Fluch der Karibik - Die Legende des Jack Sparrow

Fluch der Karibik - Die Legende des Jack Sparrow

(Ubisoft)

geschrieben von Hans Thiel

 

Legenden ranken sich um Kapitän Jack Sparrow. Nicht wenige davon von ihm selbst mit Gewitztheit, Humor, einer Portion Glück und dem Talent, jede noch so ausweglose Situation irgendwie zum Guten zu wenden, in Umlauf gebracht. Das zweite Spiel, das sich mit dem "Fluch der Karibik"-Titel schmückt, führt den Spieler auf eine abenteuerliche Reise in die verworrenen Geschichten des Jack Sparrow.

Die Story des Spiels lehnt sich nur leicht an die Handlung der Filme an. Der Spieler stellt die Abenteuergeschichten des Kapitäns Jack Sparrow nach, dessen Ausschmückungen und freie Interpretation der Ereignisse jeden Historiker in den Wahnsinn treiben würden, die der Spielhandlung jedoch ungeahnte Freiheiten einräumen, ohne dabei in Untiefen zu geraten. Teilweise spielt die Handlung an bekannten Schauplätzen wie etwa Port Royal oder Farmosa, es treibt Jack Sparrow aber auch ins ferne Asien. Und da es allein auch langweilig werden würde, dichtet sich Kapitän Sparrow meist einen Begleiter hinzu, ganz gleich, ob sich dessen Erinnerung nun mit der Erzählung deckt oder nicht. Ordentlichem Seemannsgarn ist eben nicht leicht beizukommen.

Säbelrasseln

Dem Spiel ist die eigentliche Zielplattform deutlich anzumerken - die Steuerung beschränkt sich auf einige wenige Tasten, Minispiele fordern mehr Fingerfertigkeit als Köpfchen, und detaillierte Einstellungen für die Grafikqualität sind nicht zu finden. Kurzum - ein Spiel gemacht für die Konsole. Als solches wird es in der Mausschubserwelt nicht so recht heimisch. Ein Gamepad ist auf jeden Fall empfehlenswert. Ohne gesondertes Steuerruder kommt "Fluch der Karibik" nicht so gut in Fahrt. Die Belegung von primärem und sekundärem Angriff auf die Maustasten wäre sehr sinnvoll, ein Blick in das Optionsmenü sorgt jedoch für Verwirrung. Dort wird die Belegung so, wie im Handbuch beschrieben, angezeigt, nämlich mit beiden Angriffsweisen auf Tasten des Ziffernblocks. Im Spiel funktionieren diese jedoch nicht. Will der Spieler die Belegung ändern, so sollte dies gut durchdacht sein, denn eine Auswahl der Maustasten zur freien Belegung ist mysteriöserweise nicht möglich. Ein Umkonfigurieren der Steuertasten ist anzuraten, zumindest jedoch sollte sich der Spieler die benötigten Kombinationen einprägen. Einige Aufgaben im Spiel erfordern das Drücken bestimmter Tasten in schneller Folge - zum Suchen bleibt da keine Zeit.

Rein spieltechnisch ist "Fluch der Karibik - Die Legende des Jack Sparrow" recht simpel gestrickt: Sind die anfänglichen Probleme mit der Steuerung erst einmal überwunden, gehen alle Bewegungen der Spielfiguren leicht von der Hand und ermöglichen ein unbeschwertes Spielerlebnis. Einige Aktionen wie das öffnen von Kisten und das Aktivieren von Schaltern, Türöffnern oder ähnlichem verlangen dem Spieler vor allem Schnelligkeit und Konzentration ab. Kurbeln erfordern schnelles Drücken der Bewegungstasten, um eine kreisförmige Bewegung zu erzeugen, Kisten können geduldigem Gedrückthalten der Angriffstaste nicht widerstehen und schwierigere Aufgaben erwarten auch schon mal zufällige Tastenkombinationen in rascher Folge. Geistig wird der Spieler kaum gefordert, alle schwierigeren Gegner können mit List und richtigem Timing besiegt werden. Hinweise auf die nötige Strategie erhält der Spieler meist von den Spielfiguren selbst.

Und so schlagen und stechen sich Jack Sparrow, Will Turner und Elisabeth Swann in wechselnden Kombinationen durch die anstürmenden Gegnerscharen. Natürlich nicht nur mit einfachem Säbelschwung, sondern mit im Lauf des Spiels immer ausgefeilteren Schlagkombinationen. Diese werden nach und nach freigeschaltet und können mit dem erbeuteten Gold noch weiter verbessert werden. Zusätzlich haben Jack, Will und Elisabeth noch mehrere Asse im ärmel: Jack in Form von brennenden Grogkrügen, während Will und Elisabeth ihren Gegnern lieber Wurfäxte entgegenschleudern. Das sind auch die einzigen Angriffsarten, die eine Art Munition erfordern, Nachschub ist allerdings meist reichlich vorhanden. Ab und an gilt es, größere Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Im Regelfall bieten die Akteure dazu selbst Hilfestellungen an. Hebel, Kisten oder sonstige Gegenstände mit denen interagiert werden kann, sind weithin sichtbar markiert.

Leichtmatrosen

Im Einzelspielermodus mag "Fluch der Karibik - Die Legende des Jack Sparrow" sicher einige Stunden Spielspaß garantieren, so richtig Schwung bringt aber erst der Mehrspielermodus. Voraussetzung dafür ist ein zweiter angeschlossener Controller; dann können zwei Spieler gleichzeitig auf Abenteuersuche gehen. Da sich ein menschlicher Mitspieler im Regelfall deutlich intelligenter verhält als der Computer, kommen bestimmte Kampfstrategien erst im Mehrspielermodus voll zur Geltung. So gilt es in einem Level zum Beispiel, einen überstarken Gegner geschickt auf die Falltür des Galgens zu bugsieren, um diese dann im richtigen Moment zu öffnen. Was allein mit Unterstützung des Computers durchaus eine Weile dauern kann, ist mit einem menschlichen Mitspieler kein Problem. Da sich die Aufgaben in den einzelnen Spielabschnitten ähneln und die Story nur eine untergeordnete Rolle spielt, ist "Fluch der Karibik - Die Legende des Jack Sparrow" geradezu prädestiniert, um für schnelle Unterhaltung zwischendurch zu sorgen.

Klar Schiff

Auch wenn es keine Möglichkeit gibt, die Darstellungsqualität des Spiels zu beeinflussen, ist die dargebotene Kost nicht zu verachten. Die verschiedenen Handlungsorte sind stimmungsvoll in Szene gesetzt, die Texturqualität ist gut und die Figuren haben durchaus ähnlichkeit mit ihren Filmvorbildern. Die Bewegungen wirken insgesamt flüssig und weisen auch genügend Varianz auf, um nicht durch allzu häufige Wiederholungen unangenehm aufzufallen. Leider trüben sporadische Darstellungsfehler das Bild - zeitweilig blitzen irritierende Lichter auf, Gegner scheinen in der Luft zu schweben oder die Umgebung teilweise zu durchdringen.

Schiffsglocken

Der Sound und die Hintergrundmusik runden das gute Bild ab. Die den einzelnen Akteuren zugeordneten Stimmen wirken plausibel und für die Stimme Jack Sparrows wurde sogar der Synchronsprecher des Films engagiert. Die vertraute Sprechweise trägt einen großen Teil zur Wirkung des Spiels bei. Immer einen flotten Spruch auf den Lippen, vorgetragen mit dem leierhaften Singsang, der für Kapitän Jack Sparrow so typisch ist. Auch die anderen Hauptfiguren Will Turner und Elisabeth Swann können mit einigen netten Kommentaren aufwarten. Die Hintergrundmusik ist meist passend zum jeweiligen Handlungsort, könnte aber etwas mehr Abwechslung vertragen. Vor allem in schnellen Multiplanerpartien fällt das aber weniger ins Gewicht.

"Fluch der Karibik - Die Legende des Jack Sparrow" weiß mit schnellem, unkompliziertem Spielspaß zu überzeugen. Den anfänglichen Schwierigkeiten mit der Steuerung kann mit einem Gamepad oder einer Anpassung der Tastenkombinationen an die eigenen Vorlieben begegnet werden. Nach dieser kleinen Hürde bietet das Spiel einen mühelosen Einstieg in die Handlung und einen Schwierigkeitsgrad, der mehr auf Schnelligkeit und Geschicklichkeit setzt und somit auch für Einsteiger durchaus handhabbar ist. Grafik und Sound sind gut, vor allem die flotten Sprüche des Kapitäns Jack Sparrow mit der Originalstimme aus den Filmen tragen viel zu einer glaubwürdigen Piratenatmosphäre bei. Freunden unkomplizierter Action ist das Spiel auf jeden Fall zu empfehlen.

(09.08.2006)

Entwickler: Bethesda Softworks
Publisher: Ubisoft
Genre: Action
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Pirates of the Caribbean
Preis: 44,95 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG

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