Juiced (THQ) geschrieben von Anke Morbitzer
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Story oder: Heiße Reifen Schicke Wagen, breite Reifen - so könnte man den Inhalt des Spiels "Juiced" beschreiben. Doch hinter diesen wenigen Worten verbirgt sich ein wahres Renn- und Tuning-Universum. Wer im echten Leben das Geld nicht hat, um seinen fahrbaren Untersatz aufzumöbeln oder sich an die Grenzen der Straßenverkehrsordnung halten möchte, kann sich bei "Juiced" richtig austoben. Im Spiel dreht sich alles um Tuning und Rennenfahren, wobei Fahrzeuge von 15 verschiedenen Herstellern zur Auswahl stehen. Die Variationsmöglichkeiten dabei sind nahezu unendlich. Als Spieler hat man die Möglichkeit, ein Team zu leiten und tritt gegen andere Teams an. Je nach Umfang der Geldbörse kann man sich einen umfangreichen Fuhrpark anschaffen und je nach Laune den Flitzer auswählen. Installation oder: TÜV-Prüfung Eigentlich sieht alles ganz einfach aus, aber die Installation des Spiels überraschte mit einem ganzen Sack voller Fehlermeldungen. Fehler beim Kopieren der Installationsdateien, nicht richtig authentifizierte DVD und nach dem zweiten Installationsversuch nicht mal ein Startbildschirm, nur Fehlermeldungen. Immerhin erfreulich, dass nach einigen Änderungen im spieleigenen Konfigurationsprogramm die Sache doch sehr gut ins Rollen kam - vielleicht sollte auch der Rechner mal beim Tuning-Fieber berücksichtigt werden. Vermutlich haben Rechner, die leistungsfähiger sind als bei den Mindestanforderungen angegeben, hier weniger Probleme. Bei der Installation werden laut Handbuch 2,5 GB Festplattenplatz benötigt, das Spiel macht sich aber nur auf 2 GB breit, das ist erfreulich. Die Ladezeiten sind auch auf einem schwächeren System wunderbar kurz und das Spiel läuft nach all den Anfangsschwierigkeiten stabil und fehlerlos. Auch das zur DVD mitgelieferte deutschsprachige Handbuch ist umfangreich und leicht verständlich. Steuerung oder: Lenkhilfe Das Spiel kann mit Tastatur, Maus oder Lenkrad bedient werden. Für die Tastatur findet man die Belegung im Handbuch, aber bei einigen Funktionen empfiehlt es sich, Tasten auszuwählen, die leichter zu erreichen sind. Es kommt beim Spiel schließlich auf Geschicklichkeit und Schnelligkeit an. Auch die Steuerung mit der Maus ist möglich, scheitert aber am geringen Funktionsumfang der meisten Mäuse. Am besten geeignet ist wohl ein Lenkrad, wobei auch die Force-Feedback-Funktion ausdrücklich unterstützt wird. Am Anfang ist die Steuerung nicht ganz einfach, denn sie ist recht empfindlich. Man kann das aber nach den eigenen Wünschen einstellen. Hervorzuheben ist das realistische Fahrverhalten je nach Antriebsart, Tuning und Fahrzeug. Erwischt man zu Anfang ein Fahrzeug mit Heckantrieb, ordentlich PS und dazu Regenwetter, wird man sich häufig quer zum Kurs wieder finden oder mit dem Heck die Streckenbegrenzung abräumen. Die besondere Herausforderung ist es allerdings, nicht nur sauber durch die Kurve zu kommen, sondern bei Showoffs auch fahrerische Tricks zu zeigen. Hier sollte man spätestens wissen, auf welcher Achse die Pferdchen mit den Hufen scharren! Im Spiel kann man auch durch Knopfdruck die Ansicht wechseln oder per Tastendruck die Aggressivität der Crew-Mitglieder verändern. Gameplay oder: Respekt! Das Spiel bietet vier verschiedene Modi: Karriere, Arcade, Custom und Multiplayer. Im Karrieremodus basiert der eigene Fortschritt auf einer Respekt-Wertung. Das Abschneiden im Rennen, die inneren und äußeren Werte des Fahrzeugs und die Geschicklichkeit werden nach jedem Event von den anderen Rennteilnehmern mit Punkten belohnt. Danach richtet sich dann die Verfügbarkeit von Fahrzeugen oder die Zusammensetzung der eigenen Crew. Man fängt tatsächlich mit einem Corsa oder Punto an, bevor man sich etwas Größeres leisten kann. Erst bei ordentlichem Ansehen klingelt das Handy und andere Jungs oder Mädels möchten Crewmitglied werden. Respekt kann man auch erwerben, indem man vor dem Rennen ordentlich wettet, man sollte aber keine Wetten ausschlagen oder bei der Summe allzu zimperlich sein. Im Karrieremodus entnimmt man dem Kalender, wo Treffen stattfinden, ob man mit seinem Auto überhaupt ein gern gesehener Gast ist, wie hoch die Startgebühr ist und was für ein Rennen stattfindet. Dabei gibt es nicht nur die üblichen Straßenrennen, sondern auch Sprints, Point-to-Point-Rennen oder Showoffs. Bei letzterem geht es in erster Linie darum, sein Auto mit Tricks und Kunststücken wie Donuts, 360 Grad-Wenden oder per High-Speed Rennen vorzustellen. Natürlich sollte man da vorher in der Werkstatt nicht zu sparsam sein und modden, was das Zeug hält. Anders als bei vielen Spielen ist es nicht von Vorteil, wie der Teufel zu drängeln, zu rempeln oder den Gegnern hinten draufzufahren. Man ruiniert nicht nur das eigene Auto (obwohl größere Schäden erst nach heftigem Anprall zu beklagen sind), sondern verliert vor allem viel Respekt. Auch die Gegner wollen schließlich ihr liebstes Kind vor Kratzern und Beulen bewahren. Der Arcade-Modus bietet den einfachsten Einstieg ins Spiel: Man bekommt ein Fahrzeug gestellt, hat also nicht die Qual der Wahl und braucht auch nicht ständig ans Aufrüsten denken. Jeder der elf Level beinhaltet fünf Rennen oder Events und man muss mindestens drei davon als Sieger beenden, bevor die nächste Runde freigeschaltet wird. Interessant sind dabei auch Wettbewerbe wie "Die perfekte Runde", wo es darauf ankommt, im Zeitlimit fehlerfrei über den Kurs zu kommen. Glücklicherweise kann man sich mehrfach daran versuchen! Im Verlauf des Spiels nimmt man dann auch an bekannteren Rennserien teil, wie z.B. V8 Car oder American Muscle Cars. Reizvoll ist hierbei, dass oft alle Gegner mit sehr ähnlichen Fahrzeugen unterwegs sind, so dass die Geschicklichkeit im Vordergrund steht. Beim Sprint geht es darum, besonders schnell zu beschleunigen, und man muss manuell schalten. Bei Point-to-Point-Rennen hat man nur eine Chance die Ideallinie zu finden und die Strecken sind kurz. Im Custom-Modus wählt man eine Klasse von Fahrzeugen und kann den Wunschkandidaten mit einem Auto-Mod versehen, das heißt, auf Knopfdruck wird aus dem Serienfahrzeug ein heißes Eisen. Das gesamte Renngeschehen spielt sich in einer fiktiven Großstadt ab, die unterschiedlichen Stadtteile haben jeweils mehrere Kurse anzubieten. Der Spieler hat dann alle Arten von Events zur Auswahl, auch Tageszeit, Wetter und Anzahl der Gegner. "Juiced" kann natürlich auch mit bis zu sechs Mitspielern online gespielt werden. Man sortiert sich dann mit Hilfe der Gamespy-Software in der Weltrangliste ein, auch wenn man einsam seine Runden dreht. Selbst eine Cheat-Option ist eingebaut, mehr dazu erfährt man auf der Homepage des Spiels. Grafik oder: Scheibenwischer Den Scheibenwischer wünscht man sich bei Regen tatsächlich, denn man sieht die Tropfen über die Windschutzscheibe rinnen. Das sind aber nicht die einzigen Details. Alle Strecken sind sehr schön und die Umgebung abwechslungsreich, soweit eine Stadt das sein kann. Auf exotische Landschaften wird hier verzichtet, man kann sich so als Spieler aber auch besser hineinversetzen. Das Wetter trägt auch seinen Teil zum Ambiente bei, von "Sonne satt" bis Nacht und Nebel ist alles drin. Die Zahl der verfügbaren Modifikationen lässt einem wirklich die Augen übergehen, besonders wenn es nicht nur um Sportauspuff oder besseres Fahrwerk geht. Bei "Juiced" steht das Aussehen des Fahrzeugs im Vordergrund, und da ist bei Tieferlegen und Heckspoiler noch lange nicht Schluss. Jede Modifikation wird mit Werbebannern der Hersteller (Achtung: Schleichwerbung) dokumentiert, die aber auf Wunsch wieder entfernt werden. Viele Airbrush-Motive können ausgewählt werden, ebenso wie Unterbodenbeleuchtung, getönte Scheiben, Innenraumbeleuchtung oder Effektlackierung in allen Regenbogenfarben. Hier bleiben keine Wünsche offen. Im Spiel bekommt man auf Wunsch eine Streckenskizze, die Rundenzahl, Zeiten, die Platzierung und den Drehzahlmesser übersichtlich angeordnet angezeigt. Farbige Pfeile am unteren Bildrand deuten an, auf welcher Seite sich die Gegner hinter einem drängeln, so dass man sich auf der Straße etwas breiter machen kann. Der Fahrer bekommt auch Hinweise, wenn er zu schnell ist und doch mal die Bremse betätigen sollte. Auch die eingeblendeten Tipps vor jedem Start sind wertvoll. Nach jedem Rennen kann man sich ein Replay anschauen, dabei sind verschiedene Kamerapositionen, Standbilder und Zeitlupen möglich. Sound oder: Kein Auto ohne Radio Kein Rennspiel ohne röhrende Motoren, quietschende Reifen und schepperndes Blech. Bei "Juiced" haben echte Fahrzeuge den Motorensound geliefert und das hört man auch. Vor allem wirkt sich auch aus, was man so in der Werkstatt ausgegeben hat. Der bessere Turbo, ein Sportauspuff oder ordentlich Nitro verheizen, macht sich auch im Sound bemerkbar. Besonders im Sprint-Rennen sollte man sich allerdings eher auf das Motorengeräusch als auf den Drehzahlmesser verlassen; so trifft man den idealen Schaltpunkt besser. Und natürlich kein Rennspiel ohne laute Musik! Das Spiel wartet mit einem umfangreichen Soundtrack auf, man kann aus einer Liste aus 25 Liedern seine Favoriten auswählen. Erfreulicherweise handelt es sich dabei nicht um das übliche Hintergrundgedudel, viele Stücke sind schon aus dem Radio bekannt und passen gut zum Ambiente. Das Modding macht natürlich auch beim Radio nicht halt, man verschafft sich mit einer neuen Stereoanlage aber vor allem mehr Ansehen. Ob "Juiced" jetzt wirklich besser ist als "Need For Speed" ? Das soll und muss jeder selbst entscheiden. Vor allem aber ist es anders. Das Tuning steht im Vordergrund und der Respekt-Faktor setzt ganz andere Schwerpunkte. Da zählt nicht immer nur Gewinnen, auch das Auge "fährt" mit und es geht irgendwie mehr darum, ordentlich Spaß zu haben. Vor allem kann man sich bei den Extras richtig austoben. Im wahren Leben ist so etwas ja fast unerschwinglich, allerdings ist auch im Spiel der schicke Lack viel teurer als alle Ersatzteile. Fans der Tuning-Szene werden ihre Freude daran haben. Dies gilt ebenso für Spieler, die Wert auf Realismus legen, für sie gibt es genug zu entdecken. Allein die Vielzahl der bekannten Hersteller und Modelle garantiert lang anhaltenden Spielspaß und die verschiedenen Modi sorgen für reichliche Abwechslung. Dazu noch ein schönes Lenkrad und die Sache ist perfekt. So, jetzt muss ich erstmal ein paar Runden drehen ... (11.07.2005)
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