Dark Messiah of Might and Magic: Elements (Xbox 360) (Ubisoft) geschrieben von Alexander Eschner
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Die "Might and Magic"-Serie geht in die nächste Runde. Nun dürfen auch Besitzer einer Next-Gen-Konsole den Geheimnissen und Abenteuern frönen. "Dark Messiah of Might and Magic: Elements" ist ein Ableger für die Konsole des bereits für den PC vor einiger Zeit erschienen "Dark Messiah of Might and Magic". Ob Konsolenbesitzer beherzt zugreifen dürfen und welche Unterschiede zwischen der PC- und der Konsolen-Version bestehen, werdet ihr hier erfahren. Die Qual der Wahl Man schlüpft in die Rolle des Vollwaisen Sareth, der von seinem Ziehvater Phenrig seit Anbeginn in die Kunst der Magie und in die Kampfkunst eingeweiht wurde. Nach Beendigung der Ausbildung werden Sie von ihrem Mentor zur freien Stadt Steinhelm zu Menelag, einem langjährigen Freund ihres Meisters, geschickt. Ihre Aufgabe besteht darin, den "Schädel der Schatten" aufzuspüren und ihn in Besitz zu nehmen. Besondere und mächtige Artefakte stehen aber nicht nur im Interesse von rechtschaffenen Menschen, sondern sind den dunkelsten und fürchterlichsten Kreaturen der Unterwelt von Nutzen. So gestaltet sich die Reise zu einem einzigartigen und halsbrecherischen Abenteuer, das von einem Schicksalsschlag nach dem anderen durchzogen ist. Doch bevor man sich seiner schicksalhaften Reise stellt, darf man zu Beginn wählen, welche Fähigkeiten besonders ausgeprägt sein sollen. Die Wahl der Fähigkeiten wird in Form von Klassen vorgenommen. Die erste Klasse nennt sich "Krieger" und ist eindeutig auf Kampf ausgelegt. So ist hier als einziges die Möglichkeit gegeben, schwere Schwerter, Äxte und Rüstungen zu führen und zu tragen. Der Nachteil besteht in einem magisch beschränkten Wissen; so kann man lediglich Zauberrollen benutzen, um Magie zu wirken. Das Benutzen von Bögen ist auf einen begrenzt, der Seilpfeile verschießt, um an höher gelegene Orte zu gelangen. Die nächste Wahl, die man treffen kann, ist die Klasse des "Bogenschützen". Sie hat klare Vorteile gegenüber weit entfernten Gegnern und Magiern, die leichte Zielscheiben abgeben. Das Waffensortiment reicht von durchschlagkräftigen Langbögen bis hin zu magischen Bögen, die Gegner erstarren lassen. Im Nahkampf sieht es eher dürftig aus. Bis auf kleine Hieb- und Stichwaffen kann man den nahkampfstarken Orks nichts entgegensetzen. Das magische Talent ist bei dieser Klasse ebenfalls eher nebensächlich. Was man nicht in den Armen hat, das hat man im Kopf. Dieser Satz trifft eindeutig auf die Klasse des "Magiers" zu. Seine Stärke besteht darin, für jeden Gegner einen passenden Spruch bereit zu haben. Das geistige Bewusstsein reicht von Feuerbällen über Schutzschilden bis hin zur Telekinese, mit der man Gegner und große Objekte aus der Ferne bewegen kann. Für den Fall, dass es doch zu Nahkämpfen kommt, ist der Stab die Primärwaffe des Magiers. Er ist nicht so effektiv wie Schwerter oder Dolche, birgt jedoch den Vorteil, dass man mit ihm Feinde betäuben kann, um letztendlich den finalen Schlag auszuführen. Obwohl ein Magier sicherlich nicht der Robusteste ist, kann er doch so einiges an Treffern wegstecken; das liegt vor allem an den magischen Gewändern, die ihn schützen. Die wohl anspruchsvollste Klasse ist der "Assassine". Wie es sich für einen richtigen Meuchelmörder gehört, tötet er seine Feinde überwiegend mit List aus dem Verborgenen. Dabei sollte man die Umgebung stets im Auge behalten, weil sie dem Spieler so manche zusätzliche Möglichkeiten eröffnet. Das Lieblingswerkzeug des Assassinen ist der Dolch, mit dem er schnell und präzise jeden Gegner aus dem Hinterhalt zur Strecke bringen kann. Um auch stärkere Zeitgenossen ins Jenseits zu befördern, werden dem Spieler zum Beispiel verbesserte Dolche wie die Giftdolche zur Verfügung gestellt. Im Fernkampf hat der Assassine nicht viel zu bieten und seine dürftigen magischen Talente sind nicht besonders förderlich, jedoch kann er am besten Schlösser knacken. Dieses Talent steht auch dem Bogenschützen zur Verfügung. Die Suche beginnt Nachdem man sich für eine Klasse seiner Wahl entschieden hat, beginnt die Suche nach dem "Schädel der Schatten". Gewöhnlich liegen wertvolle Artefakte nicht einfach auf dem Präsentierteller, in diesem Fall ist es ebenso. So beginnt die Reise in der verwinkelten Stadt Steinhelm. Sie ist sehr schön in Szene gesetzt und wirkt über lange Strecken hinweg sehr lebhaft. In einer Stadt gibt es natürlich viele Objekte, die man als Waffe missbrauchen kann, und das sollte man auch unbedingt tun, wenn man lang genug leben will, um die Reise fortzusetzen. Sehr gelungen ist auch, dass es in jedem Abschnitt versteckte Areale gibt, in denen man Reliquien und wertvolle Gegenstände finden kann. Besonders als Assassine oder Bogenschütze, die über das Talent des Schlösserknackens verfügen, gibt es hier vieles zu entdecken. Doch nicht nur die Oberfläche der Stadt steht im Mittelpunkt, auch die Kanalisation muss erkundet werden. Das Ambiente ist dort ebenfalls sehr schön dargestellt. Nach einiger Zeit führt die Reise auf eine von Orks und Goblins bewohnte Insel. Dort kann die etwas angestaubte "Source-Engine" gut punkten. Das Inselareal wirkt sehr glaubhaft und authentisch. Da kommen echte Urlaubsgefühle hoch, wenn man nicht gerade von Orkhorden angegriffen wird. Nun bietet dieses Fleckchen Land nicht nur ansehnliche Strände, sondern auch alte Tempelanlagen, die sich an Steilhängen befinden oder sogar in sie eingearbeitet wurden. Daraus kann man im Kampf durchaus Vorteile ziehen, wie zum Beispiel einen Gegner mit einem gekonnten Tritt über die Klippe zu befördern. Doch es ist Vorsicht geboten, man kann auch selbst von den Klippen gestoßen werden oder in so manche Falle tappen. Die lange und beschwerliche Reise führt noch an so manch mystischen und gefährlichen Ort. Kurzum, man kann behaupten, dass das Leveldesign sehr abwechslungsreich und klug gelöst ist. Für ein lineares Spiel hat man sich in diesem Bereich sehr viel Mühe gegeben. Auffällig ist, dass man sehr viel Wert auf die Interaktion mit Gegenständen gelegt hat. So findet man überall die Möglichkeit, Gegner schnell zur Strecke zu bringen - sei es ein kaputter Balken, den man zertrümmert, um Gegenstände auf Gegner fallen zu lassen, oder ein Fackelhalter, in den man Gegner hineintritt, um sie aufzuspießen. Selten hat eine Umgebung so sehr darum gebeten, benutzt zu werden. Jeder hat eine Schwäche Ein sehr gelungener Aspekt ist das Stärke- und Schwächeverhältnis bei den Gegnern. So sind zum Beispiel Spinnen, immun gegen Gifte, aber sehr anfällig für Feuer. Ein vergleichbares Verhältnis gibt es in unterschiedlichen Variationen bei jedem Gegner, und wenn man die Schwächen seiner Widersacher kennt, ist man oft im Vorteil. Die Schwächen einer Gattung zu kennen, bewirkt vor allem bei "Bossgegnern" eine ganze Menge. Es ist beruhigend zu wissen, dass Spinnen gut brennen, wenn man plötzlich vor einem Exemplar steht, das den Charakter gewöhnlich um das Hundertfache überragt. Allerdings müssen nicht alle Schwächen im Kampf auswendig gelernt werden, es gibt auch offensichtliche Schwachstellen wie etwa das Auge bei den Zyklopen. Man sollte definitiv auf solche Dinge achten, sonst wird ein Kampf ungleich schwieriger oder nahezu unlösbar. Besser ging es nicht Altes bewährt sich nicht immer. Bedauerlicherweise hat man bei "Dark Messiah of Might and Magic: Elements" auf die schon etwas in die Jahre gekommene "Source-Engine" gesetzt. Sie ist im Grunde keine schlechte Basis, und man hat auch sehr viel aus ihr herausgeholt. Allerdings kann sie einfach nicht mehr wirklich mit aktuellen Engines mithalten, wie sie zum Beispiel bei "Assassin's Creed" verwendet wurden. Licht- und Schatteneffekte wirken sehr realistisch und vermitteln sehr gut die Atmosphäre, die vor Ort herrschen soll. Auch die Video- und Zwischensequenzen machen Lust auf mehr und sind zum Teil wahrlich filmreif. Doch leider gibt es wegen der "Source-Engine" ein paar unschöne Tatsachen. So sind viele Texturen unscharf oder verwaschen und beeinträchtigen den Gesamteindruck. Ebenfalls kommt es gelegentlich zu Clipping-Fehlern, was auch nicht sehr schön ist. Ein weiteres Manko ist, dass einige Animationen und Bewegungsabläufe etwas abgehackt und dadurch unrealistisch wirken. Wie auf dem Schlachtfeld Auf ganzer Linie überzeugt hingegen die Geräusch- und Klangwelt. Man bekommt im Schlachtgetümmel den Eindruck, als wäre man mitten drin statt nur dabei. Berstendes Holz klingt überwältigend und mahnt zur Vorsicht, wenn man sich auf Brettern bewegt. Ebenso eindrucksvoll ist das Klirren, wenn Metall auf Metall trifft. Mit einem guten Heimkino-Soundsystem fühlt man sich, als befände man sich leibhaftig am jeweiligen Ort. Die Synchronisation der Protagonisten und Gegner ist einwandfrei und vermittelt sehr glaubhaft ihre Emotionen. Auch bei den Film- und Zwischensequenzen glänzt die Sprachausgabe von vorn bis hinten. An dieser Stelle hat man nicht gespart und ein sehr gutes Ergebnis erzielt. Wie funktioniert was? Gerade bei Spielen in diesem Genre kommt es darauf an, eine gute Steuerung zur Verfügung gestellt zu bekommen. Das ist den Entwicklern von "Dark Massiah of Might and Magic: Elements" definitiv geglückt. Anfangs muss man sich etwas auf sie einstellen, sobald man sie allerdings gemeistert hat, geht sie in Fleisch und Blut über. Das ist in hektischen Situationen sehr praktisch. So verzweifelt man auch nicht, wenn man einen fünf Meter großen Zyklopen, der wohl die letzten Therapiestunden des Antiaggressionstrainings verpasst hat, auf sich zu rasen sieht. Kurzum, man trifft immer das, was man treffen will und erreicht auch den Ort, den man erreichen will. Auch im Mehrspielermodus geht alles flockig von der Hand. Ebenso gut umgesetzt ist die Menüführung und Steuerung. Alles ist binnen Sekunden erreichbar und verstellbar. Ich gegen die ganze Welt Auch im Mehrspielermodus hat das Spiel so einiges zu bieten. Es stehen fünf verschiedene Modi zur Verfügung. Der erste heißt "Training": In ihm werden dem Spieler die Grundlagen beigebracht. Die nächste Option ist "Blitz": Hierbei muss man Kontrollpunkte einnehmen und halten. Stirbt man im Spiel, gibt es keine Wiedergeburt und man muss warten, bis die Partie zu Ende ist. Das interessanteste Spielprinzip ist definitiv der "Kreuzzug": Es handelt sich um eine kleine Minikampagne, die man in zwei Teams bestreiten kann, nämlich "Menschen" oder "Untoten". Ziel ist es, die gegnerische Festung zu zerstören. Dazu muss man allerdings auf drei Karten zuvor erfolgreich gewesen sein. Dann gibt es noch "Team Deathmatch", bei dem das Spielprinzip auf der Hand liegt: Ein Team muss das andere Team möglichst schnell und effektiv zerschlagen. Der letzte Modus ist das alt bekannte "Deathmatch": Dabei gilt Jeder gegen Jeden. Ob er das einfach zum Spaß oder in einem Ranglisten-Spiel ausleben will, bleibt dem Spieler selbst überlassen. Sehr schön ist auch, dass es im Gegensatz zur PC-Version neue Karten gibt. Auf jeden Fall ist das Angebot sehr vielseitig und vermittelt ohne Frage Langzeitmotivation. Fazit Fans der Reihe werden auf ihre Kosten kommen und können beherzt zugreifen. Bis auf die erwähnten optischen Defizite ist das Spiel gut geworden, vor allem wenn man bedenkt, dass es sich um die Umsetzung einer PC-Version handelt. Auch Mehrspielerfreunde dürften ihre Freude an dem Titel haben. Spielern, denen das Fantasy-Universum nicht liegt, werden mit ihm nicht viel anfangen können. Allen anderen sei gesagt, dass es einen Blick wert ist. (27.03.2008) |