Deadly Creatures

Deadly Creatures (Wii)

(THQ)

geschrieben von Witali Blum

 

 
Entwickler: Rainbow Studios
Publisher: THQ
Genre: Action
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Deadly Creatures
Preis: 49,95 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG

Als Arachnophobie bezeichnet man eine unbegründete Angst vor Spinnen, die meistens keiner realen Bedrohung entspringt und bei fast jedem Menschen in verschieden stark ausgeprägten Symptomen anzutreffen ist. So reagiert beispielsweise ein Großteil der Bevölkerung mit einer leichten Abneigung auf die Geschöpfe mit acht Beinen, während einige Individuen bei ihrem Anblick in starke Panik ausbrechen. Wie es zu diesem intoleranten Verhalten des Menschen kommt, konnte noch kein Forscher vollständig entschlüsseln, doch "Deadly Creatures" (eng. Tödliche Kreaturen) für die Nintendo Wii gibt zumindest eine Antwort darauf, warum einige Vertreter der Gattung Arachnida (lat. Spinnentiere) selbst größere Gegner das Fürchten lehren können.

Rache ist ein Gericht, das kalt serviert werden sollte

Die Wüste ist eine lebensfeindliche Umgebung, in der jede Kreatur ständig um ihre Existenz bangen muss, denn bereits hinter dem nächsten Dornengestrüpp könnte ein Raubtier auf die Gelegenheit warten, seinen Speiseplan um ein weiteres Beutestück aufzustocken. So kämpfen Echsen, Schlangen und Insekten um die Vorherrschaft in einem recht trostlosen, aber dennoch stabilen Ökosystem. Als plötzlich Menschen in das Gebiet der "tödlichen Kreaturen" eindringen, erwecken sie den Zorn zweier Bewohner, indem sie ihre unterirdischen Wohnungen durch unvorsichtiges Graben zerstören. Wer nimmt schon Rücksicht auf die Gefühle der heimischen Fauna, wenn es darum geht, einen alten Schatz zu bergen? Dieses Mal jedoch geraten die Zweibeinigen an den falschen Gegner, denn ein Wüstenskorpion und eine Tarantel überleben den Einsturz ihres Heims und verfolgen anschließend die Eindringlinge. Auf ihrem Weg müssen die beiden Insekten viele Gegner bezwingen und noch mehr Hindernisse überwinden, bis sie schließlich die wohlverdiente Rache genießen können.

Das große Krabbeln

"Tödliche Kreaturen" versetzt den Spieler in die einmalige Perspektive eines giftigen Krabbeltiers, das seiner widrigen Umwelt trotzt und gleichzeitig die "Mitbewohner" seines Lebensraums tatkräftig davon überzeugt, sich ein anderes Ziel aus der Nahrungskette zum Verspeisen zu suchen. Man steuert dabei abwechselnd eine Tarantel und einen Wüstenskorpion durch insgesamt zehn Kapitel, in denen die Arachniden zahlreiche Herausforderungen meistern müssen. Obwohl die Helden des Spiels zur gleichen Familie gehören, besitzen sie unterschiedliche Eigenschaften, die sie auf verschiedene Weise zur Fortbewegung nutzen und vor allem auch kämpfen lassen. Während die haarige Riesenspinne auf ihre Agilität setzt und fast jede Oberfläche erklettern kann, verlässt sich der Skorpion auf seine dicke Panzerung, seine großen Scheren sowie seinen tödlichen Stachel, um Probleme im wörtlichen Sinne aus der Welt zu schaffen. Im Laufe ihres Abenteuers erlangen die Helden weitere nützliche Begabungen. So kann die Tarantel später Netze spinnen, mit denen sie ihre Feinde fesselt oder sich selbst an weit entfernte Oberflächen heranzieht, während der Skorpion das Graben und das Zerschneiden von trockenen Grashalmen lernt. Viele vorher verschlossene Pfade werden so zugänglich.

Immer wieder trifft man auf feindlich gesinnte Kreaturen, die es stets zu besiegen gilt, um Erfahrungspunkte zu verdienen, mit denen die Kampffähigkeiten der Protagonisten aufgewertet werden. Außerdem kann man bei einem Zusammentreffen mit einem Kontrahenten nicht einfach weiterkrabbeln, da alle Wege solange durch eine Barriere verschlossen bleiben, bis auch der letze Gegner sein Leben ausgehaucht hat. Jedoch ist es nicht möglich, alle Feinde auf eine konventionelle Art und Weise zu besiegen. Neben Geckos, Spinnen, Käfern und Ratten gibt es nämlich auch Kreaturen, die für eine Tarantel oder einen Skorpion einfach eine Nummer zu groß sind. Dazu zählen unter anderem eine Klapperschlange, eine Gila-Krustenechse und schließlich ein Mensch. Trifft man auf diese "Boss-Monster", so ist besonderer Einfallsreichtum gefragt, wenn man noch das nächste Kapitel erreichen möchte. Glücklicherweise gibt es großzügig verteilte Speicherpunkte, an denen man nach einem vorzeitigen Ableben erneut die Reise ins Unbekannte antreten kann.

Eine Sache wird dem Spieler vermutlich besonders gut gefallen, denn die Wege der Protagonisten kreuzen sich und sie müssen sich gegenseitig bekämpfen, bis einer von ihnen unterlegen die Flucht ergreift. Dieser Kniff der Entwickler vermittelt das Gefühl, eine ganze Geschichte und nicht einfach zwei parallele Abenteuer zu erleben. Natürlich dürfen sich die Arachniden von ihren Verletzungen erholen und ihre Lebensleiste auffrischen, indem sie Larven sowie Grillen verspeisen, die an fast jeder Ecke des Spiels zu finden sind. Es lohnt sich auch, überall nach diesen Happen zu suchen, da erstere unter anderem Extramaterial wie Galerien mit Konzeptgrafiken freischalten, während die grünen Exemplare der zuletzt genannten die Lebensleiste erhöhen, so dass man mehr Schaden aushalten kann. Leider gibt es in "Tödliche Kreaturen" keinen Mehrspielermodus, der das Erlebnis des Einzelspielers um weitere Spielzeit erhöhen würde. Selbst auf dem höchsten der drei möglichen Schwierigkeitsgrade ist das Vergnügen nach höchstens zehn Stunden viel zu schnell vorbei.

Nur die Tüchtigsten überleben

Die Steuerung der tödlichen Kreaturen ist einfach und doch vielseitig. Wie von anderen Titeln gewohnt, dient das Nunchuk überwiegend zur Fortbewegung, während die Wiimote für Interaktionen mit der Umwelt zuständig ist. Jedoch gibt es viele charakterspezifische Aktionen, die entweder auf Knopfdruck oder durch Gesten ausgelöst werden. So verschießt die Tarantel beispielsweise mit "C" ihre Netze, wobei man zusätzlich die Wiimote als Zielhilfe benutzt, und der Wüstenskorpion kann bei geschwächten Gegnern mit derselben Taste eine Kampfsequenz starten, die stark an die "Fatality-Moves" aus "Mortal Kombat" erinnert und zum sofortigen Tod des Feindes führt, vorausgesetzt man schafft es, die am Bildschirm angezeigten Tasten- sowie Bewegungskombinationen im richtigen Augenblick einzugeben. Dieses System findet sich auch bei den rar gesäten Bosskämpfen wieder, bei denen man sich oft etwas einfallen lassen muss, um lebend das Schlachtfeld zu verlassen. Nicht immer kann ein übermächtiger Feind besiegt werden, manchmal genügt es, sich nach einem geeigneten Fluchtweg umzusehen.

Die Standardgegner werden durch ein Betätigen von "A" sowie dem Winken mit der Wiimote vergleichsweise einfach besiegt, da selbst zufällig ausgeführte Schläge stets effektiv sind. Eine Ausnahme bilden allerdings die Wespen, die sich als einzige geflügelte Insekten im Spiel außerhalb der Reichweite bewegen und mit einer unfairen Hit'n'Run-Taktik vorgehen. Während die Spinne mit ihrem Netz- oder Sprungangriff noch Einiges gegen sie ausrichten kann, hat der Skorpion selbst mit seinem "Luftschlag" schlechte Karten. Da helfen oft nur Tricks, wie zum Beispiel sich in den Boden einzugraben, indem man dazu die Wiimote umdreht. Für kurze Zeit ist man vor den lästigen Angreifern sicher und kann mit etwas Glück einen Überraschungsschlag landen, indem man plötzlich aus einem Erdloch nach der vorbeifliegenden Wespe schnappt. Anfänger brauchen sich nicht durch die große Anzahl der Steuergesten auf der Wiimote abschrecken zu lassen, denn die Helden von "Deadly Creatures" lernen alle Manöver erst nach und nach, so dass genügend Spielraum zum Einprägen verbleibt. Außerdem gibt es viele Hilfstexte, die jederzeit eingesehen werden können.

Große Fernsicht

Natürlich kann die Grafik einer Nintendo Wii nicht mit High-End-Konsolen wie einer Playstation 3 oder Xbox 360 mithalten, doch es ist erstaunlich, was die Entwickler von "Deadly Creatures" aus der kleinen weißen Kiste herausholen konnten. Obwohl die Handlung des Spiels größtenteils in einer Wüste abläuft, bewegen sich die Protagonisten nicht einfach durch eine karge Landschaft, sondern durchforsten unterirdische Gänge, kämpfen sich durch Dornengewächse, erklettern Kakteen und machen sogar eine Tankstelle unsicher. Auch wenn die Levels linear gestaltet sind, ändert sich ständig die weitreichende Perspektive, da die Arachniden beispielsweise Wände oder Decken entlang laufen, um auf ihrer Reise voranzukommen. Die Übergänge sind trotz der mittelmäßigen Texturen, einiger weniger Clipping-Fehler und eckiger Objekte so realistisch, dass es einem empfindlichen Spieler leicht auf den Magen schlagen kann. Man bekommt in "Deadly Creatures" viel Abwechslung für das Auge, die weniger durch bunte Effekte als hohen Grad an Realismus besticht.

Schall und Rauch

Soundtechnisch braucht sich "Deadly Creatures" nicht vor der Konkurrenz zu verstecken, denn die gruselige Hintergrundmusik passt sehr gut zum bedrohlichen Szenario des Spiels, bei dem jeder falsche Schritt des Protagonisten möglicherweise sein letzter sein kann. Ergänzt wird die Tonkulisse durch passende Geräusche aus dem Tierreich wie zum Beispiel das Rasseln einer Klapperschlange. Auch die Helden erzeugen selbst verschiedene Laute, so zischen sie, wenn sie wütend angreifen und kreischen gelegentlich auch mal vor Angst auf. Darüber hinaus verteilt die Akustik des Spiels alle Lärmquellen auf eine authentische Weise, so dass man zum Beispiel auf der Suche nach dem nächsten Grillen-Happen nur dem Zirpen folgen muss. Ein besonderer Clou ist den Publishern gelungen, als sie die Menschen, die die Bösewichte des Spiels darstellen, mit den deutschen Synchronstimmen von Billy Bob Thornton und Dennis Hopper vertonten. Vor allem letzterer, der für seine Filmrollen als Psychopath bekannt geworden ist, verpasst dem Redneck-Tankstellenbesitzer einen persönlichen Touch.

Fazit

Mit "Deadly Creatures" erschaffen die "Rainbow Studios" endlich mal ein Spiel, das sich aus der breiten Masse der Nintendo-Wii-Titel hervorhebt, indem sie viel Action in eine realistische Umgebung packen und gleichzeitig noch nie da gewesene Helden einführen. Wie in einer Simulation erlebt der Spieler hautnah den Überlebenskampf einer Tarantel sowie eines Wüstenskorpions gegen zahlreiche Konkurrenten aus dem Tierreich. Doch die größte Herausforderung befindet sich am Ende des Abenteuers – der Mensch. Wer herausfinden möchte, warum die "tödlichen Kreaturen" ihren Namen zu Recht verdient haben, sollte bei diesem Titel zugreifen.

(06.03.2009)

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