Dunes of War

Dunes of War

(JoWooD)

geschrieben von Roland Kindermann

 

 
Entwickler: ZootFly
Publisher: JoWooD
Genre: Shooter
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Dunes of War
Preis: 26,89 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 16 Jahren gemäß §14 JuSchG

Spiele mit dem Zweiten Weltkrieg als Szenario gibt es wie Sand am Meer. Meist muss man dabei Soldaten aus der Vogelperspektive durch die Normandie und Berlin scheuchen oder sich aus der Egoperspektive durch eben diese Schauplätze ballern. Wer sich stattdessen zur Abwechslung einmal mit einem Panzer durch Nordafrika kämpfen möchte, kann dies ab sofort mit "Dunes of War" tun. Dabei handelt es sich eigentlich um ein allein lauffähiges Addon zum Mitte 2006 erschienenen "Panzer Elite Action".

Action statt Simulation

Panzer aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs waren rollende Festungen, die häufig von einer fünfköpfigen Crew gesteuert wurden. In "Dunes of War" hingegen übernehmen Sie allein alle Aufgaben. Dabei verzichtet das Spiel bewusst auf die Simulation technischer Details. Mit den "WASD"-Tasten können Sie vor- und zurückfahren und die Wanne Ihres Gefährts drehen. Von dessen Ausrichtung unabhängig steuern Sie die Blickrichtung mit der Maus. Dabei folgt der Turm Ihrem Fadenkreuz mit einer begrenzten Geschwindigkeit. Während das Zielen mit einem echten Panzer vor allem ohne technische Hilfsmittel eine Wissenschaft für sich ist, müssen Sie bei "Dunes of War" lediglich die Geschwindigkeit des Gegners einberechnen und darauf achten, dass Ihr Geschütz vollständig ausgerichtet ist, bevor Sie abdrücken. Auch wenn das Schießen nicht ganz trivial ist, werden Sie mit ein wenig Übung schnell relativ sicher treffen, vorausgesetzt, Sie stehen nicht seitlich an einem steilen Hang, denn dann schafft das Spiel es nicht mehr, den Turm in Richtung des Fadenkreuzes zu drehen. Neben dem Geschütz verfügt der Panzer noch über ein Maschinengewehr, das sich hervorragend für den Einsatz gegen ungepanzerte Fahrzeuge, Flugzeuge, Infanterie und stationäre Geschütze eignet, weil es stets in Richtung des Fadenkreuzes zielt und praktischerweise über unendlich viel Munition verfügt. Möchten Sie sich über die Positionen Ihrer Feinde informieren, leistet die hübsche Karte ebenso gute Dienste wie das Fernglas, das Sie auch nutzen können, um Luftschläge anzufordern. Die sind allerdings in der Anzahl begrenzt und an einigen Stellen des Spiels überhaupt nicht verfügbar. Die Steuerung ist eingängig und funktioniert gut, sodass Sie fast immer die volle Kontrolle über Ihr Gefährt haben. Lediglich in kleinen Barrieren wie beispielsweise Sandsäcken verfängt sich Ihr Panzer ärgerlicherweise beim Drüberfahren.

Ein wenig Unterstützung

Häufig werden Sie von bis zu drei Kameraden begleitet, die simple Befehle von Ihnen entgegennehmen. Die Kommandos werden in dem ausgesprochen knappen und nahezu nutzlosen Handbuch nur unzureichend erklärt, können jedoch getrost ignoriert werden, da die Untergebenen einerseits auch mit dem Standardbefehl ordentlich kämpfen, und andererseits so oder so Ihnen die Hauptarbeit überlassen. Gelegentlich werden Sie auch von weiteren, vollautomatisch agierenden Kameraden unterstützt.

Kurzer Spaß

Die Kampagne ist zweigeteilt. Je drei Missionen kämpfen Sie auf der Seite der Deutschen und der Alliierten. Jeder Einsatz dauert 30 bis 60 Minuten. Unterm Strich dürften die meisten Spieler also bereits nach fünf Stunden den Singleplayer-Modus abgeschlossen haben – eindeutig zu schnell. In jeder Mission bekommen Sie einen neuen Panzer, der sich allerdings nur geringfügig von Ihrem vorherigen Gefährt unterscheidet. Die Aufgabenstellungen sind wenig abwechslungsreich. Meist fahren Sie von Checkpoint zu Checkpoint, erledigen unterwegs alle Gegner und zerstören gegebenenfalls feindliche Kommunikationseinrichtungen oder andere Objekte. Nur selten müssen Sie mal etwas verteidigen oder einen Verbündeten eskortieren. Etwas mehr Abwechslung und ein weniger lineares Missionsdesign hätten für mehr Motivation gesorgt.

Wechselhafte Qualität

Schwierigkeitsgrad und Qualität der Missionen schwanken deutlich. Der Teil der Kampagne, den Sie auf deutscher Seite absolvieren, ist sehr leicht geraten. Auf dem mittleren der drei Schwierigkeitsgrade dürften selbst Anfänger die komfortable Quicksave-Funktion nicht benötigen. Oft reicht es, unmittelbar zum nächsten Checkpoint zu fahren und unterwegs auf alles zu schießen, was Sie nebenbei erwischen. Die fünfte und die sechste Mission sind dann plötzlich ausgesprochen schwierig und dürften selbst fortgeschrittenen Spielern Probleme bereiten. Wer nicht regelmäßig zum letzten der viel zu seltenen Reparatur- und Aufmunitionierungspunkte zurückkehrt, hat kaum Chancen zu überleben und steht bald mit leergeschossenem Panzer da. Die daraus resultierenden ständigen Fahrpausen unterbrechen den Spielfluss und nerven sehr. Zudem fehlt die Möglichkeit, Einfluss auf den Ausgang der Gefechte zu nehmen. Da es in der Wüste meist keine Deckungsmöglichkeiten gibt und die Einsätze streng linear strukturiert sind, können Sie nicht viel unternehmen, außer ständig in Bewegung zu bleiben, gut zu zielen und im Zweifelsfall früh genug zu fliehen. Seltene Sequenzen, in denen Sie Städte durchqueren, bilden eine wohltuende Ausnahme. Die letzte Mission schließlich spielt in einer eher bergigen Region. Hier wirkt die stark eingeschränkte Bewegungsfreiheit naturgegeben und weniger willkürlich als im Rest des Spiels. Auch gibt es wesentlich mehr Deckung und mehr Spielraum für taktisches Vorgehen, und die Abstände der Reparaturstationen stimmen. Kurz vor Schluss wird dem Spieler also noch einmal bewusst, wie viel Spaß "Dunes of War" machen könnte, wenn die Qualität beim Map-Design durchgehend gut wäre.

Kurzweiliger Mehrspieler-Modus

Wer die kurze Kampagne durchgespielt hat, kann sich immer im Mehrspieler-Modus austoben. Dabei steht lediglich eine Variante des aus der Battlefield-Reihe bekannten Flaggeneroberungs-Systems zu Verfügung. Bevor es losgeht, müssen Sie zunächst festlegen, ob Sie für die Deutschen oder die Alliierten antreten. Dann suchen Sie einen der bereits aus der Kampagne bekannten Panzer aus. Zwar stehen je nach gewählter Seite andere Modelle zu Verfügung, doch gibt es jeweils zwei miteinander korrespondierende Fahrzeuge, die identische Eigenschaften haben. Anders als im Einzelspieler-Modus können Sie das gegen Panzer ohnehin sinnlose Maschinengewehr nicht nutzen. Stattdessen besitzt jedes Vehikel eine eigene Spezialfähigkeit. Je nachdem, welches Sie gewählt haben, können Sie Luftangriffe oder Nachschubkisten anfordern oder Minen legen. Die zehn Mehrspielerkarten sind einigermaßen abwechslungsreich gestaltet. Auch wenn der Multiplayer recht simpel ist und nicht mit Spielen wie Battlefield konkurrieren kann, macht er dank einer guten Balance und eines Systems, das Teamarbeit belohnt, einige Zeit Spaß.

Gute Ergebnisse mit einfachen Mitteln

Grafisch präsentiert "Dunes of War" sich grundsolide. Technisch kann das Spiel allerdings trotz hübscher Schatten und realistisch animierter Panzerketten nicht sonderlich beeindrucken. Aktuelle Effekte, wie sie in anderen Actionspielen gerne mal in verschwenderischem Maß eingesetzt werden, fehlen. Dafür knicken die zahlreichen Palmen um, wenn Sie darüber fahren oder ein Geschoss in der näheren Umgebung einschlägt. Auch bei Infanteriegruppen werden die Druckwellen der ansonsten schmucklosen Explosionen hübsch visualisiert. Gebäude lassen sich in zwei Stufen zerstören. Allerdings wird dabei einfach das 3D-Modell ersetzt. Ein animiertes Einstürzen wäre noch hübscher gewesen. Die allgegenwärtigen schwarzen Rauchwolken brennender Panzerwracks sind technisch absolut anspruchslos und tragen dennoch sehr zur größtenteils dichten Atmosphäre bei, weil man sie bereits von Weitem sieht, zumindest soweit die durchaus ausbaufähige Sichtweite dies zulässt. Der Sound von "Dune of War" ist ebenfalls solide mit einigen Glanzpunkten wie den passenden Hintergrundgeräuschen, die den Eindruck vermitteln, Teil einer größeren Schlacht zu sein.

"Dunes of War" ist ein ausgesprochen simpler Shooter mit einigermaßen dichter Atmosphäre, der sich gut für Zwischendurch eignet. Wäre die Qualität aller Missionen ähnlich gut wie die des letzten Einsatzes und die Spielzeit wesentlich länger als die viel zu knappen fünf Stunden, hätte "Dunes of War" ein richtig gutes Spiel werden können. Nicht zuletzt aufgrund des Mehrspieler-Modus, der für einige Stunden Online-Spaß taugt, lohnt sich der Kauf aber trotz des - für die kurze Spielzeit - zu hohen Preises. Vielleicht gibt es "Dunes of War" ja bald gemeinsam mit dem ebenfalls zu kurz geratenen Vorgänger als günstige Gold-Edition.

(09.02.2007)

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