Agatha Christie: Das Böse unter der Sonne (The Adventure Company) geschrieben von Jana Voth | ||||||||||||||||||
Schon beim Review zu "Und dann gabs keines mehr" erzählten wir von dem wahnsinnigen Erfolg, den Agatha Christie als englische Autorin hat. Deswegen sei an dieser Stelle dazu nichts weiter gesagt. Doch sollte der Hinweis darauf erlaubt sein, dass - wie in vielen anderen Bereichen - auch Dritte etwas vom Erfolg eines Einzelnen abhaben wollen: "Das Böse unter der Sonne" ist der dritte Versuch der Entwickler/Publisher, die grandiosen Geschichten aus den Romanen Christies in einem Spiel unterzubringen. Der Blick aufs Cover lässt Gutes hoffen, also lasst uns einmal durch die Seiten blättern. Story Es ist der September des Jahres 1940. In Europa ist die Hölle los, der belgische Detektiv Hercule Poirot sitzt hinter seinem Schreibtisch und erzählt seinem Freund Arthur Hastings von seinem Urlaub, der nicht ganz wie geplant abgelaufen ist. Sein Beruf hatte ihn irgendwie auch bis zum "Smuggler's Rest"-Hotel verfolgt, wo vor seiner Nase ein Mord begangen wurde. Natürlich hatte Poirot seinerseits die Lage schnell durchschaut und den Fall gelöst, doch nun will er seinem Freund die Möglichkeit geben, sein Können zu beweisen. Er will ihm die Geschichte so haarklein und anschaulich erzählen, dass er sich fühlen soll, als wenn er selbst da gewesen wäre, jeder Geistesblitz soll ihm selbst kommen. Wir schlüpfen nun eigentlich in die Rolle Arthur Hastings, der wiederum zum Großteil der Zeit in die übergroße Rolle des belgischen Detektivs schlüpft. Steuerung Am Anfang des Spiels (nach ein paar langatmigen Intros) erhält man in der Wohnung Hercule Poirots ein paar Gegenstände, die das spätere Spielmenü bilden. Als erstes wäre ein Portrait zu erwähnen, auf dem die beiden Herren abgebildet sind. Mit einem Klick darauf wechselt man zwischen der fiktiven Erzählwelt des Detektivs, in der man als Poirot unterwegs ist, und der Realität, in der man als Arthur Hastings vor seinem Schreibtisch sitzt. Als nächstes wären da ein Aktenkoffer, der natürlich als Inventar dient, und ein Notizblock, der Tagebuch, "To Do"-Liste und Archiv in einem ist. Außerdem findet man noch eine Stoppuhr und ein Bild des Hotels dient als Button zum Speichermenü und dazu, das Spiel zu verlassen. Bewegt wird nach alter Point'n'Click-Manier. Der Cursor verändert sich je nach möglicher Interaktion - ganz, wie man es gewohnt ist. Leider gehört der Belgier eher zu der gemütlichen Sorte Mensch, daher empfiehlt es sich ziemlich bald, mit der Sonderfunktion zu arbeiten, damit man per Doppelklick direkt zum nächsten Bildschirm gelangt, auch wenn Poirot noch nicht einmal durch die Hälfte des Bildes gelaufen ist. Allgemein ist die Steuerung recht einfach und selbsterklärend gehalten. Das erwähnte Mini-Menü ist im Spiel ausgeblendet, solange der Cursor der oberen Bildkante fernbleibt. Dadurch ist die Sicht extrem frei, was vor allem beim Suchen von Objekten sehr angenehm ist, aber auch der Stimmung ein Stück auf die Sprünge hilft. "Versuch macht kluch" Was das Gameplay angeht, hat man eindeutig aus den Fehlern des Vorgängers gelernt, was bei Spielereihen nicht selbstverständlich ist. Während man früher nicht recht wusste, was man gerade tun muss, hilft nun das Notizbuch aus oder im Notfall, so makaber es klingt, ein abgetrennter Finger, der auf dem Schreibtisch von Poirot vor ihm auf einem Teller liegt und dem Spieler im Notfall "den richtigen Weg weist". Er selbst hat ihn wohl einmal bei einer Reise geschenkt bekommen und schwört auf seine Wirkung. Da die Rätsel aber, auch im Vergleich zu den Vorgängern, nicht ganz so schwer gehalten sind, dürfte dies nicht einmal notwendig sein. Alles ist eigentlich sehr durchsichtig gestaltet. Wenn man doch ab und an nicht weiterkommt, dann am ehesten, weil man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht. Ganz so durchsichtig wie die Lösung der Rätsel und deren Abfolge ist ihr eigentlicher Sinn allerdings nicht. Man kratzt sich schon am Kopf oder lacht lauthals los, wenn man direkt nacheinander auf zwei Ehepartner trifft und beide dem Detektiv klagen, dass sie ihren Hochzeitstag vergessen haben und noch unbedingt ein Geschenk bräuchten, auf dass der Partner nichts merke. Poirot scheint das allerdings Spaß zu machen, denn bereitwillig nimmt er jeden noch so mickrigen und eigenartigen Auftrag entgegen, die man auch noch als Spieler allesamt erfüllen muss; sei es das Zurückbringen eines Buches oder das Beobachten von U-Booten. Aber er ist sowieso ein sehr eigener und lustiger Mann. Sein Humor und seine Dickköpfigkeit lockern die Spielatmosphäre auf, zumal die beiden Freunde mitunter sozusagen kleine Diskussionen im Kopf des fiktiven Detektivs führen, während die restlichen Anwesenden nichts mitbekommen. Dann gibt es hier noch einen kleinen "Sinnbruch". Die Geschichte ist so aufgebaut, dass wir als Hastings eigentlich nur das erleben, was Poirot erlebt hat, da er erzählt, was ihm passiert ist. Es kommt aber vor, dass Hastings in der erdachten Welt Dinge tut, von denen Poirot selbst sagt, dass er nicht weiß, wie sie gehen. Hat er sich nun Teile zu der eigentlichen Geschichte dazugedichtet? So muss es wohl sein, auch wenn es nicht gesagt wird. Grafik Wer die Angewohnheit hat, nach der Installation des Spiels als erstes in den Optionen zu wühlen und zu schauen, was machbar ist, wird feststellen, dass man bei "Das Böse unter der Sonne" gerade für dieses Genre sehr viel an der Grafik schrauben kann, was absolut lobenswert ist. Allgemein hat die Spielwelt sicherlich schon besseres gesehen, aber schlecht ist es nicht und dafür sind die Systemanforderungen auch gegen den Trend nicht ganz so extrem. Es fehlt ein wenig an Atmosphäre im Spiel, die jedoch in den kleinen Filmsequenzen gut rüberkommt, bei denen nun wieder die Qualität etwas abhandengekommen ist. Ein leichtes Manko bilden auch die Animationen. Dabei sticht vor allem Poirots Gang ins Auge. Es passt natürlich zu ihm, dass es aussieht, als hätte er einen Stock im Allerwertesten, aber sein Gang ist schon zu steif und gekünstelt. Viel mehr Augenmerk liegt wiederum auf der Mimik der Charaktere, was auch spürbar ist. Die Gesichter sind oft sehr lebendig und hin und wieder ein bisschen abgedreht. Tatsächlich lebt die Darstellung beziehungsweise die Glaubwürdigkeit der Charaktere eher von den Gesichtern als von etwas anderem, denn von Kleidung und Körperstatur her unterscheiden sich die Nebencharaktere kaum - zumindest die Ehemänner und Ehefrauen. Sound Wer die Angewohnheit hat, nach der Installation des Spiels als erstes in den Optionen zu wühlen und zu schauen, was machbar ist, wird feststellen, dass man bei "Das Böse unter der Sonne" gerade für dieses Genre sehr viel an der Grafik schrauben kann, was absolut lobenswert ist. Allgemein hat die Spielwelt sicherlich schon besseres gesehen, aber schlecht ist es nicht und dafür sind die Systemanforderungen auch gegen den Trend nicht ganz so extrem. Es fehlt ein wenig an Atmosphäre im Spiel, die jedoch in den kleinen Filmsequenzen gut rüberkommt, bei denen nun wieder die Qualität etwas abhandengekommen ist. Ein leichtes Manko bilden auch die Animationen. Dabei sticht vor allem Poirots Gang ins Auge. Es passt natürlich zu ihm, dass es aussieht, als hätte er einen Stock im Allerwertesten, aber sein Gang ist schon zu steif und gekünstelt. Viel mehr Augenmerk liegt wiederum auf der Mimik der Charaktere, was auch spürbar ist. Die Gesichter sind oft sehr lebendig und hin und wieder ein bisschen abgedreht. Tatsächlich lebt die Darstellung beziehungsweise die Glaubwürdigkeit der Charaktere eher von den Gesichtern als von etwas anderem, denn von Kleidung und Körperstatur her unterscheiden sich die Nebencharaktere kaum - zumindest die Ehemänner und Ehefrauen. Fazit Es brauchte seine Zeit, bis mich die Story packte, doch fesseln konnte sie mich nicht. Unterhaltsam ist "Das Böse unter der Sonne" aber allemal, da es durch Humor und lösbare, aber nicht zu einfache Rätsel besticht. Rätselprofis werden keine Herausforderung finden, aber Neueinsteiger und Fans der Bücher sind mit dem Titel sehr gut bedient. (13.02.2008)
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