World of Qin 2 Collectors Edition (The Games Company) geschrieben von Christiane Hamacher
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Die chinesische Antike ist sicher nicht die bekannteste Epoche der Geschichte, dennoch entführt das in Asien bereits sehr erfolgreiche Onlinespiel "World of Qin 2" den Spieler dorthin. Es ist eine Zeit, die von Kriegen und Machtkämpfen geprägt ist, ein geeintes chinesisches Reich existiert noch nicht - stattdessen streiten viele kleine Königreiche um die Vorherrschaft. Nach zahlreichen blutigen Kriegen sind schließlich nur noch sieben größere Staaten übrig, die um die Macht im zukünftigen Reich der Mitte kämpfen: das reiche Qi, das traditionelle Jan, das gebildete Chi, das von Kriegen verwüstete Han, das unabhängige Zhao, das politisch geprägte Wie und das bürokratische Qin. Sie schließen Bündnisse, führen offen Krieg oder schmieden Intrigen. Jeder hofft am Ende Sieger dieses verworrenen Spiels zu sein und den Rang des Huangdi, des heiligen Kaisers, zu erlangen. Die Wahl, auf welcher Seite du stehst, ob dein Held für edle Herrscher oder grausame Despoten in die Schlacht zieht, ob er zu den Siegern oder Verlierern gehört, liegt bei dir und sie wird über Freund und Feind entscheiden. Der Einstieg Bevor man sich jedoch in das Abenteuer stürzen kann, um Ruhm und Ehre zu erlangen, muss ein Account auf der deutschen Seite des Publishers erstellt und das Spiel heruntergeladen werden. Dies ist zunächst unentgeltlich möglich, ab dem zehnten Charakterlevel kostet "World of Qin 2" dann eine monatliche Gebühr. Wenn man diese Hürden gemeistert hat, kann man sich mit dem zugewiesenen Passwort einloggen und das Spiel beginnen. Als erstes wird ein eigener Charakter benötigt, der für euch die Schlachten schlägt; pro Account können davon maximal vier erstellt werden. "World of Qin 2" bietet vier verschiedene Charakterklassen an. Am einsteigerfreundlichsten ist wohl der Paladin; dieser rechtschaffene Krieger zieht zwar schwer gerüstet mit dem Schwert ins Feld, seine Stärken liegen aber eher in der Defensive. Unauffälliger sind da die Jäger, sie kommen aus den Schatten und pirschen sich von hinten an ihre Opfer heran, sie beherrschen Bögen und versteckte Waffen meisterlich. Als dritte Klasse gibt es die Zauberer, Herrscher über die Elemente und mächtige Gegner im Fernkampf, die allerdings kaum Verteidigungsfertigkeiten besitzen. Schließlich kann man noch einen Priester wählen, dieser hat als einziger die Möglichkeit, seine Gruppenmitglieder zu heilen und im Kampf zu stärken, man sollte jedoch auch seine Angriffskraft nicht unterschätzen, denn er kann Verbündete beschwören, die ihm dienen. Wenn man die Entscheidung gefällt hat, welche Klasse man spielen möchte, war das leider auch schon fast alles an individuellen Charaktereinstellungen, jetzt kann man nur noch das Geschlecht und eines der beiden Startdörfer aussuchen. Letztere haben keinen Einfluss auf den Spielverlauf, in beiden werden ähnliche Quests angeboten, nur die Umgebung unterscheidet sich geringfügig. Eine Einführung in die Geschichte gibt es am Anfang leider nicht, man erhält nur den Auftrag, sich beim Dorfältesten zu melden, um dort weitere Anweisungen zu erhalten. Ein praktisches Koordinatensystem, das unter der Karte in der oberen rechten Ecke euren derzeitigen Standort und in der Questbeschreibung den des Ziels anzeigt, erleichtert die Suche sehr - so ist der weise Mann schnell gefunden. Er erteilt euch weitere leichte Aufträge, die Fertigkeiten freischalten und in das Handelssystem und Gruppenspiel einführen. Der Einstieg in das Spiel wird Neulingen dadurch sehr erleichtert, nur das Freundessystem ist am Anfang etwas schwer zu durchschauen. Ein Geselligkeitsmenü zeigt lediglich alle in der unmittelbaren Nähe befindlichen Spieler sowie deren Stufe und Klasse an. Nur in diesem Menü können Spieler privat angeflüstert, in Gruppen eingeladen oder zu der eigenen Freundesliste hinzugefügt werden. Das direkte Anwählen ist leider nicht möglich, was extrem unkomfortabel ist. Das einfache Chatten hat auch einige Haken, zwar kann man durch das Drücken der Entertaste leicht zu einer Textzeile kommen und dort den gewünschten Channel (Lokal, Gruppe, Gilde oder sogar weltweit) wählen, jedoch ist die erlaubte Zeichenlänge viel zu kurz geraten, mehr als zwei Sätze sind kaum möglich. Mit der Kraft der fünf Elemente Wer jetzt die ersten Hindernisse gemeistert hat und sich einigermaßen zurecht gefunden hat, der muss sich, um in "World of Qin" weiterzukommen, früher oder später mit dem System der fünf Elemente beschäftigen. Nach alter chinesischer Tradition ist festgelegt, dass die Elemente Metall, Holz, Erde, Wasser und Feuer alle Aspekte des Lebens beeinflussen, sie sind spirituelle und materielle Zustände. Manche Elemente unterstützen sich gegenseitig, wie zum Beispiel Wasser und Holz, andere wie Feuer und Wasser behindern und stoßen sich ab. Jedem Lebewesen und jedem Gegenstand im Spiel sind verschiedene Elemente zugeordnet, es gibt beispielsweise Waffen, die den Geist des Wassers enthalten und so im Kampf gegen Feuerwesen sehr effektiv sind. Während Tiere ihre Elementzugehörigkeit mit der Geburt zugewiesen bekommen, ist der Mensch in der Lage, sich sein Element selbst zu wählen und dessen Vorteile zu nutzen, Holz erhöht zum Beispiel die Trefferpunkte. Jeder Charakter kann auf einer höheren Stufe ein Hauptelement wählen, das seine Attribute verbessert und ihm ermöglicht, andere Fähigkeiten zu erlernen. Diese können, wie alle anderen Talente, die man nicht beim Einstieg automatisch gelernt hat, auch in den Dörfern bei Trainern zu hohen Preisen erworben werden. Außerdem werden neue Waffen und verbesserte Rüstungen verfügbar, die auf eurem gewählten Element basieren und für andere Klassen nicht verfügbar sind. Zu Problemen im Kampf kommt es, wenn man als Element beispielsweise Metall gewählt hat: Es ist gegen Holz zwar sehr wirksam, gegen Feuergegner stößt man jedoch auf Schwierigkeiten. Mit einem zusätzlichen Nebenelement, das man auch noch wählen kann, wird man flexibler und kann so eventuelle Nachteile ausgleichen und das Hauptelement unterstützen. Von Vorteil ist bei diesem Elementsystem die Möglichkeit, sich aus Rohstoffen eigene Gegenstände herstellen zu können. Bei vielen getöteten Tieren können Rohstoffe aufgesammelt werden, die in Klassen wie Waffen- oder Rüstungsmaterial eingeteilt sind, je nachdem, für welches Körperteil sie sich eignen. Wenn man nun zu einem Schmied geht, kann man durch die Kombination der Rohstoffe und einen geringen Geldbetrag neue Rüstungsteile oder Waffen herstellen lassen. Wenn man dafür besonders seltene oder wertvolle Fundstücke, die gelegentlich auch verloren werden, einsetzt, kommt man zu besonders nützlichen Stücken. Auch hierbei sind die Elemente wieder wichtig, denn die ursprünglichen Rohstoffe sind genau wie die Tiere, von denen sie stammen, ihnen zugeordnet und beeinflussen so, welche Elementklasse der spätere Gegenstand haben wird. So kann man sich günstig für jede Mission eine passende Ausrüstung zulegen, denn zum Glück sind die Taschen im Ausrüstungsmenü groß und bieten viel Stauraum. Und wer nun zu faul ist, sich mit dieser Last beim Questen immer zu Fuß zu bewegen, der kann sich für viel Gold ein Pferd zulegen. Diese haben nicht nur den Vorteil, dass man sich schneller bewegt, sie bieten auch die Möglichkeit, hoch zu Ross in die Schlacht zu ziehen. Man steckt dann als Spieler deutlich weniger Schaden ein, weil den meisten das Pferd abfängt, doch Achtung: Die teure Erwerbung kann auch sterben. Man sollte also zweimal darüber nachdenken, ob man dem Gegner nicht doch lieber selbst entgegenläuft. Vogelfrei geht es auf in den Kampf Auch in "World of Qin 2" ist es möglich, sich im PvP gegenseitig die Köpfe einzuhauen. Dazu kann man den normalerweise auf friedlich stehenden Charakter in den Sparring-Modus versetzen. Es ist dann möglich, andere Spieler, die dies ebenfalls getan haben, anzugreifen und um den Sieg zu kämpfen, denn wer gewinnt, erhält von dem Gegner einen zufällig ausgewählten Gegenstand aus dessen Inventar. PvP kann also eine gute Möglichkeit sein, seine Finanzen aufzubessern und zu seltenen Gegenständen zu kommen oder eben auch arm zu werden, denn für den unwahrscheinlichen Fall, dass man mal unterliegt, muss man natürlich auch einen Gegenstand aus seinem Inventar opfern. Wer sich also freiwillig zum Kampf trifft, hat keine weiteren Nachteile zu befürchten. Anders sieht es jedoch mit Schurken aus, die friedliche Mitspieler angreifen oder töten. Hierfür werden Gemeinheitspunkte verteilt, die dazu führen, dass der eigene Name in rot oder gelb über dem Kopf dargestellt wird und man praktisch vogelfrei mit besonderem Diebesrang wird. Man kann nun auch in als sicher gekennzeichneten Umgebungen, in denen normalerweise das Angreifen nicht möglich ist, getötet werden. Da dieser vogelfreie Zustand nicht rückgängig gemacht werden kann, sollte man nicht zu leichtfertig damit umgehen. Allein sein ist doch doof Eines merkt man schnell: Allein lebt es sich schwer im frühen China, denn immer wieder benötigt man Hilfe bei Aufträgen. Um das Finden von Gruppen zu erleichtern, gibt es das Gildensystem, ein Zusammenschluss von Spielern und Freunden, die gleiche Ziele verfolgen. Es ist entweder möglich, in einer Stadt eine eigene Gilde zu gründen, wenn man denn der erforderliche Level erreicht hat und das geforderte Gold besitzt, oder einfach einer bereits bestehenden beizutreten, indem man den Gildenmeister um Aufnahme ersucht. Gilden können sich außerdem unabhängig von der Zugehörigkeit der einzelnen Mitglieder einer der sieben Nationen anschließen und für diese kämpfen, das eigene Hauptquartier wird dann auch in die neue Hauptstadt verlegt. Grafik und Sound - "Diablo" lässt grüßen Die Grafik von "World of Qin 2" ist leider stark veraltet und erinnert sehr an "Diablo 2", es wird in einer 2D-Umgebung mit 3D-Effekten gespielt. Die Natur, die NPCs und die Städte sind zwar liebevoll animiert und sehen gut aus, doch durch die pixelige, schlechte Grafik kommt nur wenig von der Atmosphäre herüber. Ein weiterer großer Nachteil ist die fehlende Kamerasteuerung: Man hat seinen Charakter, der durch einfaches Mausklicken bewegt wird, immer zentral im Bild. Es gibt keine Möglichkeit, sich einmal umzusehen oder die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, auch zoomen ist unmöglich. Genauso mager wie die Grafik ist auch der Sound ausgefallen: Die Hintergrundmusik ist spärlich bis gar nicht vorhanden und die Animationsgeräusche sind sehr eintönig, so dass sie schnell nervig werden. Collectors Edition Freunde von Boxversionen werden bei dieser Collectors Edition mit einem kleinen Vorsprung in das Rennen geschickt: Ein virtuelles Pferd, ein virtuelles Starterpack mit Rüstungsgegenständen und ein stylishes Amulett "liegen der Ladenversion bei". Darüber hinaus spielen Besitzer der Collectors Edition zwei Monate gebührenfrei. "World of Qin 2" steckt sicher voller Ideen und bietet eine riesige Spielwelt, doch gerade die schlechte Grafik, die wenigen Klassen und die mangelnden Möglichkeiten, seinen Charakter individuell zu gestalten, nehmen sehr viel von der Spielatmosphäre. Positiv fallen das Element- und Crafting-System auf: Auch wenn am Anfang schwer zu durchschauen ist, welche Elemente sich abstoßen oder zueinander passen, werden so viele Möglichkeiten geboten neue Dinge zu entwickeln und zu experimentieren. Die Möglichkeit, ein Reittier zu erwerben und statt auf Schusters Rappen auf einem richtigen Pferd durch die Lande zu ziehen, ist ein starkes Motiv dafür, einen höheren Level zu erreichen. Eine monatliche Gebühr von neun Euro finde ich jedoch sehr hoch und viel verlangt, denn die schlechte Grafik und viele kleine Makel wie das unnötig schwer gemachte Einladen von Spielern in die eigene Gruppe fallen negativ ins Gewicht und geben Minuspunkte. Es bleibt abzuwarten, was von den geplanten Features wie Städtekrieg mit Belagerungsmaschinen sowie erweiterten Strategien zur Vergrößerung der Einflussmöglichkeiten des eigenen Landes umgesetzt wird, um "World of Qin 2" weiter auszubauen und so vielleicht wirklich konkurrenzfähig gegenüber den anderen MMORPG auf dem Markt zu machen. (07.07.2006)
Minimum - CPU: 400 MHz - Arbeitsspeicher: 128 MB RAM - Grafikkarte: 3D-Beschleuniger mit 16-bit Farbe - Festplattenspeicher: 1.2 GB - Internet-Verbindung: 28k Modem
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