezialtechniken, die sogenannten Jutsus. Diese sind effektreich inszeniert und fügen dem Gegner zum Teil erheblichen Schaden zu. Sollte das immer noch nicht zum Sieg ausreichen, kann man während der Kämpfe noch bis zu zwei Teammitglieder zur Hilfe holen, die von der KI übernommen werden und für einige Sekunden offensive oder defensive Unterstützung bieten. Zwischen den Kämpfen erkundet man in der Kampagne häufig verschiedene Gebiete wie Dörfer, Höhlen oder Wälder. Stark besiedelte Orte wirken sehr lebendig und laden zu ausgiebigen Shopping-Touren ein. Hierbei erwirbt man neben wichtiger Kampfausrüstung wie Kunai (Wurfmesser) oder Hiyaku (Medizin) auch einen Großteil der freischaltbaren Goodies wie etwa Kampftitel, zusätzliche spielbare Charaktere oder Artworks. Mit weit über 1000 solcher Extras ist "Ultimate Ninja Storm 3" für beinharte Fans diesbezüglich sicherlich eine Goldgrube. Das nötige Kleingeld verdient man sich durch besonders gute Ergebnisse in den Kämpfen, durch Stöbern in Kisten, Fässern oder ähnlichem Aufbewahrungsmaterial oder durch das Erfüllen optionaler Nebenmissionen. Einige NPCs halten nämlich kleine Aufträge bereit, für deren Erledigung sie ein nettes Trinkgeld spendieren. Leider sind diese Missionen alles andere als spannend und beschränken sich meist auf das Finden oder Ausliefern von Gegenständen. Sehr spannend inszeniert sind hingegen die Bosskämpfe, die nach "Generations" diesmal wieder fester Bestandteil des Spiels sind. In diesen entscheidenden Schlachten, wie dem eingangs erwähnten Kampf gegen den Fuchsgeist, kommt es verstärkt darauf an, den Gegner mit der richtigen Taktik zu schwächen, um ihm dann im richtigen Moment in Form einiger Quicktime-Events den Rest zu geben. Das Schicksal, eine Jinchu-Kraft zu sein Zwar ist der Hauptteil der Story durch die Vorlage mehr oder weniger festgelegt, dennoch hat man in einigen Situationen eine Wahlmöglichkeit, die den Verlauf der nächsten Ereignisse beeinflusst. In solchen Momenten pausiert das Geschehen und man steht vor der Wahl, ob man den Weg des Helden oder den der Legende beschreiten möchte. Neben dem Handlungsverlauf verändern sich auch der Schwierigkeitsgrad und die in Aussicht gestellte Belohnung. Außerdem ist die verwendete "Kampfpalette" abhängig von der getroffenen Entscheidung - auf ihr können einige Items und Effekte angeordnet werden, auf die man dann während des Kampfes mit dem Steuerkreuz schnell zugreifen kann. Während sich die Palette des Helden (einfacher Weg) eher mit defensiven Gegenständen ausrüsten lässt, ist das Ausrüstungsset im Legendenmodus offensiver ausgerichtet. Die Wahlmöglichkeiten, die Bosskämpfe und das freie Erkunden der Dörfer sind allesamt sehr gute Ideen, doch leider springt der Funke bei diesem Spiel nicht so richtig über. "Ultimate Ninja Storm 3" ist insgesamt viel zu langatmig inszeniert, was bei der durchaus packenden Anime- und Mangavorlage nur schwer nachvollziehbar ist. Die fast schon zu langen Dialoge und Videosequenzen nehmen viel Tempo aus dem Spiel; sehr häufig wartet man ohne jegliche Interaktionsmöglichkeit minutenlang darauf, dass der nächste Kampf beginnt. Das mag zwar erzählerisch stark sein, aber wenn man immer wieder zehn Minuten auf eine Auseinandersetzung wartet, die dann bereits nach 30 Sekunden wieder vorbei ist, wirkt das auf Dauer sehr ermüdend. In diesem Zusammenhang stellt man sich auch ernsthaft die Frage nach der Zielgruppe für dieses Spiel. Soll sich der Titel an den durchschnittlichen "Naruto"-Fan richten? Der wird im Hinblick auf die ellenlangen Dialoge, deren Ausgang er schon kennt, eher einschlafen, bevor ein neuer Kampf beginnt. Wer mit den Konoha-Ninjas hingegen nicht viel am Hut hat, wird mit dem Spiel aber auch nicht glücklich werden, da er der Geschichte nur schwer folgen können wird. Eine Einführung der Charaktere oder eine Zusammenfassung der vorhergehenden Ereignisse gibt es nicht; Neulinge werden hilflos mitten in die Story geworfen und schneller mit Fachbegriffen bombardiert, als sie "Kage Bunshin no Jutsu" rufen können. Darüber hinaus strotzt das Spiel vor Logikfehlern, eine Tatsache, die ausdrücklich nicht die zugrunde liegende Geschichte betrifft, sondern die Gameplay-Elemente, die von den Entwicklern hinzugefügt wurden. So teilen sich beispielsweise sämtliche Charaktere, zwischen denen man im Kampagnenverlauf wechselt, das gleiche Inventar. Das ergibt bei örtlich voneinander getrennten und zum Teil sogar verfeindeten Personen recht wenig Sinn, ist aber zumindest aus spielerischer Sicht noch teilweise nachvollziehbar. Andere Situationen wirken hingegen einfach nur aufgesetzt. Wenn ein Händler seinen Kunden inmitten einer einsamen Höhle mit den Worten "Ich hätte ja nicht gedacht, dass mich hier jemand findet" begrüßt, fragt man sich nur noch kopfschüttelnd, warum er sich überhaupt an diesem wirtschaftlich extrem ungünstigen Ort niedergelassen hat. Begegnung zweier Schüler Natürlich ist es in "Naruto Shippuden: Ultimate Ninja Storm 3" auch möglich, seine Kräfte mit denen eines anderen menschlichen Mitspielers zu messen. Die Duelle zwischen zwei Spielern können sowohl online als auch offline ausgetragen werden. Zur Wahl stehen - sofern bereits freigespielt - über 80 Kämpfer aus dem gesamten "Naruto"-Universum sowie 40 verschiedene Arenen; große spielerische Unterschiede bieten diese allerdings nicht. Wer mag, kann seine eigenen Turniere veranstalten oder die Begegnungen durch zusätzliche Kampfbedingungen interessanter gestalten. Diejenigen, die bereits einige besonders seltene Titel oder Bildchen im Einzel- oder Mehrspielermodus freigeschaltet hat, können diese zudem auf ihrer Profilkarte verwenden, um seine Gegner von Anfang an einzuschüchtern. Versteckter Ehrgeiz Technisch macht das Spiel einiges her und kann insbesondere mit der Optik überzeugen, die zwar inzwischen etwas veraltet, aber immer noch ansehnlich erscheint. Die akustische Untermalung ist ebenfalls in Ordnung, leider wurde jedoch nicht die Originalmusik aus der Fernsehserie verwendet. Stattdessen hat man einen etwas belanglos wirkenden eigenen Soundtrack eingesetzt. Immerhin sind sowohl die englischen als auch die japanischen Sprecher aus der Serie mit an Bord, die ihren Job - wie gewohnt - hervorragend erledigen. Wenig gelungen ist allerdings die deutsche Übersetzung in Form von Untertiteln, die stellenweise einfach nur lächerlich wirkt. Die deutschen Texte sind insbesondere in Bezug auf Namen und Bezeichnungen weder korrekt noch in irgendeiner Form angemessen, so dass man jedem nur empfehlen kann, diese zu ignorieren.
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