Urban Rivals (Browserspiel)

(Boostr)

geschrieben von Jan-Erik Steinkrüger

Als zwei der erfolgreichsten Spielegenres der letzten Jahre können sicherlich Massively-Multiplayer-Online- und Trading-Card-Spiele gelten. Beide ziehen immer weitere Kreise begeisterter Spieler in ihren Bann. Was entsteht, wenn sie kombiniert werden, kann man bei "Urban Rivals" erleben. Der Vorteil gegenüber herkömmlichen Trading-Card-Spielen: die Anfangskarten sind kostenlos. Im Jahr 2006 brachten die französischen Entwickler von Boostr (damals noch Acute) dieses Browserspiel zunächst in ihrer Muttersprache und mit etwas Verzögerung in Englisch auf den Markt. Seit Anfang dieses Jahres ist es nun auch in deutscher Sprache zugänglich. Mittlerweile haben sich bereits weltweit über 1,5 Millionen Spieler bei "Urban Rivals" angemeldet und zwischenzeitlich über 120 Millionen Spielrunden gespielt.

Gotham Cities Alter Ego

In einer nicht allzu fernen Zukunft strömen Menschen nach Clint City. In der Stadt kämpfen verschiedene Clans um die Vorherrschaft. Wer wird die Oberhand gewinnen? Sind es die "Freaks" - eine Zirkusgang, die nachts nach ihrer Vorstellung die Stadt unsicher macht, die brutalen Emanzen, die sich selbst die "PussyCats" nennen, oder sorgen doch am Ende die Sicherheitsleute der "Sentinels" für Recht und Ordnung? Neben dem Spiel bietet "Urban Rivals" Fans die Möglichkeit, mit einer eigenen Comicreihe die Charaktere und ihre Stadt näher kennen zu lernen. Wenngleich Namen und Charaktere von Sammelkarten und Comic teils albern oder abgedroschen klingen, bieten sie insgesamt eine humorvolle urbane Szenerie für das Spiel.

Wer seine Pillen richtig einsetzt, gewinnt

"Urban Rivals" ist, wie bereits erwähnt, ein Sammelkartenspiel. Im Gegensatz zu "regulären" Kartenspielen wird nicht mit einem vorgefertigten Kartendeck gespielt, sondern aus einer sehr großen Zahl möglicher Karten ein individuelles Spielblatt zusammengesammelt oder -gekauft. Bei "Urban Rivals" bekommt man beim Registrieren die ersten acht Karten kostenlos, kann aber zusätzliche durch Kauf, Tausch oder Turniersiege erwerben. Ein Pack von acht Karten kostet etwa zwei Euro. Insgesamt sind bereits über 200 unterschiedliche Spielkarten erhältlich.

Im Spiel werden aus den Decks der beiden Konkurrenten durch Zufall vier Karten ausgewählt. Es treten je zwei Karten gegeneinander im Duell an. Wer die jeweilige Runde zu seinen Gunsten entscheidet und seinem Gegenüber Schaden zufügen darf, wird mit Hilfe von Angriffswerten der einzelnen Karten entschieden. Gewonnen hat der, der am Ende von vier Duellen dem anderen den meisten Schaden zugefügt hat. Dieser Schaden hängt wiederum vom Schadenswert der Karte ab. Nun wäre das Spiel langweilig und würde nur durch diese Kartenwerte bestimmt, hätten die Entwickler nicht einen zusätzlichen Trick eingebaut: Mit Hilfe von zwölf in jedem Spiel verfügbaren "Pillz", die man in Angriffswert oder Schaden investiert, kann der Ausgang der Kampfrunden beeinflusst werden. Am Ende eines Spiels bekommen die gespielten Karten Erfahrungspunkte, die deren Werte erhöhen und Zusatzfähigkeiten freischalten.

Zusätzlich zu freien Spielen bietet "Urban Rivals" täglich Turniere an, bei denen virtuelles Geld verdient werden kann, um neue Karten zu kaufen. Aus Gründen der Fairness sind dabei die Möglichkeiten der Deckzusammenstellung eingeschränkt, würde doch sonst der Ausgang des Turniers eher durch Geld als durch Können bestimmt. Gerade zu Turnierzeiten kann es bei "Urban Rivals" zu Serverüberlastungen kommen, die sich meist jedoch schnell erledigen. Zudem drängte sich beim Test der Eindruck auf, dass es sich dabei um ein vorübergehendes Problem aufgrund vieler Neuanmeldungen handelt, das die engagierten Mitarbeiter von Boostr schnell in den Griff bekommen werden.

Batman und andere Superhelden

Die Internetseite von "Urban Rivals" ist insgesamt sehr übersichtlich und im Stil bekannter Superheldencomics gestaltet. In der Kopfzeile findet der Spieler nach dem Einloggen die wichtigsten Themenbereiche - Spiel, Sammlung, Forum, FAQ, etc. - verlinkt. Dabei sind die Überschriften intuitiv verständlich. Einzig der Link zum eigenen Grundprofil ist etwas versteckt hinter dem Login-Icon an der linken Bildschirmseite. In den einzelnen Kampfräumen werden die möglichen Gegner als lange Liste mit Namen und Level sowie einem Engel- oder Teufel-Smiley als Bewertung ihrer Verlässlichkeit, ein Spiel zu Ende zu spielen, angezeigt. Wem es gleichgültig ist, gegen wen er spielt, kann zur Erleichterung eine automatische Gegnersuche einstellen. Die eigentlichen Kämpfe wurden von den Programmierern schlicht, aber humorvoll gestaltet. So schaut man den Karten zu, wie sie sich je nach Clan mit Handtaschen, Messern, Pistolenkugeln oder ähnlichem bewerfen. Stilistisch sind Karten, Angriffe und Zwischentexte dabei ebenfalls von Klassikern des Superheldengenres beeinflusst.

Ich glaub, es klingelt

Da es sich um ein reines Browserspiel handelt, sind die Geräusche eher schlicht gehalten. Wartet man auf einen möglichen Gegner oder hängt einfach in einem Kampfraum rum, wird man durch ein Klingeln darauf aufmerksam gemacht, dass eine Herausforderung angenommen wurde oder man selbst herausgefordert wurde. Auf Dauer kann das ein wenig nerven.

Fazit

Was kommt dabei heraus, wenn zwei erfolgreiche Genres gemischt werden? Ein erfolgreiches Spiel, das sowohl für die Kaffeepause im Büro als auch für passionierte Sammler geeignet ist. Auch ohne eine hohe Zahl zusätzlich getauschter und gekaufter Karten ermöglicht "Urban Rivals" ein herausforderndes, aber auch gewinnbares Spiel. Einzig in freien Spielen sind Personen mit einem "Spezialdeck" im Vorteil. Gleichzeitig sind die Karten so schön und abwechslungsreich gestaltet, dass auch das Kartensammeln einen Account bei "Urban Rivals" wert ist.

(20.02.2008)