Panzer Elite Action: Fields of Glory (JoWood Productions) Geschrieben von Andreas Berger
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Kaum eine andere Periode der Geschichte scheint die Entwicklungsstudios so sehr zu animieren wie die des 2. Weltkriegs. Die Phase, die mit dem Einmarsch der Wehrmacht in Polen auf Hitlers Befehl am 1. September 1939 begann, stellt auch die Basis für das von "Zootfly" entwickelte und durch JoWood vertriebene "Panzer Elite Action: Fields Of Glory" dar. Während der Spieler jedoch in vielen anderen Spielen entweder als Soldat die Schlachtfelder dieser unseligen Epoche durchkämpft oder als Stratege das Wohl der gewählten Partei bestimmt, lässt "Zootfly" den Spieler aktiv an Bord eines Panzers am Geschehen teilhaben. Die Perspektive ist dieses Mal also eine andere, aber auch gleich eine bessere? Gameplay Krieg war zumindest einmal Männersache. Diese Meinung vertritt jedenfalls die Packung von "Panzer Elite Action", prangt hier doch das Logo eines Männermagazins, das dieses Spiel empfiehlt. Mehr Erwähnenswertes enthält die Pappschachtel allerdings nicht. Neben dem Datenträger im Jewel Case beinhaltet sie noch das Handbuch, besser gesagt das Handheftchen, mit 20 Seiten Umfang bei neun Seiten Inhalt. Aber es reicht zumindest aus, um den Leser mit den grundlegenden Funktionen vertraut zu machen. Nach dem Start des Programms wird man von einem aufwühlenden Intro in Stimmung für die kommenden Heldentaten gebracht. Die Menüs gestalten sich übersichtlich und beinhalten drei verschiedene Spielmodi. Zum einen die Solokampagne, zum anderen den Schnellstart sowie den Multiplayer-Bereich. Der Schnellstart erlaubt es, bereits in der Kampagne gespielte Szenarien zu wiederholen. Kernstücke sind jedenfalls die jeweils sechs Missionen der deutschen, der russischen sowie der alliierten Seite. Hierbei ist der Ablauf streng linear. Man beginnt als Bestandteil von General Guderians Armee bei ihrem Überfall auf Polen, nach zwei Missionen findet man sich in Frankreich wieder, um zuletzt den Überfall auf Russland zu begleiten. Erst nach Erledigung des letzten deutschen Kapitels setzt man sich in einen russischen Tank und nach wiederum sechs Aufgaben in einen amerikanischen Panzer. Diese Missionen bestehen meist darin, sich von einem Punkt zum anderen auf der Landkarte zu bewegen, um dort etwas zu erledigen, im wahrhaft doppelten Sinn des Wortes. Die Aufträge löst man meist mit Waffengewalt, also mit Hilfe der Hauptkanone oder mit der Sekundärwaffe, dem Maschinengewehr. Während die Hauptkanone in der Anzahl - und auch der Art - ihrer Granaten beschränkt ist, ist die Zahl der MG-Projektile nicht begrenzt: Hier wird bei ausdauernder Benutzung lediglich der Lauf heiß, was den Schützen zur Pause zwingt, bis das Rohr wieder abgekühlt ist. Unterschiedliche Munition für die Hauptkanone, um effektiver gegen Infanterie oder gepanzerte Ziele vorzugehen, kennt das Spiel leider nicht. Je nach Szenario darf der Panzerkommandant auch Luftschläge anfordern. Mittels des Fernglases (Taste B) wird das Ziel ausgewählt und ein simpler Mausklick lässt am gewählten Ort eine Rauchsäule als Markierung für die Jagdbomber erscheinen, die den Rest erledigen. Für den nächsten Lufteinsatz muss sich aber erst wieder das Bombensymbol aufladen. Oft wird man bei seinen Aufgaben noch von bis zu vier Flügelmännern begleitet. Den Kameraden können verschiedene offensive und defensive Verhaltensweisen befohlen werden. Je nach Spielsituation entscheidet jedoch das Spiel, ob man beispielsweise einen Flankenangriff oder das Ausschwärmen anordnet. Allerdings stellen sich die Flügelleute bei der Wegfindung nicht immer besonders schlau an. So ist es durchaus nicht unüblich, dass man das gerade anvisierte Ziel verliert, weil ein Pixelkamerad vor der eigenen Kanone entlang seinem für sich erkorenen Kontrahenten entgegen rumpelt. Aber auch die Gegner verhalten sich nicht viel schlauer, dafür kommen sie vielfältiger daher. Vom Soldaten mit der Panzerfaust über den Spähwagen bis hin zum gigantischen Kanonenzug kommt nahezu alles als Ziel in Frage. Meist erwartet den Spieler jedoch Panzerabwehrgerät, also PaKs und natürlich auch Panzer. Allerdings ist es unerheblich, ob man es mit einem leichten Spähpanzer oder einem riesigen Kampfpanzer zu tun hat und wo man ihn trifft. Die meisten Gegner vergehen nach spätestens drei Treffern in einem Lichtkegel zu Altmetall. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob man selbst einen Panzer mit kleinem oder großem Durchmesser des Kanonenrohrs steuert. Die Kommandanten der feindlichen Panzer verhalten sich zwar nicht besonders klug, allerdings sind ihre Schützen umso geschickter. Sie treffen sogar, im Gegensatz zum eigenen Kanonier, über eine Kuppe hinweg in ballistischer Schussbahn. Da passt es doch hervorragend, dass auf den Karten nicht nur viele Nachschubdepots mit Munition auf den Spieler warten, sondern auch entsprechende Reparaturanlagen reichlich vorhanden sind. Die Aufmunitionierung und die Reparatur gehen dabei in Sekundenschnelle vonstatten, man muss noch nicht einmal dafür anhalten. Nicht nur diese Stationen und die Waffen, auch das Fahrverhalten lassen den Schluss zu, dass "Panzer Elite Action" nicht als Panzersimulation vorgesehen wurde. Der Mehrspieler-Modus verfügt über lediglich eine Spielvariante, an der bis zu 32 Panzerkommandanten per LAN oder Internet teilhaben können. In einer Domination-Variante gilt es, verschiedene Basispunkte zu erobern und zu halten. Die Spieler haben dabei die Auswahl zwischen den drei Parteien mit jeweils drei Panzern: leicht, mittel und schwer. Jedes dieser Kettenfahrzeuge verfügt dabei über unterschiedliche Fähigkeiten, die leichten Exemplare können zum Beispiel Luftangriffe anfordern. Bedienung Dass "Panzer Elite Action" eben keine Simulation, sondern ein Action-Spiel ist und auch sein will, ergibt sich nicht allein aus dem Namen. Das Layout der vorgegebenen Steuerung hätte einem Egoshooter entspringen können. Während die Menüs wie gewohnt mit der Maus allein bedient werden, so gesellt sich ingame die Tastatur hinzu. Für die Steuerung des Turms zeigt sich die Maus verantwortlich und für die Bewegungen des Torsos die "WASD"-Tasten. So einfach wie es sich anhört ist es dann auch. Hinzu kommen noch einige wenige Tasten, etwa für die Kommandos an die Flügelleute oder um die Missionskarte aufzurufen. Tasten für Schnellspeichern und -laden sind ebenfalls vorhanden. Jeder, der auch nur hin und wieder Actionspiele konsumiert, sollte sich daher umgehend mit der Steuerung anfreunden können. Hin und wieder scheinen die Schüsse der eigenen Hauptkanone allerdings eine etwas seltsame Interpretation des anvisierten Bereichs zu haben und gehen vertikal und horizontal geradezu dramatisch daneben. Für die unterschiedlichen Panzer muss man sich allerdings nicht an ein anderes Fahr- oder Steuerverhalten gewöhnen. Wirklich jeder Stahlkoloss fährt sich gleich. Grafik Die optische Präsentation bietet eigentlich kaum Anlass zur Kritik. Innerhalb des eigentlichen Spiels kann die verwendete Engine mit einer ausreichenden Sichtweite sowie angenehmen Texturen für Fahrzeuge und andere Objekte aufwarten. Insbesondere die gepanzerten Hauptdarsteller des Spieles zeigen sich detailliert gezeichnet und entsprechend animiert. Die Landschaften sind dem jeweiligen Szenario angepasst: Die russische Steppe stellt sich farblich und von der vorherrschenden Vegetation her anders dar, als dies an den Stränden der Normandie der Fall ist. So soll es sein. Die Explosionen geben sich lichtgewaltig und auch bildschirmfüllend. Die Menüs zeigen sich aufgeräumt und nicht überladen, alles was der Spieler sucht, kann auf Anhieb gefunden werden. Zu all dem kommt noch das sehr stimmungsvolle Intro, das in Ausschnitten vereinzelte Szenen aus dem Krieg zeigt. Dies hat zwar kaum etwas mit dem eigentlichen Spiel zu tun, sieht aber gut aus. Dennoch bleibt das Gefühl, dass sich der Augenschmaus mehr im oberen Mittelfeld abspielt als in der Oberklasse. Sound Wie nicht anders zu erwarten war, bekommt der Hobbykommandant während des Spiels so einiges auf die Ohren. Angefangen beim Programmbeginn über die Menüs hinweg zum eigentlichen Gefecht kommen die üblichen, heroisch anmutenden Musikstücke zum Einsatz. Dies dient nicht nur der Stimmung allein, der Spieler fühlt sich auch gleich an Filme wie "Der Soldat James Ryan" oder "Windtalkers" erinnert. Doch orchestrale Weisen alleine machen kein Weltkriegsspiel aus. Innerhalb der Missionen kracht, brummt, pfeift und explodiert es gewaltig und allgegenwärtig. Flugzeuge sausen im Tiefflug oder brummen als Bombergeschwader in einiger Höhe über den Spieler hinweg und liefern sich untereinander Scharmützel um die Lufthoheit. Artillerie kündigt sich durch ein Rauschen an, bevor die Projektile einschlagen. Innerhalb der Gefechte geben die einzelnen Besatzungsmitglieder des Panzers auch Rückmeldung über Manöver oder besonders gelungene Schüsse. Im Stillstand brummeln die Motoren der Panzer vor sich hin, um bei der Anfahrt erheblich lauter zu werden. Dagegen scheinen die Schüsse, sei es die der Panzerkanone oder der MGs, schon beinahe zu leise anzumuten. Die Geräuschkulisse ist angemessen und macht die Aufträge auch zu einem akustischen Erlebnis. Allerdings unterscheiden sich die Panzer hierbei nicht voneinander. Die Kanone des Tigers hört sich nicht anders an als die des viel kleineren Panzer 38(t), der Motor des russischen T-34 klingt wie der des amerikanischen Sherman. Wie bereits erwähnt, will "Panzer Elite Action" keine Panzer-Simulation sein, sondern ein Action-Spiel, das Spaß macht. Nun, das macht es auch, aber leider nicht lange. Mal abgesehen vom Multiplayer-Modus ist das Spiel zum einen sehr kurz und zum anderen zu simpel gehalten. Einfach ist nicht nur der Schwierigkeitsgrad, sondern das Spiel an sich gestrickt. Auch bei einem Actionspiel darf es ein wenig mehr Physik und Realismus sein. Es sieht einfach nur albern aus, wenn ich mit meinem Königstiger wie mit einem Off-Roader über kleine Bodenwellen abhebe. Warum dürfen die Gegner ballistisch schießen, ich aber nicht? Ebenso ist nur ein einziger Spielmodus für den ansonsten eigentlich recht unterhaltsamen Mehrspieler-Modus ziemlich dürftig. Schlimmer sind jedoch die technischen Mängel der Testversion. Sporadisch und nicht reproduzierbar stürzt das Spiel ab, leider auch im Mehrspielerbereich. Hinzu kommt, dass der Kampagnenfortschritt verschwindet, wenn man eine Schnellstart-Partie beginnt. Ein Patch ist leider noch nicht in Sicht. Dennoch - wenn es läuft, dann ist "Panzer Elite Action" ein sehr unterhaltsames Actionspiel für zwischendurch. Ob dies knapp 45 Euro wert ist, sollte jeder für sich selbst entscheiden. Ein kleiner Tipp noch für alle, die sich für "Panzer Elite Action" interessieren: Auf der offiziellen Seite zum Spiel gibt es bereits einen Verweis zum Addon "Dunes Of War" (http://www.panzereliteaction.de/addon/index.php?lang=de), für das allerdings zurzeit noch kein Erscheinungstermin feststeht. (25.05.2006)
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