Red Ocean

Red Ocean

(dtp)

geschrieben von Carlos Carvalho

 

 
Entwickler: Collision Studios GmbH
Publisher: dtp
Genre: First-Person-Shooter
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Red Ocean
Preis: 31,90 €
Altersfreigabe: Keine Jugendfreigabe gemäß §14 JuSchG

Nur wenige First-Person-Shooter trauen sich, die unsichtbaren Wände zwischen den Welten zu durchbrechen. Sollte ein Spiel dieses Genres in der Luft beziehungsweise im Weltraum, auf Land oder im Wasser starten, dann betritt es normalerweise keine der anderen Umgebungen. Der Hauptgrund hierfür liegt in den sehr unterschiedlichen Physikengines, die nötig wären, um beide Welten korrekt darzustellen. Deshalb findet man nur Ausnahmen in Blockbuster-Spielen wie "Far Cry". Dtp versucht mit dem Titel "Red Ocean", Land- und Wasserkämpfe perfekt auf dem PC umzusetzen und somit das Vorbild für zukünftige amphibische Spiele zu sein.

Story

Bei einem Tauchgang, der eigentlich ganz gewöhnlich ablaufen sollte, entdeckt der Tauchlehrer Jack Hard Überreste aus dem Kalten Krieg. Doch anstatt blanker Ruinen findet er eine funktionierende Unterwasseranlage. Das Kraftwerk, das zur Erforschung thermischer Energiegewinnung erbaut wurde, wird nun von der Terrororganisation United Arms besetzt. Diese freut sich nicht über das Eindringen von fremden Besuchern und verfolgt den Spieler, der die Rolle des Tauchlehrers übernimmt, mit tödlicher Gewalt durch die Station. Begleitet wird man von der, über Funk übertragenen, Stimme eines unbekannten Mannes, die Jack den Weg beschreibt und erzählt, wie manche Gegner zu besiegen sind. Unser Held muss sich durch Gänge und Räume kämpfen, Lager nach Arzneimitteln und Munition durchsuchen und verschiedene Bosse erledigen. Leider wird der Geschichte im Spiel zu wenig Gewicht verliehen. Der Protagonist muss immer vorankommen, aber weder Cutscenes noch längere Beschreibungen während des Games erklären dem Spieler die Hintergrundstory oder beschreiben die Station, in der er sich befindet.

Bewaffnung

Als Tauchlehrer ist man natürlich am Anfang nur mit einer Harpune und einem Messer bewaffnet. Doch der Ex-Soldat bedient sich schnell dieser einfachen Waffen, um an bessere Ausrüstung zu kommen. Man kann die Waffen der gefallenen Soldaten und immer unterschiedliche Mengen an Munition aufsammeln. Zur besseren Übersicht wird die Waffe nicht mehr angezeigt, für die man momentan keine Munition besitzt. Im Spiel findet man Pistolen, Maschinengewehre, Schrotflinten und, nach dem ersten Boss, Plasma- und Laserwaffen. Auch Granaten werden in "Red Ocean" öfters eingesetzt, besonders in engen Räumen oder Gängen gegen eine größere Anzahl Feinde. Die Unterwasserbewaffnung wird jedoch nie verbessert: Man behält während des gesamten Spiels die schwache Harpune.

Die Plasmawaffe wird im Spiel besonders behandelt. Diese lässt sich durch längeres Drücken auf die Schusstaste aufladen, um so potentere Geschosse zu feuern. Man rüstet auch die Waffe nach und nach auf; so prallen zum Beispiel die großen blauen Energiekugeln an den Wänden ab und werden reflektiert, bis sie auf einen Gegner treffen. Während die andere futuristische Waffe, das Lasergewehr, dieselbe Munition wie das Plasmagewehr verwendet, zeichnet sich diese nur durch eine schnellere Feuerrate und beschleunigten Flug der Geschosse aus. Als Hilfe für den Spieler ist der Flug der Kugeln bei jedem Schuss zu erkennen, dargestellt durch eine weiße, schnell verblassende Linie. Gut umgesetzt ist der Rückstoß der Waffen, der umso stärker ist, je mächtiger der Schuss wird. Weniger schön ist der Zoom, bei dem das Bild lediglich leicht vergrößert wird, ohne jedoch Zielfernrohre zu gebrauchen.

Steuerung

Die Bedienung von "Red Ocean" ist für einen First-Person-Shooter eigentlich zu einfach. Die Normaleinstellungen verwenden die Pfeiltasten, um den Charakter nach links, rechts, hinten oder vorne zu bewegen. Mit der Leertaste springt man, während die Steuerungstaste zum Ducken verwendet wird. Mit "Shift" geht der Spieler langsamer und mit gehaltener "X"-Taste sprintet man. Die Maus wird benutzt, um mit der linken Taste zu schießen, mit der rechten zu zielen und mit dem Mausrad die Waffe zu wechseln. Die momentan gezogene Waffe lässt sich mit der "R"-Taste nachladen (im Spiel ist zusätzlich automatisches Nachladen am Ende des Magazins verfügbar) und eine Granate mit der Taste "G" werfen. Mit Objekten wie Türen oder Knöpfen kann man interagieren, indem man die Taste "E" betätigt. Wer Angst im Dunkeln hat, kann schließlich durch Drücken der "F"-Taste die Taschenlampe einschalten, wobei deren Batterie allerdings schnell zur Neige geht. Dieser Steuerung fehlt es besonders an einer Funktion, mit der man sich zur Seite lehnen kann, um Feinde aus der Deckung heraus mit weniger Gefahr für den eigenen Leib zu erschießen. Wer nicht ausreichend Hände besitzt, um auch in aktionsreichen Szenen an alle Tasten zu gelangen, kann im Optionsmenü die Tastenbelegung nach eigenem Wunsch anpassen, zum Beispiel zu der im Genre üblicheren "WASD"-Steuerung.

Künstliche Intelligenz

Die "Intelligenz" der computergesteuerten Figuren ist nicht sonderlich ausgeklügelt. Fast alle Soldaten laufen festgelegte Wege entlang und lassen sich kaum durch Schüsse des Spielers stören. Selten weichen sie aus, dafür treffen sie mit hervorragender Zielgenauigkeit. Manche bleiben eher stehen, während andere ständig hin und her rennen. Dadurch, dass alle Figuren situationsunabhängig handeln, lassen sich die meisten Levels durchspielen, indem man beobachtet, was sie tun und dann nach Laden eines alten Spielstandes Fallen für sie aufstellt. Dadurch, dass man an jeder Stelle von "Red Ocean" speichern darf, wird diese Taktik viel zu oft ausgenutzt. Dagegen erscheinen neue Gegner situationsabhängig, also wenn man an einer bestimmten Stelle des Spiels ankommt. So lässt sich keinem Feind ausweichen, man kann sich nicht an Gegner heranschleichen und man kann nur in extrem seltenen Fällen gefahrlos von der Ferne und unbeobachtet heranstürmende Soldaten per Kopfschuss erledigen.

Grafik

Die Gamebryo-Engine von Emergent Technologies zusammen mit der "XPLAY"-Technologie von Collision Studios vereinen Grafik und Gameplay. Herumwirbelnde Kisten können zu tödlichen Geschossen für Gegner werden; kleinere Kartons können zerschossen werden, um aus ihnen Munition und Health Packs zu entnehmen und rote Tonnen können klischeehaft zur Explosion gebracht werden. Sowohl Schüsse als auch Explosionen sehen phänomenal aus und das gelungene dynamische Licht ist verantwortlich für die schöne, düstere Atmosphäre von "Red Ocean". Die engen Wände und niedrigen Decken geben dem Spieler ein gruseliges Gefühl von Klaustrophobie, das erst in riesengroßen Sälen verschwindet. Bei dem Charakterdesign bemerkt man eine sehr große Liebe zum Detail, besonders was Texturen und Bewegungen angeht.

Sound und Musik

Um die akustische Inszenierung von "Red Ocean" kümmerte sich das Dynamedion-Label "Sonicminds", das unter anderem durch ihre Arbeiten in "Anno 1701", "Spellforce 2" und "Die Siedler 5" bekannt wurde. Ihm gelingt es, das actiongeladene Spiel spannend zu halten und die Nerven des Spielers ständig angespannt zu halten. Schussgeräusche sowie Wassergeräusche hören sich, mit Ausnahme der Plasmawaffen, sehr realistisch an. Besonders anzumerken ist, dass sich Gegner am liebsten durch Fußstapfen oder repetitive Sprüche verraten. Erst, wenn für ein paar Sekunden niemand geredet hat, darf man sich im Raum sicher fühlen. Radiosendungen hören sich wie solche an und der Charakter des Spielers redet mit seinem mysteriösen Helfer in einem bitteren und sarkastischen Ton. Der Boss der Terrorgruppe hat dafür eine derartig klischeehaft böse Lache, dass man sie ihm spätestens ab Mitte des Spiels herausprügeln möchte.

 


Fazit

   "Red Ocean" ist ein guter First-Person-Shooter, der jedoch, im Vergleich mit anderen aktuellen Spielen, nicht hervorragend ist. Mit einer sehr detaillierten Grafik und spannendem Soundtrack werden die Spieler daran gefesselt, doch die schlechte KI wird alleine durch enorme Horden von Gegnern kompensiert. Die Bosskämpfe sind vernünftig ausgeglichen und nicht unmöglich zu schaffen, allerdings hilft man sich währenddessen öfters mit der "Schnell Speichern"-Option. Würde ein Multiplayermodus im Spiel existieren, wäre der Preis des Spiels gerechtfertigt, doch so sollte man lieber nach Alternativen suchen oder ein paar Monate warten, bis man nur die Hälfte des aktuellen Kaufpreises bezahlen muss. (11.05.2007)


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