Die Sims 2: Haustiere (Wii) (Electronic Arts) geschrieben von Roland Kindermann
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Im Jahre 1989 waren die meisten Spieler damit beschäftigt, hüpfend und ballernd die Welt vor Aliens oder sonstigem Getier zu retten. Ein damals noch recht unbekannter Entwickler namens Will Wright allerdings hatte eine andere Vision: Statt immer nur zu kämpfen, konnte man in seinem Spiel "Sim City" eine Stadt verwalten und sie durch geschicktes Management vom Dorf bis zur Metropole aufpäppeln. Dieses aus damaliger Sicht sehr ungewöhnliche Konzept wurde überraschend zu einem der erfolgreichsten Spiele der damaligen Zeit und dient bis heute als Vorbild für ein ganzes Genre. Manchmal wiederholt sich die Geschichte. So verbrachten 2001 erneut die meisten Spieler ihre Freizeit damit, sich mit Aliens oder Orks zu kabbeln und der mittlerweile wesentlich bekanntere Will Wright arbeitete erneut an einem für damalige Verhältnisse recht ungewöhnlichen Spielekonzept - dem zu "Die Sims", dem mittlerweile meistverkauften PC-Spiel überhaupt. Dabei begründet sich dessen Erfolg nicht zuletzt darauf, dass es auch Zielgruppen, die zuvor nur wenig Interesse an Computerspielen hatten, anspricht. Nachdem ein Nachfolger und mehr als zehn Add-ons für verschiedene Plattformen erschienen sind, ist nun mit "Die Sims 2: Haustiere" auch der erste Serienteil für die Wii veröffentlicht worden. Ihre Wunschfamilie Wie auch bei den anderen Serienablegern geht es bei "Die Sims 2: Haustiere" darum, die Geschicke mehrerer Menschen - den Sims - zu lenken. Wie der Name bereits andeutet, müssen Sie sich diesmal auch um Hunde, Katzen und andere Tiere kümmern. Bevor es jedoch losgeht, benötigen Sie eine Familie, die Sie spielen und ein Haus für diese. Falls Sie es eilig haben, können Sie dabei auf vorgefertigte Personen zurückgreifen. Mögen Sie es individueller, können Sie in einem komfortablen Editor Ihre Sims auch selbst erstellen. Dabei wird zunächst eine Vielzahl äußerer Merkmale festgelegt. Anschließend müssen Sie noch ein Sternzeichen auswählen, das beispielsweise bestimmt, ob Ihr Sim schüchtern oder unordentlich ist. Zu guter Letzt müssen Sie noch eine Laufbahn auswählen, die über Träume und Wünsche entscheidet. Zusätzlich sollten Sie noch ein tierisches Familienmitglied erstellen. Dabei stehen 15 Katzen- und 22 Hunderassen zur Verfügung. Alternativ können Sie die äußeren Merkmale Ihres Tieres auch selbst festlegen. Andere Tiere, insbesondere Fische, können Sie erst später kaufen. Sie gehören - anders als Hunde und Katzen - auch eher zur Einrichtung und sind keine vollwertigen Familienmitglieder. Selbst bauen oder fertig kaufen? Wenn Sie genügend Sims und Tiere erstellt haben, geht es an die Auswahl eines Hauses. Falls Sie noch keine Erfahrung mit "Die Sims"-Spielen haben, sollten Sie zunächst mit einem vorgefertigten und voll ausgestatteten Gebäude beginnen. Alternativ bestimmen Sie in einem leicht zu bedienenden Editor von den Positionen von Wänden, Türen und Fenstern bis zur Möblierung selbst, in welcher Umgebung Ihre Sims leben sollen. Dabei müssen Sie aufpassen, dass Sie auch alle notwendigen Einrichtungsgegenstände kaufen. Dass Ihre Sims ein Bett, ein Klo und einen Kühlschrank benötigen, ist dabei recht offensichtlich. Dass auch ein Beißspielzeug für Ihren Hund notwendig ist, lässt sich da schon leichter übersehen. Und dass er nur in der Badewanne gewaschen werden kann, nicht jedoch in einer Dusche oder einem Waschbecken, dürfte wohl nicht jedem auf Anhieb klar sein. Wenn Sie ihr ganzes Budget ausschöpfen, laufen Sie deshalb Gefahr, in einer spielerischen Sackgasse zu landen, in der allenfalls der Verkauf nicht überlebensnotwendiger Gegenstände Sie noch retten kann. Es wäre besser gewesen, wenn EA eine Checkliste eingebaut hätte, die Ihnen bereits beim Bauen anzeigt, ob noch wichtige Gegenstände fehlen. So bleibt Ihnen nur, ein finanzielles Notpolster für eventuelle dringende Nachkäufe übrig zu lassen. Keine Experimente Ein von Wii-Entwicklern oft begangener Fehler ist, ein funktionierendes Spielkonzept durch all zu "kreative" Wii-Steuerungen zu verhunzen. Glücklicherweise hat EA bei "Die Sims 2: Haustiere" auf jegliche Experimente verzichtet. Sie können mit dem Analogstick die Kamera bewegen und bei gedrücktem "Z"-Trigger drehen und zoomen. Mit der "B"-Taste wählen Sie einen Sim aus. Die Remote funktioniert wie eine Art Mauszeiger: Wenn Sie mit "A" auf einen Gegenstand, ein Tier oder eine Person klicken, wird ein Menü angezeigt, das mögliche Aktionen einblendet. So können Ihre Sims beispielsweise die Zeitung verwenden, um einen Job zu suchen oder sie zur Entspannung lesen. Alternativ können Sie mit "1" auch in den direkten Steuerungsmodus umschalten, indem Sie mit dem Analogstick den Sim bewegen und mit "A" Gegenstände, neben denen Sie stehen, benutzen. Wünsche und Bedürfnisse Wie echte Menschen haben die Sims Bedürfnisse. So müssen sie regelmäßig essen, sich duschen oder waschen und schlafen. Auch Entspannung und Unterhaltung sind wichtig. Zusätzlich wollen sie in einem schönen und sauberen Haus leben und soziale Kontakte pflegen. Was den Sims gerade unter den Nägeln brennt, zeigt das Spiel Ihnen, wenn Sie das Steuerkreuz nach oben drücken. Die meisten Bedürfnisse lassen sich durch die Verwendung eines Gegenstandes befriedigen. So bringt eine Badewanne neben einem erhöhten Hygienewert auch noch Entspannung. Dabei sind ähnliche Gegenstände oft unterschiedlich effizient. So ist es beispielsweise wesentlich entspannender, in einem teuren Sessel zu sitzen als auf einem billigen Sofa. Die Sims sind übrigens keine hilflosen Kleinkinder. So schaffen sie es durchaus, sich selbstständig zu ernähren oder beizeiten die Toilette zu nutzen. Die Aufgabe des Spielers besteht also eher in der Optimierung des Tagesablaufs. So können Sie einem Sim auftragen, gleich ein Gruppenessen für mehrere Personen zu kochen, statt nur sich selbst zu versorgen. Außerdem hegt jeder Sim vier langfristige Wünsche und will beispielsweise einen Computer haben oder Schach spielen. Diese Träume stellen für Sie eine Art Missionsziel dar. Virtuelle Freunde Eine besondere Stellung nehmen die sozialen Bedürfnisse der Sims ein. Sie können nicht mit Gegenständen, sondern ausschließlich über die Interaktion mit anderen Menschen oder Tieren befriedigt werden. Neben Ihren eigenen Sims stehen dabei auch computergesteuerte Nachbarn zur Verfügung, die Sie einladen oder anrufen können, und die manchmal auch von sich aus vorbeischauen und ihre Tiere mitbringen. Bei der Pflege der sozialen Bedürfnisse verbessert sich auch die Beziehung zwischen den Beteiligten. So werden aus Fremden Freunde und später mitunter sogar Liebespaare. Je besser die Beziehung zwischen zwei Sims ist, desto mehr Aktionen stehen zwischen ihnen zur Verfügung. Während zu Beginn nur geplaudert wird, werden später romantische Ständchen gesungen und sogar Hochzeitsanträge gemacht. Nimmt der oder die Angebetete an, so wird eine Blitzhochzeit (ohne Standesbeamten oder Gäste) gefeiert. Dabei hat es auch praktische Vorteile, wenn Ihre Sims ein Pärchen sind, denn nur dann möchten sie gemeinsam in einem Doppelbett schlafen oder gleichzeitig das Bad benutzen. Zwar können sich Beziehungen auch wieder verschlechtern, wenn Sie die falschen Aktionen wählen, doch benötigen Sie dennoch kein besonders großes Geschick, um eine virtuelle Beziehung aufzubauen. Tierische Mitbewohner Wie der Name bereits andeutet, sind die Haustiere ein spezielles Feature von "Die Sims 2: Haustiere", das in den anderen Serienteilen nicht vorhanden ist. Sie können zwar nicht direkt gesteuert werden, haben aber dennoch eigene Bedürfnisse und Wünsche und verlangen ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit. So müssen sie beispielsweise regelmäßig gewaschen werden und benötigen einen stets gefüllten Futternapf und einen sauberen Schlafplatz. Außerdem müssen die Tiere erzogen werden, damit sie beispielsweise nicht mehr auf den Teppich pinkeln. Auch kleine Kunststückchen können Sie Ihren Lieblingen beibringen, die diese dann in Zukunft auf Befehl vorführen. Eine Sonnenbrille für den Köter Wenn Sie den Tieren ihre Wünsche erfüllen, bekommen Sie dafür Tierpunkte. Diese können Sie in einer Stadtplatz genannten Einkaufsmeile ausgeben. Neben eher klassischem Tierzubehör wie beispielsweise einem Luxuskatzenklo, besonders leckerem Futter oder Tierspielzeug gibt es dort auch Tierkleidung und sogar Sonnenbrillen. Einem durchgestylten Chihuahua à la Paris Hilton steht also nichts im Wege zumal virtuelle Tiere unter ihrer Ausstattung auch nicht leiden. Arbeit oder Hungern Das Leben besteht natürlich nicht nur aus dem Befriedigen der eigenen Bedürfnisse und dem Verwirklichen von Wünschen. Deshalb sollten Ihre Sims einen Beruf ausüben, damit der finanzielle Bedarf für Essen, sporadisch eintreffende Rechnungen und Neuanschaffungen gedeckt ist. Zunächst müssen Sie sich dazu für eine Laufbahn, beispielsweise als Polizist oder Künstler, entscheiden. In der steigen Sie dann zunächst auf der untersten Ebene - etwa als Schülerlotse oder Kleisterrührer ein. Nach und nach können Ihre Sims dann die Karriereleiter erklimmen und Ihren Verdienst verbessern. Sie werden automatisch befördert, sobald sie die nötigen Voraussetzungen erfüllen. Dazu müssen sie berufsabhängig einige ihrer sieben Fähigkeiten steigern. Manche, wie Kochen oder Sauberkeit, werden automatisch bei der alltäglichen Arbeit trainiert, andere müssen mühsam mit speziellen Einrichtungsgegenständen verbessert werden. So können Sie beispielsweise mit einem Musikinstrument die Kreativität Ihres Sims erhöhen. Später ist auch eine gewisse Anzahl von Freunden die Voraussetzung für eine Beförderung. Eingeschränkter Umfang "Die Sims"-Spiele erscheinen sehr regelmäßig. Dass EA dabei das Rad nicht jedes Mal neu erfinden kann, ist offensichtlich. Stattdessen liegt bei jedem Serienteil der Fokus auf einem anderen Thema. Wie leicht zu erraten ist, sind dies beim neusten Ableger die Haustiere, die in anderen Serienteilen nicht vorkommen. Problematisch für Spieler, die sich nicht besonders für Tierhaltung interessieren ist, dass EA im Vergleich zu anderen "Die Sims"-Spielen nicht nur Features hinzugefügt, sondern auch welche entfernt hat. So gibt es beispielsweise, abgesehen vom Tiernachwuchs, keine Kinder mehr. Außerdem ist die Anzahl der verfügbaren Einrichtungsgegenstände eher gering, so dass Sie Ihr Haus nicht wirklich individuell gestalten können. Es gibt beispielsweise nur drei verschiedene Sofas und einen Sesseltyp. Auch erscheint die Auswahl der verfügbaren Möbel ein wenig unausgegoren. So ist die billigste Badewanne ein recht teures, "Hubba-Blubba" genanntes Luxusmodell. Zur Erinnerung: wer einen Hund hat, benötigt sie oder eine noch kostspieligere Version zwingend. Sprechen Sie "Simsisch"? Grafisch nutzt EA die Möglichkeiten der Wii geschickt. Das absolute Highlight sind die bewusst leicht überzeichneten Animationen. Auch der Detailreichtum der Personen, der Tiere und der Einrichtung ist für Wii-Verhältnisse recht beachtlich, besteht jedoch nicht den Vergleich mit anderen Plattformen wie dem PC. Auch der Sound ist gelungen. Zu den meisten Aktionen gibt es passende Geräusche. Ein wenig gewöhnungsbedürftig ist die Sprachausgabe, da sie serientypisch in einer Fantasiesprache gehalten ist. Dies ist jedoch sinnvoll, da so Satzwiederholungen nicht auffallen und die Gespräche der Sims nicht all zu sehr Ihre Aufmerksamkeit auf sich lenken. Fazit "Die Sims 2: Haustiere" ist ein klassischer Serienteil. Auch wenn das offene Spielsystem nicht jedem liegt, motiviert es wie eh und je. Wer noch etwas vor hat, sollte sich lieber eine Uhr neben den Fernseher stellen, da man beim Spielen stets nur noch eine Beförderung erreichen, noch einen Wunsch erfüllen oder einen Gegenstand kaufen möchte. Mit der Wii-Version hat EA sich viel Mühe gegeben, so dass die Steuerung nahezu perfekt ist und auch die Grafik sich sehen lassen kann. (09.07.2007) |