NBA 08

NBA 08 (PS2)

(Sony)

geschrieben von Nico Meißner

 

 
Entwickler: SCE San Diego Studio
Publisher: SCEE
Genre: Sportspiel
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: NBA 08
Preis: 48,00 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

Nachdem die Konkurrenz mit "NBA 2k8" (Take2) und "NBA Live 08" (EA) dieses Jahr in Sachen Basketball auf den Playstation-Konsolen schon vorgelegt hat, setzt Sony jetzt mit "NBA 08" selbst seine eigene Serie fort. Wie bei der "FIFA"-Reihe von EA ist der Titel bei all diesen Spielen Programm, denn "NBA" steht für "National Basketball Association" – den US-amerikanischen Basketballverband. Ob die hauseigene Entwicklung eine wertvolle Ergänzung für das "Team Playstation" darstellt oder lieber auf der Reservebank beziehungsweise in der Schublade geblieben wäre, habe ich für DLH.net mit vollem Körpereinsatz recherchiert ...

"Än-Bi-Ey?!"

Für alle, die von der schönen Sportart Basketball gar keine Ahnung haben, hier noch einmal kurz die Grundlagen: Auf einem rechteckigen Spielfeld versuchen zwei Mannschaften mit jeweils fünf Spielern den Ball in den gegenüberliegenden, an einer senkrechten Platte fixierten Ring zu werfen. Der Ball wird beim Laufen auf den Boden geprellt (Dribbling) oder zu einem Mitspieler geworfen (Pass), offensiver Körperkontakt ist dabei untersagt und wird vom Schiedsrichter geahndet. So kommt es vor allem darauf an, durch schnelle und geschickte Spielzüge einen Mitspieler in eine günstige Wurfposition zu bringen, ohne dem Gegner anschließend gleiches zu ermöglichen. Eine Partie unterteilt sich in vier Viertel, die jeweils durch eine kurze Pause getrennt werden. Ein erfolgreicher Wurf in den Ring, der auch Korb genannt wird, bringt zwei Punkte. Darüber hinaus gibt es noch sogenannte Drei-Punkte-Würfe, die mit drei statt zwei Punkten belohnt werden, aber erst ab einer gewissen Distanz möglich sind. Soviel zu den Grundlagen, jetzt aber zum eigentlichen Videospiel!

"Let`s play ball!"

Doch bevor es losgehen kann, muss sich der Spieler noch für einen der drei Modi von "NBA 08" entscheiden. Dabei stehen diverse Spiele unter "Einzel", ein Ligamodus unter "Liga" und ein Storymodus namens "The Life v3" zur Auswahl. Egal, was man wählt, alle Modi sind mehrspielerfähig, sodass immer auch ein Freund zur Unterstützung oder als Gegner einsteigen kann. Mit der Playstation 2-Erweiterung "Multitap" ist es weiterhin möglich, zu fünft beziehungsweise sogar mit bis zu acht menschlichen Spielern (zwei Multitaps) dem Ball nachzujagen. Aber die unterschiedlichen Modi und ihre Unterpunkte werden später noch im Einzelnen angesprochen, jetzt erst einmal zum eigentlichen Gameplay.

Das Basketballspiel an sich ist nämlich in allen Modi gleich (sofern man nicht zum Beispiel ein Minispiel wählt). Das heißt, die vielfältige Steuerung ist immer dieselbe, ebenso wie die ganze Optik und selbstverständlich die Struktur der Partie und des Spielfelds. Eine Begegnung beginnt immer mit einem Hochball, bei dem der Schiedsrichter den Ball am Anwurfpunkt senkrecht in die Luft wirft. Hat eine Mannschaft den Ball gefangen, geht das Match richtig los: Jeder Spieler hat eine feste Aufgabe und Position, die, je nachdem, ob das eigene Team im Ballbesitz ist oder nicht, noch variiert. Entsprechend dieser Position agieren die computergesteuerten Mitspieler und verteilen sich auf dem Feld. Nun muss der Spieler, der ja immer der ballführende Akteur ist, durch geschickte Pässe einen Mannschaftskameraden (den er dann sofort übernimmt) in eine vielversprechende Wurfposition bringen. Alternativ kann der Spieler natürlich auch versuchen, sich quasi auf eigene Faust durch die Abwehr zu schlängeln, um nah am Korb dann zum Beispiel einen sogenannten Dunk zu machen. Dabei springt die Figur hoch und stopft den Ball einfach direkt in den Korb.

Um der Vielfalt des Sports gerecht zu werden, bietet "NBA 08" eine große Auswahl an Tricks und Techniken an: Von einfachen Würfen und Pässen über verschiedene Körpertäuschungsmanöver bis hin zu spektakulären Teamspielzügen mit hohem Show-Faktor. So kann man beispielsweise einen Mitspieler in Richtung des gegnerischen Korbs schicken, um ihm einen gut abgestimmten, langen Pass direkt in den Sprung zu spielen, den er dann schwungvoll "dunkt". Denn Basketball bietet dem Zuschauer – wie eigentlich jede Sportart, die in den USA populär geworden ist – zusätzlich zu athletischen Höchstleistungen auch immer eine große Show.

Neben der optischen und akustischen Darstellung des Spiels wird "NBA 08" diesem Aspekt auch dadurch gerecht, dass ein Team für solcherlei Showeinlagen mit verschiedenen Boni (Schnelligkeit, Präzision) belohnt wird. Allerdings ist es nicht immer ganz einfach, spektakuläre Manöver auch erfolgreich durchzuführen, weil das Spiel häufig etwas unübersichtlich gerät. Denn nahe dem Korb herrscht immer ein ziemliches Gedränge, da die Abwehrspieler die Angreifer permanent sehr nah am Mann decken. Außerdem befinden sich natürlich alle Spieler im Bereich des jeweiligen Korbes, der gerade verteidigt wird, sodass das ganze Spiel ständig von einer Feldseite zur anderen wechselt. Bis man sich an diese Geschwindigkeit und das leichte, aber ständige Chaos gewöhnt hat, dauert es trotz der anwenderfreundlichen Steuerung etwas.

Ist die Eingewöhnungsphase dann abgeschlossen, entfaltet "NBA 08" erst richtig sein ganzes Unterhaltungspotenzial: Rasante Spielzüge, optisch attraktive Einzelaktionen und eine Prise Strategie sorgen für jede Menge Spaß – wären da nicht ein paar Details, die das Vergnügen trüben. So fällt als erstes die Kamera negativ auf, da sie nicht verstellbar ist. Anfangs wirkt die feste Perspektive, in der man das Spielfeld immer längs hinunter (auf den Korb des verteidigenden Teams) schaut, sehr praktisch: Alles im Blick, alles in Ordnung. Doch leider gestalten sich flinke Aktionen unterm gegnerischen Korb schwierig, da der Spieler die ballführende Figur dadurch leicht über die Linie ins Aus manövriert. Zusätzlich zu dem ohnehin schon unübersichtlichen Gewusel trägt die Perspektive so dazu bei, dass Räume und Entfernungen schwieriger einzuschätzen sind, je näher man dem Korb ist.

Als nächstes springt die etwas magere KI der computergesteuerten Mitspieler ins Auge. Denn wenn der eigene Kamerad seelenruhig im Aus steht und auf ein Zuspiel wartet, ist das ärgerlich. Aber wenn sich herausstellt, dass die gegnerischen Mannschaften in der Liga auf Dauer keine echte Konkurrenz sind, ist das einfach nur schade. Sicher, es gibt vier Schwierigkeitsgrade, doch außer dem letzten bietet keiner eine Herausforderung, vor allem nicht für erfahrene Spieler. Und das führt zum nächsten Problem: Trotz der drei Spielmodi mit Minigames, Liga und Storymodus macht sich nach einiger Zeit Langeweile breit. Natürlich dauert es bis dahin einige Stunden, doch dann dominiert der Spieler die Computer-Gegner und hat alles gesehen, alles gemacht, alles gewonnen.

Einzel- und Ligaspiele

Genug der Kritik, nun zu den schon erwähnten Spielmodi. Unter dem Auswahlpunkt "Einzel" bietet "NBA 08" eine bunte Mischung an Möglichkeiten: Zuerst ist da das altbekannte Freundschaftsspiel. Zur Auswahl stehen – wie eigentlich immer bei "NBA" – alle Original-Teams der beiden NBA-Divisionen ("Ost-" und "Westliga"). Ansonsten ist es einfach eine schnelle Partie Basketball, wobei der Spieler sowohl die eigentlichen Regeln ("Anzahl der Freiwürfe bei einem Foul" zum Beispiel) als auch zusätzliche "Gameplay"-Einstellungen modifizieren kann. Unter der Auswahl "Minispiele" findet man verschiedene Trainingseinheiten wie beispielsweise eine Freiwurfübung oder Spielzugproben. Die Aufgaben können immer mit mehreren Spielern beziehungsweise gegen den Computer versucht werden und liefern so nette kleine Wettbewerbe. Außerdem findet sich unter den Minispielen auch die Möglichkeit, ein sogenanntes Allstar-Spiel zu starten. Dabei treten die Auswahlmannschaften der beiden Divisionen gegeneinander an, sodass dem Spieler quasi die besten Spieler der amerikanischen Liga geboten werden! Weiterhin befinden sich die allgemeinen Optionen und die Teamverwaltung in diesem Menü. Dort kann man alle Mannschaften editieren, Spieler transferieren oder ganz neue Spieler selbst erstellen.

"The Life", Teil drei

"The Life" ist der Titel des Storymodus` und geht mit "NBA 08" jetzt in die dritte Runde. Wie bei den Vorgängern ("NBA 06", "NBA 07") schlüpft der Spieler in die Rolle eines jungen Talents, das im Team des berühmten Coaches T. sein Glück sucht. Zu Beginn gilt es, den Jungspund den eigenen Wünschen anzupassen: Aussehen, Name und Rückennummer dürfen geänderten werden, dazu kommt noch die Wahl der Haupthand (sprich: Links- oder Rechtshänder). Lediglich das Fehlen von Faktoren wie Körpergröße oder Statur fällt an dieser Stelle unangenehm auf. Ist der neue Spielmacher in spe fertig, führt eine schöne Videosequenz den Spieler in die Geschichte ein und beleuchtet kurz den Hintergrund des Ganzen.

Der stellt sich so dar: Coach T. ist ein Urgestein im Trainergeschäft, doch nach über 20 Jahren will er sich endlich zur Ruhe setzten. Eine letzte Saison noch, dann ist Schluss. Dementsprechend hart nimmt der alte Fuchs die Spieler, unter denen sich auch einige alte Bekannte aus den Vorgängern finden, ran. Anfangs absolviert man mit wechselnden Teammitgliedern kleine Übungen mit Anleitung, wodurch das Ganze ein bisschen wie ein Tutorial wirkt. Doch schon bald werden die Aufgaben etwas komplexer, zum Beispiel, wenn man das erste Trainingsmatch bestreitet. Fast jede Übung hat zwei Arten von Zielen, die es zu erfüllen gilt: Erstens die Teamziele, die alle erfüllt werden müssen, bevor es in der Story weitergeht. Diese Ziele sind meistens relativ simple Sachen, wie beispielsweise in der vorgegebenen Zeit mindestens die Hälfte der Drei-Punkte-Würfe zu verwandeln. Als Zweites gibt es noch die sogenannten "Showtime"-Ziele. Dabei handelt es sich um spektakulärere oder zumindest immer etwas schwierigere Nebenaufgaben, deren Lösen mit klassischen Trikots belohnt wird (Lakers ´75). So trainiert der Spieler in "The Life" erst einmal alle Moves, erledigt brave alle Aufgaben und kommt nach über einem Dutzend Abschnitten endlich zum ersten echten Match. Doch wie schon gesagt sinkt die Begeisterung leider mit steigender Spielerfahrung, sodass nach dem Tutorial-Teil außer den gut gemachten Zwischensequenzen nicht mehr viel Aufregendes kommt. Außerdem sind die Ladezeiten bei "NBA 08" recht lang, was bei den oft kurzen Abschnitten der Geschichte sehr schnell äußerst nervig wird ...

Die A-Note: Technik

Während "NBA 08" in Sachen Gameplay nicht unbedingt überzeugen kann, ist die Show optisch und akustisch gut gemacht: Die Grafik ist für die Playstation 2 sehr ansehnlich, besonders die guten Bewegungsanimationen fallen auf, aber auch die Videosequenzen und Ladebilder sind schön gemacht. Die Musik des Spiels besteht aus einem Mix aus HipHop-, TripHop-, Crossover- und Punkrocktracks, wobei häufig einfach nur ein Beat ohne Gesang/Rap läuft. Dabei bleiben die Songs angenehm im Hintergrund, versprühen aber trotzdem eine gewisse Energie, die zur Sportart passt. Auch die Kommentatoren, die allerdings nur Englisch sprechen, tragen ihren Teil zur Atmosphäre bei, obwohl sie gelegentlich etwas hinterher hängen. Insgesamt erzeugen Musik und Grafik zusammen einen guten Eindruck der "Show Basketball", wobei teilweise schon fast etwas zu viel Fokus auf das ganze "cooler HipHop-Basketball-Star"-Image gelegt wurde ...

Die Steuerung des Spiels orientiert sich größtenteils am Vorgänger. Das heißt, es gibt auch wieder das "Wurf-o-Meter", eine halbkreisförmige Wurfanzeige. Sie wird über dem Kopf des Werfenden eingeblendet und zeigt anhand verschiedener Farben die Wahrscheinlichkeit eines Wurferfolgs an. Dabei spielen natürlich viele Faktoren wie Entfernung, Gegenspieler und Ähnliches eine große Rolle. Im Endeffekt ist die Wurfanzeige eine große Hilfe und leicht zu benutzen, sodass auch Anfänger schnell ihre Körbe schaffen. Ansonsten gibt es neben Standardmanövern wie Sprinten, No-Look-Pass und Steals natürlich noch ein paar weitere Optionen, um seine Mitspieler sinnvoll anzuleiten. Zum Beispiel kann man gezielt Leute zum Korb schicken oder einen Gegner angreifen lassen. Mit dem linken Stick läuft man, Spezialaktionen wie Crossovers, Drehungen und Täuschungen werden mit dem rechten Stick ausgeführt.

Fazit

Alles in allem unterhält "NBA 08" einige Stunden gut, vor allem, wenn man mit einem weiteren menschlichen Mitspieler zockt. Auch Musik und Grafik machen auf den ersten Blick einen guten und synergetischen Eindruck, die einfache Steuerung mit den vielen Manövern und Tricks überzeugt ohnehin nach kurzer Zeit. Doch die anfangs interessanten Minispiele bieten leider kaum Abwechslung, während die KI beziehungsweise der Schwierigkeitsgrad die Langzeitmotivation, ein paar Saisons in einer Liga zu spielen, stark trübt. Auch im Vergleich zum Vorgänger hat sich leider zu wenig getan. Deshalb würde ich "NBA 08" nur Basketballfans oder Liebhabern der Spiel-Serie empfehlen.

(07.03.2008)

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